Gemeinsam neue Wege gehen – das ist der Grundgedanke von molo.news. Ausgehend von empirischen Forschungsergebnissen und allgemeinen Problembeschreibungen wurden am Beispiel der Region Bremen Nutzer:innen und Anbieter:innen von lokalen und regionalen Informationen mit ihren Wünschen an eine die Öffentlichkeit fördernde lokale Kommunikationsumgebung in die Entwicklung der relationalen Informationsplattform für Stadtöffentlichkeit einbezogen.
Die Plattform molo.news erreicht ihr Publikum über eine Smartphone-App, in der Inhalte unterschiedlicher, für die lokale Öffentlichkeit relevanter professioneller und nichtprofessioneller Anbieter:innen in einem einheitlichen Nachrichten-Feed zusammenfließen. Dafür wird molo.news von der Fachwelt bereits als „Best Practice“ und „praxisnahe Innovationsentwicklung“ für Stadtöffentlichkeit bewertet.
Das Validierungsprojekt greift die Grundlagenforschung zu Stadtöffentlichkeit und das „proof of concept“ der zunächst für die Stadt Bremen und ihre Umgebung entwickelten experimentellen Plattform molo.news (http://molo.news) auf und validiert deren bundesweite Skalierbarkeit anhand von jeweils einer Groß-, Mittel- und Kleinstadt in Westdeutschland (Bremen, Delmenhorst und Bremervörde) und Ostdeutschland (Leipzig, Markkleeberg und Großpösna).
molo.news ist in „Co-Creation“ entstanden, d.h. viele Menschen aus Bremen und Umgebung haben an der Entstehung von molo.news mitgewirkt. Neben potenziellen Nutzer:innen waren dies Journalist:innen sowie Vertreter:innen lokaler Kollektive, also z.B. von Sportvereinen, sozialen Bewegungen und Kultureinrichtungen. molo.news möchte nicht nur die wichtigsten Meldungen regionaler Medien abbilden, sondern auch kleineren Kollektiven, also lokal ansässigen Vereinen, sozialen Bewegungen, Bürger:inneninitiativen und vielen anderen Gruppen, zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Molo.news verschafft den Bürger:innen auf diese Weise einen besseren Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe in der Umgebung und leistet einen Beitrag für eine bessere gemeinsame Stadtöffentlichkeit.
Das Validierungsprojekt strebt auf dieser Grundlage den Aufbau einer deutschlandweit verfügbaren Plattform für Stadtöffentlichkeit an. Als soziale Innovation soll molo.news in Zukunft in diversen Regionen insbesondere solche Menschen adressieren, die von klassischen lokaljournalistischen Angeboten nicht mehr bzw. ungenügend erreicht werden (z. B. junge Menschen oder Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen). Durch ihre Relationalität – d. h. dem Zusammenbringen verschiedener für die Stadtöffentlichkeit relevanter Akteur:innen – soll sie in ihrer Meinungs- und Perspektivenvielfalt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt beitragen.
Angesichts der in vielen (Klein- und Mittel-)Städten bestehenden wirtschaftlichen Krise des Lokaljournalismus soll die Plattform zusätzlich die Möglichkeit einer Monetarisierung der Arbeit für freischaffende Journalist:innen bieten. Dabei stärkt sie etablierte Medienangebote, indem ihnen im Rahmen des relationalen Ansatzes unter Beteiligung möglichst vielfältiger Anbieter:innen neue Kreise von Nutzer:innen über Verlinkung auf deren Angebote zugeführt werden. Bisherige Angebote am Markt sind entweder allgemeine Nachrichtenaggregatoren (z. B. Apple News, Google News) – ohne spezifische Ausrichtung auf ein Gemeinwesen und ohne Einnahmemöglichkeiten für Journalist:innen – oder Veranstaltungs-, Event- und Social-Media- Plattformen ohne speziellen lokalen Fokus auf Stadtöffentlichkeit.
Wie unsere Forschung zeigt, wird die von den Nutzer:innen gewünschte Relationalität auf solchen Plattformen nicht hergestellt. Die Notwendigkeit einer relationalen Plattform für Stadtöffentlichkeit zeigt sich – gerade auch während der Corona-Pandemie – in der in vielen deutschen Städten bestehenden Schwierigkeit, über verschiedene relevante Akteursgruppen hinweg einen Diskurs zu etablieren. Die Realisierung einer solchen relationalen Plattform hat insofern ein hohes Risiko, als dass
- der Aufbau einer „Sozialarchitektur“ für eine solche Plattform in verschiedenen städtischen Kontexten erst noch getestet werden muss und
- die „Software-Architektur“ im Hinblick auf weitreichendere Automatisierung, Weiterentwicklung des Interfaces und Integration von Monetarisierungsmöglichkeiten für freischaffende Journalist:innen erst noch zu validieren ist.
Es ist nicht davon auszugehen, dass in der Stadtöffentlichkeit bereits aktive Akteur:innen dies leisten können, weil i) Lokalmedien kein vordergründiges Interesse an einer von der eigenen „Marke“ abstrahierenden, gemeinwohlorientierten Entwicklungsaufgabe haben und ihren wirtschaftlichen Interessen verhaftet bleiben, weil ii) frei arbeitende Lokaljournalist:innen, Non-Profit-Journalismus, Vereine und andere Kollektive dazu nicht die Ressourcen haben und weil iii) etablierte öffentlichrechtliche Anbieter bzw. staatliche Institutionen sich an einer solchen Plattform zwar beteiligen mögen, sie aber aus rechtlichen Gründen nicht anbieten können.