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#DigitaleTeilhabe – Möglichkeiten werden noch nicht ausgeschöpft

#DigitaleTeilhabe – Möglichkeiten werden noch nicht ausgeschöpft

07.02.2022

Beim Safer Internet Day am 08.02.2022 steht das Thema digitale Teilhabe #fitfordemocracy im Fokus. Die Medien bieten hierfür zahlreiche Möglichkeiten. Doch werden diese von Kindern und Jugendlichen auch genutzt? Kira Thiel und Claudia Lampert diskutieren diese Frage anhand von Daten aus der EU Kids Online-Studie (pdf).

von Claudia Lampert und Kira Thiel 
Inwieweit nutzen Heranwachsende die digitalen Medien, um sich an gesellschaftlichen Diskussionen zu beteiligen?
In Sachen Teilhabe bieten Online-Angebote Kindern und Jugendliche zahlreiche Möglichkeiten. Ob und wie diese genutzt werden, ist vor allem eine Frage der Nutzungsgewohnheiten und somit auch des Alters. Mit zunehmendem Alter steigt nicht nur die Regelmäßigkeit und Dauer der Internetnutzung, auch das Spektrum der ausgeübten Online-Aktivitäten differenziert sich immer weiter aus: Das eher rezeptive “Einsteiger*innen-Repertoire”, das vor allem Tätigkeiten wie Videos schauen, Musik hören und spielen umfasst, wird im Jugendalter um die Nutzung von Social-Media-Plattformen und Messenger-Diensten, die gezielte Informationssuche und partizipative Tätigkeiten ergänzt.
 
Im Zusammenhang mit Partizipation und Teilhabe spielt auch die Rezeption und Auseinandersetzung mit tagesaktuellen Nachrichten eine zentrale Rolle. Schließlich ist das Wissen über aktuelle Themen und gesellschaftliche Problemlagen eine Voraussetzung dafür, dass Heranwachsende sich an gesellschaftlichen Diskursen beteiligen können.
 
Hier zeigt die EU Kids Online-Studie (pdf), dass das Nachrichteninteresse bei den Befragten (noch) nicht allzu stark ausgeprägt ist, mit zunehmendem Alter allerdings steigt, und vor allem den sogenannten Soft News gilt, also Nachrichten über Stars, Lifestyle-Berichte und lustige bzw. sonderbare Meldungen. Klassische Nachrichten werden vor allem im Fernsehen rezipiert, doch auch im Internet, insbesondere auf Social-Media-Plattformen und über Messenger-Apps, kommen viele Kinder und Jugendliche mit nachrichtlichen Informationen in Berührung.
 
Einfache Formen der Beteiligung werden bevorzugt
Mit Blick auf konkrete (digitale) Partizipationsmöglichkeiten zeigt sich, dass niedrigschwellige Formen der Partizipation wie das Bewerten und Liken (36 %), Kommentieren (28 %) oder Teilen (14 %) einer Nachricht in sozialen Netzwerken eine größere Rolle spielen als Partizipationsformen, die ein höheres Maß an Eigeninitiative voraussetzen. So geben lediglich 3 Prozent der Befragten an, einen Blog zu aktuellen Nachrichten zu schreiben, und 5 Prozent beteiligen sich online oder offline an Kampagnen oder Initiativen. Über alle abgefragten Partizipationsmöglichkeiten hinweg ist die Beteiligung in Form persönlicher Kommunikation über aktuelle Nachrichten in der Peer-Gruppe (36%) am weitesten verbreitet.
 
Wie schätzen Jugendliche ihre politische Wirksamkeit ein?
Insgesamt schätzen Kinder und Jugendliche ihre politische Wirksamkeit eher gering ein. Das betrifft zum einen den eigenen Wissensstand über tagesaktuelle und politische Themen: Nur jeder bzw. jede Fünfte hat den Eindruck, über die wichtigsten politischen Themen gut Bescheid zu wissen (20%) und politische Diskussionen gut verstehen zu können (21%). Zum anderen haben nur wenige Kinder und Jugendliche das Gefühl, Einfluss auf das politische Geschehen nehmen zu können. Lediglich ein kleiner Anteil der Befragten hat den Eindruck, dass sich politische Entscheidungsträger*innen für ihre Gedanken und Meinungen interessieren (8%) oder sich um engen Kontakt zu ihnen bemühen (10%).
 
Bei der Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich allerdings, dass auch in diesem Zusammenhang das Alter und das individuelle Nutzungsverhalten eine Rolle spielen. So schätzen Jugendliche ihr Wissen über politische Themen deutlich höher ein als Kinder und Pre-Teens. Außerdem haben Kinder und Jugendliche, die das Internet verstärkt zur Informationssuche nutzen und entsprechend auch häufiger mit Nachrichten in Kontakt kommen, eher den Eindruck, sich in der Politik auszukennen und auf politische Vorgänge Einfluss nehmen zu können.
 
Wo sehen Heranwachsende selbst Unterstützungsbedarfe?
Fragt man Kinder und Jugendliche, wobei sie sich online Unterstützung wünschen, werden verschiedene Bereiche genannt. Besonders gefragt sind Ratschläge zur Unterscheidung von echten und falschen Nachrichten („Fake News“). Jeweils 17 Prozent könnten Hinweise zum Teilen von persönlichen Informationen im Internet und zum Thema “e-safety” oder “e-security” gut gebrauchen, 16 Prozent äußern Bedarf an Ratschlägen, wie sie anderen helfen können, wenn sie mitbekommen, dass diese online belästigt werden. Im Hinblick auf die gesellschaftliche Teilhabe ist interessant, dass immerhin 13 Prozent Interesse an Ratschlägen äußern, wie sie sich online über politische Themen informieren oder wie sie sich online politisch engagieren können (9%).
 
