Kiel/Hamburg/Berlin, 16.03.2023. Durch den Aufbau eines Repositoriums, das ausschließlich Publikationen der wissenschaftlichen Politik- und Gesellschaftsberatung aus dem gesamten deutschen Wissenschaftssystem umfasst, soll eine zielgerichtete Informations- und Beratungsinfrastruktur für Akteure aus Politik, Verwaltung und weiteren gesellschaftlichen Bereichen entstehen. Das Kooperationsprojekt wird finanziert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) unterstützt den Aufbau durch wissenschaftliche Begleitforschung zum Prozess der Genese und Nutzung von Dokumenten zur Politik- und Gesellschaftsberatung.
Die wissenschaftsgeleitete Politik- und Gesellschaftsberatung hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen und ist fortwährend vielfältiger geworden. Politische Entscheidungen basieren immer häufiger auf empirischen Forschungsergebnissen und Gutachten. Allerdings kann die Suche nach diesen Beratungsdokumenten mühsam und zeitaufwändig sein, da sie auf verschiedenen Websites verstreut sind und oft nicht gezielt recherchierbar sind. Aus diesem Grund wird jetzt mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) das „Repository for Policy Documents“ (REPOD) ins Leben gerufen.
Mit REPOD wird ein digitales Repositorium aufgebaut, das Beratungsdokumente disziplinenübergreifend und gezielt recherchierbar macht und eine einheitliche Qualitätssicherung gewährleistet. Das Ziel ist es, bis Ende des Jahres 2023 eine Informations- und Beratungsinfrastruktur für Politik und Gesellschaft zu schaffen, die den Wissenstransfer aus der Forschung deutlich einfacher macht.
Unter Leitung des ZBW Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft besteht das Forschungskonsortium aus Wissenschaftler:innen des Alexander-von-Humboldt-Instituts für Internet und Gesellschaft (HIIG), des Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI), des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) und des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung sowie der Leibniz-Gemeinschaft als assoziierter Partner.
Prozesse der Genese und Nutzung von Dokumenten für Politik- und Gesellschaftsberatung
Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) übernimmt einen Teil der wissenschaftlichen Begleitforschung in REPOD. In enger Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) werden die Prozesse für die Erstellung und die Nutzung von wissenschaftlichen Beratungsdokumenten erforscht, an denen ein heterogener Kreis von Akteuren aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Medien und Zivilgesellschaft beteiligt ist. Während das HBI die Perspektiven der Hersteller:innen untersucht, nimmt das IRS die Nutzer:innen solcher Beratungsdokumente in den Blick.
Um praxisnahe Erkenntnisse über die Themenfindung, die Auswahl und Übersetzung von Wissen bis hin zur Verbreitung und Evaluation von Beratungsdokumenten zu gewinnen, setzt das HBI qualitative Methoden wie ethnographische Beobachtungen, retrospektive Interviews und Inhaltsanalysen ein. Auf diese Weise werden eine Vielzahl von beteiligten Akteur:innen, deren Praktiken und Zielorientierungen in den verschiedenen Prozessschritten der Erstellung von wissenschaftlichen Beratungsdokumenten erfasst. Diese Erkenntnisse werden gespiegelt durch die Ergebnisse der vom IRS untersuchten Nutzerperspektive, um so die gesamten Handlungs- und Kommunikationsprozesse um Beratungsdokumente abzubilden. Aus den identifizierten Praktiken, Herausforderungen und Chancen werden konkrete Vorschläge für die Erstellung wissenschaftlicher Beratungsdokumente und die Gestaltung des Repositoriums abgeleitet, wie z.B. Matchmaking-, Such- und Mapping-Funktionen sowie Reputationsmechanismen (vgl. Berr et al. 2022).
Nachfragen beantwortet
Dr. Hans-Ulrich Wagner
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
E-Mail:
h.u.wagner @ leibniz-hbi.de
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