BRC106 Wie wachsen Kinder und Jugendliche in einer mediatisierten Welt auf?

Wie verändert sich die Mediennutzung bei Heranwachsenden im Alter von 6 bis 15 Jahren? Mit welchen Motiven nutzen sie Medien? Und wie wirken sich ihre Mediengewohnheiten auf ihre sozialen Beziehungen aus – vor allem im kommunikativen Familiengefüge? Mit diesen Fragen hat sich das Langzeitprojekt „Connected Kids“ über sieben Jahre beschäftigt. Die Ergebnisse liegen nun in Form eines Abschlussberichts vor.

Im BredowCast erläutern die beiden Projektleitenden Dr. Claudia Lampert vom HBI und Prof. Dr. Rudolf Kammerl von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Katrin Potzel, ebenfalls FAU Erlangen-Nürnberg, die Ergebnisse.

Erkenntnisse

      • Mit dem Heranwachsen der Kinder ändert sich auch das Medienrepertoire, da sich die Bedeutung und die Funktion bestimmter Medien sowie Akteurskonstellationen wandeln.
      • Es zeichnet sich eine Verjüngungstendenz ab. Ein Kohortenvergleich macht deutlich, dass Kinder immer früher mit digitalen Angeboten in Kontakt kommen. Zum Beispiel verschiebt sich die Altersgrenze von 10 Jahren, wenn viele im Zuge des Wechsels auf eine weiterführende Schule ihr erstes Smartphone bekommen, nach unten.
      • Je älter die Kinder werden, desto mehr gewinnen Peers, also Gleichaltrige, an Bedeutung: Freundschaften werden durch eine fast schon permanente Online-Kommunikation geprägt. Daraus ergibt sich eine Kommunikationsaufforderung, die einerseits zu einem Teilnahmedruck führen kann und andererseits zum Wunsch, erreichbar und wahrgenommen zu werden.
      • Kinder und Jugendliche müssen nicht nur technische Fähigkeiten im Umgang mit Medien erlernen, sondern auch ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie stark sie sich auf digitale Kommunikations- und Erreichbarkeitserwartungen einlassen wollen.
      • Jüngere Kinder nutzen zunächst gemeinsame Familiengeräte (z. B. ein Tablet) für den Austausch im familiären Umfeld. Mit zunehmendem Alter suchen sie dann eigene, „elternfreie“ Kommunikationsräume – etwa auf Social-Media-Plattformen. Dabei entstehen getrennte Kommunikationssphären: Familie und Freundeskreis laufen über unterschiedliche Kanäle.
      • Das Sample zeigt: Kinder, deren Familien eher skeptisch gegenüber (sozialen) Medien eingestellt sind, haben im Vergleich mit Kindern aus eher medienaffinen Familien häufig genauso schnell ein Smartphone und sind genauso schnell auf sozialen Plattformen aktiv.
      • Kinder zeigen vielfältige Interessen in der Mediennutzung – unabhängig vom Geschlecht –, jedoch treten geschlechtsspezifische Tendenzen auf: Jungen nutzen häufiger Computerspiele, Mädchen eher kreative oder soziale Medien.
      • 15-Jährige haben bereits mit Künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT experimentiert, erleben deren Ergebnisse jedoch als schwankend und prüfen sie. KI-basierte Sprachassistenten werden voraussichtlich durch bessere Technologie verständiger und präsenter im Alltag, sodass sich das Alter der Nutzenden nach unten verschieben wird. Ebenso ist es möglich, dass die Grenzen zwischen menschlichen und künstlichen Akteuren in Familien zunehmend verschwimmen könnten.
        Es ist ebenfalls zu erwarten, dass eine neue Welle von KI-gestützten Spielzeugen wie interaktiven Puppen oder Teddybären entsteht, die sprachliche Interaktion ermöglichen und besonders für jüngere Zielgruppen entwickelt werden. Ein Beispiel aus der Vergangenheit ist die Puppe „Cayla“.

Begleitend zum Projekt sind Publikationen, Videos und pädagogische Materialien entstanden, die auf der Website www.sozialisation.net verfügbar sind.

Downloads

Hier geht es zum Abschlussbericht „Sozialisation in einer sich wandelnden Medienumgebung. Zur Erweiterung und Veränderung des Beziehungsnetzwerks“.
Hier geht es zum ersten Band „Sozialisation in einer sich wandelnden Medienumgebung. Zur Rolle der kommunikativen Figuration Familie“.

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Letzte Aktualisierung: 25.11.2025

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