Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert vier Jahre lang die Hauptphase des „Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ (FGZ) ab Juni 2020. Das HBI hatte gemeinsam mit zehn weiteren deutschen Forschungseinrichtungen in einer einjährigen Konzeptionsphase das Forschungsprogramm des FGZ erarbeitet. Das dezentral angelegte Institut wird sich mit Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts aus unterschiedlichen Perspektiven beschäftigen. Das HBI nähert sich der Thematik aus dem Blickwinkel der Medienforschung.
Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist ein Verbund aus elf Hochschul- und Forschungsinstituten, die in zehn verschiedenen Bundesländern angesiedelt sind und dadurch auch die regionale Vielfalt gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland in den Blick nehmen. Zusammen sollen die mehr als 100 Wissenschaftler*innen aus vielen verschiedenen Disziplinen mit empirischen Untersuchungen und großangelegten Vergleichen praxisrelevante Vorschläge erarbeiten, die dazu beitragen, gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Sie decken Aspekte wie Identitäten und regionale Erfahrungswelten, Ungleichheiten und Solidarität, Medien und Konfliktkultur, Polarisierung und Populismus, aber auch Antisemitismus und Hasskriminalität ab und erforschen diese im europäischen Vergleich und darüber hinaus.
In der anderthalbjährigen Vorphase des FGZ, in der ab Ende 2018 das Gründungskonzept für das Institut erarbeitet wurde, wurde ein umfangreiches Forschungs- und Transferprogramm mit mehr als 70 Teilprojekten und institutsübergreifenden Arbeitsbereichen entwickelt, die ab dem 1. Juni 2020 realisiert werden.
Neben dem Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) in Hamburg gehören die Technische Universität Berlin, die Universitäten Bielefeld, Bremen, Frankfurt, Halle-Wittenberg, Hannover, Konstanz und Leibniz sowie das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen und das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena zu dem Verbund.
Projekte im Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut
Der Beitrag des Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) zum FGZ orientiert sich an folgender Leitfrage:
Welche Rolle spielen Medien und Kommunikation bei der Herstellung oder Gefährdung gesellschaftlichen Zusammenhalts? Die geplanten Forschungs- und Transferaktivitäten verbinden sozial- und rechtswissenschaftliche Perspektiven, um drei miteinander verschränkte Themen zu bearbeiten:
Erstens wird untersucht, wie Menschen in verschiedenen sozialen Lagen durch ihre
Mediennutzung zur Herstellung von Öffentlichkeiten und gesellschaftlichem Zusammenhalt oder aber zu Fragmentierung und Polarisierung beitragen. Mehrere repräsentative Befragungen bilden die empirische Basis dieses Teilprojekts.
Zweitens wird die Bedeutung des
Journalismus für gesellschaftlichen Zusammenhalt untersucht. Auf Grundlage einer Journalistenbefragung sowie einer Bevölkerungsbefragung werden journalistisches Rollenselbstverständnis und die gesellschaftlichen Erwartungen an Journalismus erhoben und miteinander abgeglichen.
Drittens wird die Integrationsfunktion der
Public Service-Medien untersucht. Mehrere empirische Teilstudien werden ermitteln, wie Bürger*innen die Leistungen der öffentlich-rechtlichen Anbieter wahrnehmen und bewerten. Diese Befunde werden medienrechtlich eingeordnet und zu Empfehlungen für die Medienpolitik verdichtet.
Ein weiteres Vorhaben des FGZ-Hamburg betrifft die Konzeption und den Aufbau eines „(Social) Media Observatory“, das die systematische und kontinuierliche Beobachtung von publizistisch-journalistischer und sozialmedialer Öffentlichkeit ermöglichen wird. Die Daten werden in den oben genannten Teilprojekten genutzt, stehen aber anderen Standorten zur Verfügung. Durch Workshops und andere Informationsangebote unterstützt das SMO zudem den Aufbau methodologischer Kompetenzen im FGZ.
Transferstrategie des Teilinstituts
Im Einklang mit der Leitfrage fokussieren die Transferaktivitäten des TI Hamburg auf das Wechselspiel von Medienwandel und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Das HBI verfolgt dabei das strategische Ziel, erstens kontinuierlich Befunde aus dem FGZ in die Gesellschaft zu vermitteln und zweitens Wissen und Erfahrungen von relevanten Bevölkerungsgruppen in die Forschung einzubeziehen. Zur Umsetzung dieser Strategie wird ein eigenständiges Transferprojekt eingerichtet, das sowohl die projektübergreifenden als auch die teilprojektspezifischen Transferaktivitäten konzipiert, organisiert und evaluiert.
Um in Dialog mit der interessierten Bevölkerung zu kommen, werden zum einen etablierte Formate der Wissenschaftskommunikation am HBI – etwa das jährlich stattfindende „Hamburger Mediensymposium“, die „Leibniz Media Lectures“ sowie Social-Media-Kanäle wie der institutseigene Podcast, Blog und Twitter-Account – eingesetzt. Zum anderen werden zwei ganztägige Veranstaltungen (eine Dialogkonferenz sowie eine Fachtagung) organisiert, die sich gezielt an Multiplikatoren, etwa aus dem Bereich des Journalismus und der Wissenschaftskommunikation richten. Zudem finden weitere Transferaktivitäten in den Teilprojekten statt, deren Ziel insbesondere ist, Wissen und Expertise in die Forschungsprojekte hinein zu vermitteln, etwa in Form von Experten- und Stakeholder-Workshops sowie Round Tables.
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