Patrick Vonderau ist Professor für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Rahmen eines Besuches am Leibniz-Institut für Medienforschung hält er einen Vortrag zu seinem aktuellen Forschungsprojekt:
„Clicks, Likes und Waffen: Die deutsche 'Like Economy'"
Berichte über Fake Views, falsche Follower oder Identitätsdiebstahl sind seit der Wahl des U.S.-Präsidenten 2016 regelmäßig in den Nachrichten. Hierzu gehört der Verdacht, die „Like Economy“ (Gerlitz/Helmond 2013) des Internet würde durch schattenökonomische Strukturen systematisch entwertet. Akademische und journalistische Darstellungen haben diese entweder als Form gesetzlich nicht autorisierten Online-Marketings oder als ausbeuterische digitale Arbeit in den Blick genommen und ihren Blick meist auf den globalen Süden gerichtet. Im Mittelpunkt steht dabei die Click Farm: das Bild digitaler Sweatshops, in dem Angestellte oder Freiberufler dafür bezahlt werden, dass sie durch manuelle Arbeit, Software Management oder eine Kombination von beidem unter falschem Namen mit Likes, Followers oder Views in Erscheinung treten (Casilli 2016; 2017; Ong/Cabanes 2018).
Der Vortrag untersucht Verfahren, Akteure und Prozesse, die an der Fabrikation von Likes und Followern in Deutschland beteiligt sind. Vorgestellt wird damit ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, Shadow Economies of the Internet: An Ethnography of Click Farming (2018- 2020), finanziert von Vetenskapsrådet/The Swedish Research Council, das Vonderau gemeinsam mit dem Sozialanthropologen Johan Lindquist (Universität Stockholm) durchführt.
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