Konkretisierung der Fragestellung
Mit der geplanten Studie sollen die folgenden Fragen beantwortet werden:
- Welche Leistungen erwarten die Bürger*innen vom Journalismus?
- Wie priorisieren sie diese unterschiedlichen Leistungen, d. h. worauf sollten Journalist*innen in ihrer Arbeit aus Sicht der Bevölkerung mehr und worauf weniger Wert legen?
- Welche Unterschiede zeigen sich hierbei zwischen verschiedenen Gruppen der Bevölkerung?
- In welchem Verhältnis stehen hierbei klassische journalistische Aufgaben wie „neutral informieren” zu neueren wie etwa „mit dem Publikum in einen Dialog treten”?
- Und welche (In-)Kongruenzen zeigen sich im Einzelnen bei welchen journalistischen Leistungen zwischen dem, was das Publikum erwartet, und dem, was Journalist*innen selbst als ihre professionelle Aufgabe betrachten?
Für die geplante Studie können wir auf zahlreiche einschlägige Vorarbeiten zurückgreifen, die in dem von der DFG geförderten Projekt „
Die (Wieder-)Entdeckung des Publikums: Journalismus unter den Bedingungen von Web 2.0” entstanden sind. Hier zeigten etwa so unterschiedliche Publika wie die der Tagesschau, eines ARD-Polittalk, der Süddeutschen Zeitung und des Freitag durchgängig höhere Ansprüche in puncto redaktionelle Transparenz, Partizipation und Dialog, als es die jeweiligen Redaktionen erwarteten.
Vorgehen bei der Untersuchung
Dem Ziel der Untersuchung entsprechend sollen die Erwartungen des Publikums an den Journalismus in einer für in Deutschland lebende Erwachsene repräsentativen Umfrage erhoben werden.
Um einer Überrepräsentanz besonders technik-affiner und partizipationsfreudiger Bürger*innen vorzubeugen, soll die Befragung nicht online, sondern als Computer-Assisted Telephone Interviews (CATI) durchgeführt werden. Dem Problem der abnehmenden Verbreitung von Festnetzanschlüssen wird dabei durch ein Dual-Frame-Verfahren Rechnung getragen, nach dem die Zufallsstichprobe zu 60 Prozent über Festnetz- und zu 40 Prozent über Mobiltelefonnummern rekrutiert werden. Eine Stichprobe von n = 1.000 Befragten wird die Repräsentativität der Ergebnisse sichern und grundlegende Vergleiche unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen erlauben (z. B. nach Altersgruppen, Geschlecht, formaler Bildung, neuen/alten Bundesländern, politischer Ausrichtung, genutzten Medien).
Kern des Fragebogens ist eine für die Publikumsperspektive adaptierte, international akzeptierte Batterie von Items, die unterschiedliche Facetten des journalistischen Rollenverständnisses repräsentieren. Diese wurde so auch von Steindl et al. (2017) verwendet, sodass die direkte Vergleichbarkeit mit ihrer repräsentativen Journalist*innen-Befragung gewährleistet ist.
Steindl, N., Lauerer, C., & Hanitzsch, T. (2017). Journalismus in Deutschland. Aktuelle Befunde zu Kontinuität und Wandel im deutschen Journalismus.
Publizistik,
62(4), S. 401–423.
https://doi.org/10.1007/s11616-017-0378-9