Coping mit belastenden Online-Erfahrungen im Jugendalter
Manche Heranwachsende erleben online Dinge, die sie stark belasten. Im Rahmen ihres Dissertationsprojekts untersucht Kira Thiel, wie Jugendliche mit diesen Online-Erfahrungen umgehen und welche Bewältigungsstrategien sie anwenden.
Die digitale Welt birgt für jugendliche Nutzer*innen verschiedenartige Risiken: Cybermobbing, gewalthaltige, pornografische oder extremistische Inhalte, Hate Speech, Fake News, Datenklau etc. Nicht alle lassen sich vermeiden, ohne gleichzeitig elementare Teilhaberechte der Heranwachsenden zu beschneiden. Es bleibt daher nicht aus, dass junge Menschen bei der Nutzung digitaler Technologien Erfahrungen machen, die in ihnen negative Gefühle auslösen und unter Umständen längerfristig nachwirken. Neben einer Befähigung zum präventiven Risikomanagement brauchen Heranwachsende daher auch Fähigkeiten, um entsprechende Erfahrungen reaktiv bewältigen zu können.
Wie gut oder schlecht ihnen das gelingt, hängt psychologischen Appraisal-Theorien zufolge stark davon ab, welche Coping-Strategien (von englisch to cope with, „bewältigen“) sie einsetzen. Gemeint sind damit sowohl konkrete Handlungen als auch kognitive Bemühungen, die darauf abzielen, eine als belastend wahrgenommenen Situation und/oder die damit einhergehenden Emotionen zu bewältigen. Das individuelle Coping wird dabei als ein dynamischer Prozess verstanden, innerhalb dessen – auch in Abhängigkeit von Personenmerkmalen, situativen Faktoren und persönlichen Ressourcen – verschiedene Strategien eingesetzt und ggf. kombiniert werden.
Ausgehend von diesen Überlegungen nimmt das Dissertationsprojekt einzelne Online-Erfahrungen und die anschließenden Bewältigungsbemühungen als prozesshaften Vorgang in den Blick: Wie genau die jeweiligen Erfahrungen aussehen, wie die Betroffenen mit ihnen umgehen – was sie im Ernstfall tun bzw. an wen sie sich wenden – und was ihnen letztendlich dabei hilft, das Erlebte zu bewältigen, sind die zentralen Fragestellungen.
Zur Beantwortung der oben genannten Fragen werden die jeweiligen Online-Erfahrungen mithilfe qualitativer Interviews genauer beleuchtet – von den situativen Gegebenheiten (Dauer, subjektiv wahrgenommene Kontrollierbarkeit, Beteiligte, Ressourcen) über emotionale Reaktionen bis hin zu den eingesetzten Coping-Strategien. Ziel ist es, den Bewältigungsprozess Jugendlicher im Umgang mit verschiedenen online-basierten Stressoren besser zu verstehen und auf diese Weise zur Beantwortung der Frage beizutragen, wie es gelingen kann, Jugendliche so zu stärken, dass sie belastende Online-Erfahrungen möglichst unbeschadet bewältigen können.
Infos zum Projekt
Überblick
Laufzeit: 2021-2023
Forschungsprogramm: FP3 - Wissen für die Mediengesellschaft