Die Forschungsstelle Mediengeschichte untersucht die öffentliche Kommunikation über Vergangenheit in folgenden Teilstudien: Gedächtnisbildung und Social Web Zum erinnerungskulturellen Handlungsfeld treten zunehmend auch digitale vernetzte Medien. Die „Erinnerungskulturen online“ (Dörte Hein) bringen zahlreiche neue Mechanismen und Formate hervor, um historisches Wissen zu generieren, zu sammeln, zu bündeln, zu archivieren, zu teilen und zu vermitteln. Gleichzeitig verändern sie die gewohnten Rollen von Akteuren. Etablierte „professionelle“ Akteure des journalistischen Bereichs und der Geschichtsvermittlung nutzen die neuen Möglichkeiten und beteiligen sich mit interaktiven Angeboten. Aber auch „nicht-professionelle“ Akteure treten auf, verstehen sich als Zeitzeugen und greifen die kommunikativen Möglichkeiten aktiv auf. Sowohl im deutschsprachigen Raum als auch international entstehen Internetprojekte, die auf die Bewahrung und Vermittlung (zeit-)geschichtlicher Zusammenhänge ausgerichtet sind und auf denen Nutzer Erinnerungen, Eindrücke und Erlebnisse einstellen, verbunden offensichtlich mit den unterschiedlichsten Erwartungen an ihr kommunikatives Handeln, sei es gezielt für „die Nachwelt“, als gruppen- bzw. generationsspezifisches Angebot oder als Dokumentation ihres Alltags in persönlichen Öffentlichkeiten. Das Forschungsfeld, das sich dadurch eröffnet und das national wie international zunehmend Aufmerksamkeit erfährt, wird aktuell mit einer Sichtung der bislang vorliegenden Studien angegangen. Ziel ist es, Forschungslücken zu identifizieren, ein Modell für die Klassifikation von Akteuren zu entwickeln, Kriterien für die Untersuchung der unterschiedlichen Angebote auf mögliche kommunikative Leistungen vorzulegen und so zu analysieren, welche Leistungen nutzergeneriertes Erinnern erfüllen. Mediale Erinnerung und transnationale Kommunikation Die Forschungsstelle Mediengeschichte ist Mitglied der AG
"Mediale Erinnerung & transkulturelle Kommunikation" am Research Center Media and Communication (RCMC). Die AG arbeitet an einer Perspektiverweiterung sowohl der (medialen) Erinnerungsforschung als auch der Forschung zur transnationalen bzw. transkulturellen Kommunikation. Ziel ist es, gesellschaftliche Erinnerung in und durch Medien im Kontext von Transkulturalisierungsprozessen theoretisch wie empirisch zu analysieren. Massenmedien als Akteure der Erinnerungskultur Die Forschungsstelle Mediengeschichte führt in regelmäßigen Abständen Studien zur Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als Akteur in erinnerungskulturellen Prozessen durch. So stellen Juliane Finger und Hans-Ulrich Wagner 2014 die Frage:
"Was bleibt von Fernseh-Darstellungen des Holocaust?". Um diese zu beantworten, erproben sie einen integrativen Ansatz zur empirischen Verknüpfung von Rezipienten- und Journalistenperspektive. In ihrem Aufsatz stellen sie eine empirische Studie vor, in der die Bedeutung von Fernsehdarstellungen für mentale Repräsentationen der Rezipienten vom Holocaust aus langfristiger Perspektive untersucht wird. Diese wird mit einer geschichtsjournalistischen Untersuchung der Fernsehberichterstattung über den Majdanek-Prozess bzw. die dreiteilige NDR-Fernsehdokumentation „Der Prozeß“ von Eberhard Fechner verknüpft. 2011 wurde in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv eine Audio-CD zur Berichterstattung von Axel Eggebrecht über den ersten Auschwitz-Prozess veröffentlicht. Der Hamburger Journalist Eggebrecht berichtete in den Jahren 1963-1965 für den NDR regelmäßig aus Frankfurt am Main. Vgl. auch das Forschungsprojekt „
Ankunft im Radio“.