Diese Unterstützungsbedarfe werden von Seiten der Schule nur bedingt aufgegriffen. So deuten die Ergebnisse der EU Kids Online-Erhebung darauf hin, dass es im schulischen Kontext eher darum geht, den Mediengebrauch in der Schule zu reglementieren oder bestimmte Online-Phänomene zu thematisieren, die mit Risiken verbunden sein können.
 
Was hat sich während der Corona-Pandemie im Hinblick auf die Beteiligungsmöglichkeiten verändert?
 
Die COVID-19-Pandemie hat – obwohl die Heranwachsenden noch stärker auf digitale Medien angewiesen sind als zuvor – nicht gerade dazu beigetragen, dass die digitalen Beteiligungsmöglichkeiten vermehrt wahrgenommen wurden. Im Gegenteil, die Ergebnisse der JuCo-Erhebungen mit Daten aus dem Frühjahr und Herbst 2020 verweisen darauf, dass vorhandene schulische und außerschulische Beteiligungsangebote zeitweise ausgesetzt wurden (Andresen et al. 2021).
 
Zudem zeigte sich deutlich, dass sich die Jugendlichen während der Pandemie weder gehört noch ausreichend informiert fühlten und dass sich dieses Gefühl im Verlauf der COVID-19-Pandemie noch verschlechterte. Auch im Hinblick auf die politische Selbstwirksamkeit haben nur 15,5 Prozent der Befragten den Eindruck, eigene Ideen in die Politik einbringen zu können.
 
Wie kann es gelingen, Herwachsende online, aber auch offline zu motivieren, sich an gesellschaftlichen Diskussion zu beteiligten?
Wichtig ist, bei den altersbezogenen Nutzungspraktiken der Kinder und Jugendlichen anzusetzen. Bei den jüngeren Kindern stehen beispielsweise das Spielen und Unterhaltung im Mittelpunkt der Nutzung, wohingegen das Interesse an politischen Themen noch vergleichsweise gering ist. Die Tatsache, dass knapp drei Viertel der 9- bis 11-Jährigen aber schonmal von Greta Thunberg gehört und 28 Prozent sich im Internet über F4F-Aktvitäten informiert haben, deutet jedoch darauf hin, dass sie Interesse an gesellschaftlichen Themen haben und sich auch auch engagieren wollen. Mit Blick auf diese Altersgruppe wäre vor allem wichtig, analoge und digitale Beteiligungsmöglichkeiten aufzuzeigen und sie auch dabei zu begleiten.
 
Bei den älteren Jugendlichen zeichnen sich schon verschiedene Formen digitaler Teilhabe ab, die jedoch sehr eng an den jeweiligen digitalen Nutzungspraktiken orientiert sind. Diese bieten einen guten Ausgangspunkt, um Jugendlichen für ihre politische Selbstwirksamkeit zu sensibilisieren und ihr gesellschaftliches Engagement zu fördern und z. B. auch bei der Realisierung eigener Beteiligungsvorhaben zu unterstützen.
 
Wie macht man Kinder und Jugendliche #fitfordemocracy?
Will man Kinder und Jugendliche fit machen für die Demokratie, sollte es nicht nur darum gehen, ihnen Teilhabemöglichkeiten aufzuzeigen und sie zur aktiven Partizipation zu ermutigen. Zusätzlich braucht es rechtliche Grundlagen, Konzepte und Angebote, die den Rahmen dafür schaffen, dass Kinder und Jugendliche sich online sicher bewegen und ausprobieren können. Angebot also, die sie dazu befähigen, souverän mit Risiken und belastenden Online-Erfahrungen – sowohl präventiv als auch reaktiv – umzugehen, die ihnen die nötigen Kompetenzen vermitteln, um Informationen richtig einordnen zu können, die sie für ihre Rechte im digitalen Raum und gleichzeitig für ein gutes, faires Miteinander sowie digitale Zivilcourage sensibilisieren.
 
Literatur
  • Andresen, Sabine; Heyer, Lea; Lips, Anna; Rusack, Tanja et al. (2021): Das Leben von jungen Menschen inder Corona-Pandemie. Erfahrungen, Sorgen, Bedarfe. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung. Online verfügbar: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Familie_und_Bildung/Studie_WB_Das_Leben_von_jungen_Menschen_in_der_Corona-Pandemie_2021.pdf
  • Hasebrink, Uwe; Lampert, Claudia; Thiel, Kira (2020): Digitale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut. Online verfügbar: https://leibniz-hbi.de/uploads/media/Publikationen/cms/media/m5ggcq0_EUKidsDigitaleTeilhabe200207.pdf

Der internationale Forschungsverbund EU Kids Online untersucht die Internetnutzung von Kindern in mittlerweile 33 Ländern Europas. Ziel des Verbundes ist es, eigene Studien durchzuführen, die eine Basis für medienpädagogische, rechtliche und politische Handlungsempfehlungen bieten. Darüber hinaus sichtet das Team vorliegende Befunde zur Onlinenutzung, bereitet diese auf und identifiziert Forschungslücken.

Die Ergebnisse der 2019 durchgeführten erneuten Repräsentativbefragung von Kindern und Jugendlichen zu ihren Online-Erfahrungen ist hier zu finden (pdf 2. überarb. Auflage).

Photo by Mika Baumeister on Unsplash

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