Welche Chancen und Risiken hat Social Media für die politische Bildung gerade in Wahlkampfzeiten? In der Zeitschrift „Vogue“ hat Prof. Dr. Judith Möller nun dazu Julia Stelzner ein Interview gegeben und sich dabei auf ihre Forschungsarbeiten im HBI bezogen.
Zusammenfassung
In dem Interview verweist Judith Möller auf den Reuters Digital News Report 2024, der zeigt, dass 18 Prozent der Deutschen soziale Medien als wichtigste Nachrichtenquelle nutzen. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es sogar 27 Prozent. Hier erfahren sie, welche Themen wichtig sind, wer welche Meinung vertritt und welche Fakten relevant sind. Dennoch betont Judith Möller, dass politische Meinungen auch von persönlichen Werten, Normen und der Lebensrealität geprägt sind.
Der Zusammenhang zwischen Social-Media-Sympathien und der Wahlentscheidung sei, so Judith Möller, gering, aber Social Media habe einen relativ großen Einfluss darauf, ob Menschen überhaupt wählen gehen.
Soziale Medien böten die Chance, Politik wieder nahbar zu machen, erläutert die Wissenschaftlerin. Politiker*innen könnten sich direkt einbringen. Judith Möller betont die Wichtigkeit von Authentizität und das Wissen um die Plattform, auf der man unterwegs ist.
Die AfD habe TikTok früh besetzt und nutze die Plattform effektiv, um mit vereinfachten und pointierten Inhalten gezielt ihre Botschaften zu verbreiten. Judith Möller erklärt, dass die AfD vor allem bei Menschen Anklang findet, die den klassischen Medien misstrauen und sich verstärkt in sozialen Netzwerken aufhalten.
Die Personalisierung politischer Inhalte in sozialen Netzwerken sei nicht problematisch, solange sie nicht die inhaltliche Auseinandersetzung ersetze, sagt die Wissenschaftlerin und betont zudem, wie Desinformation und Fake News die politische Meinungsbildung beeinflussen können. Die Verantwortung der Plattformen, insbesondere durch den Digital Services Act der EU, sei entscheidend, um Lügen und Falschinformationen entgegenzuwirken.