„Wir müssen nicht den Abgesang auf die Demokratie anstimmen“

Wie gefährlich sind Desinformationskampagnen? Der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Matthias Kettemann hält den oft beschworenen Zusammenhang zwischen Fehlinformationen und „Demokratiegefährdung“ für fragwürdig. Im Gespräch mit Anna Henschel auf dem Portal Wissenschaftskommunikation.de nimmt er Bezug auf Ergebnisse, die er jüngst im Band „Information Ecosystems and Troubled Democracy: A Global Synthesis of the State of Knowledge on New Media, AI and Data Governance“ veröffentlicht hat.

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Auszug aus dem Interview

Kettemann: „Die Demokratie ist resilient. Wir müssen nicht den Abgesang auf die Demokratie anstimmen, wenn wir uns die fundamentalen Veränderungen der letzten 20 Jahre durch die digitale Transformation vor Augen führen. Kommunikationskulturen und -strukturen haben sich verändert – und trotzdem funktioniert Meinungsbildung im Großen und Ganzen.

Wenn wir allerdings negativ über diesen Wandel urteilen, indem wir sagen: „Das ist das Ende der Demokratie“, dann ist das wertegeleitet. Aber man sollte nicht so tun, als sei es unbestreitbar, dass die Demokratie in der Krise ist.

Es ist immer wichtig, die rechten und linken Ränder zu beobachten. Es ist immer wichtig, zivilgesellschaftliches Engagement zu unterstützen. Es ist immer wichtig, für das Recht einzutreten – gerade auch in Online-Räumen. Es ist also durchaus sinnvoll, neuere Tendenzen im Bereich der Demokratieentwicklung kritisch zu betrachten. Man sollte deswegen aber weder Angst haben noch einschlafen.“

Veröffentlicht am: 06.02.2025

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