„Ein ganz weirdes Ding“ – Mit Jugendlichen über sexuelle Grenzverletzungen sprechen
„Let’s talk about porn“ lautet das Motto des diesjährigen Safer Internet Days, um darauf aufmerksam zu machen, dass Kinder und Jugendliche online vermehrt – freiwillig und unfreiwillig – mit sexuellen Inhalten in Berührung kommen. Dieser Beitrag wirft einen Blick auf die sexuell konnotierten Online-Erfahrungen von Jugendlichen und zeigt auf, wie sie damit umgehen.
von Kira Thiel, Dr. Claudia Lampert, Dr. Stephan Dreyer und Sünje Andresen
Im Internet und insbesondere in Interaktionskontexten probieren Heranwachsende ihre Sexualität digital aus Dort werden persönliche Grenzen von Jugendlichen aber auch überschritten – sei es in Form von ungefragt zugesandten Nacktfotos (z. B. Dick Pics) oder anzüglichen Bemerkungen, Sex-Bot-Nachrichten, die versuchen, sie auf dubiose Webseiten zu leiten, sexualisiertem Cybermobbing oder der Anbahnung von sexuellem Missbrauch (Cybergrooming). 45 Prozent der Kinder und Jugendlichen wurden laut aktuellem Jugendmedienschutzindex nach eigenen Angaben schon einmal online belästigt. In einer Studie zur Jugendsexualität (Weller et al. 2021) mit 16- bis 18-Jährigen gab fast die Hälfte (46%) der Befragten an, sich durch Nachrichten über Messenger-Dienste (z. B. WhatsApp, Telegram, Facebook, Messenger) schon einmal belästigt gefühlt zu haben. 40 Prozent berichteten von einem Gefühl der Belästigung durch die ungewollte Konfrontation mit sexuellen Bildern oder Videos.
Die subjektive Bewertung digital aufgedrängter sexueller Inhalte und Kommunikation steht auch im Fokus des am HBI angesiedelten Teils des Projekts „Sicherheit für Kinder in der digitalen Welt“. Im Sommer 2022 wurden dafür Interviews mit Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren zu ihren Erfahrungen mit Online-Interaktionsrisiken geführt, d. h. zu Risiken, die sich aus den Interaktionsmöglichkeiten digitaler Medien ergeben. Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche mit vielfältigen Formen von sexuellen Inhalten und Darstellungen konfrontiert werden, die für sie nicht immer eindeutig einzuordnen bzw. in Worte zu fassen sind.
Welche sexuellen Grenzverletzungen erleben Jugendliche online?
Fragt man Jugendliche nach Situationen, die sie online als unangenehm, belastend oder verstörend wahrnehmen, werden unterschiedliche Formen sexueller Grenzüberschreitungen genannt, die sich auf unterschiedlichen Plattformen und Kanälen sowie unter Beteiligung unterschiedlicher Personen ereignen und sich hinsichtlich ihrer zeitlichen Dauer und Intensität unterscheiden.
Eine häufig, vor allem von den teilnehmenden Mädchen thematisierte Form sexueller Grenzverletzungen stellt der unerwünschte Erhalt sexueller Nachrichten (z. B. anzügliche Kommentare, Aufforderung zu sexuellen Handlungen) und Fotos (z. B. Dick Pics) auf Instagram oder Snapchat dar. Häufig handelt es sich um eher kurze, punktuelle Kontakte. Die Nachrichten stammen meist von Unbekannten, eine Teilnehmende berichtete aber auch davon, Nacktfotos von bekannten Gleichaltrigen zugeschickt bekommen zu haben.
Eine Form unerwünschter sexueller Kommunikation, die bislang im wissenschaftlichen Diskurs über Online-Risiken eher wenig Beachtung gefunden hat, die den Jugendlichen zufolge aber häufig vorkommt, ist die Kontaktaufnahme durch Bots auf Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Snapchat, die anzügliche Inhalte posten oder Nutzende per Privatnachricht oder Gruppenchat auf Webseiten mit sexuellen Inhalten (z. B. OnlyFans) weiterleiten wollen. Da die Jugendlichen diese meist sofort löschen und blockieren, handelt es sich hierbei meist um eher kurzfristige Belästigungen.
Zwei Jugendliche berichteten auch von Erfahrungen, die sich mit Blick auf bestimmte Merkmale als Cybergrooming klassifizieren lassen. So beschrieben die Betroffenen einen längeren Zeitraum des Beziehungsaufbaus, wobei das Gespräch erst nach einer Weile in eine sexuelle Richtung gelenkt wurde. Zudem ließen sich – für Grooming typisch – verschiedene Manipulationsstrategien (z. B. Komplimente und Drohungen) und ein plattformübergreifender Kontakt beobachten.
Dass die Grenzen zwischen verschiedenen Risikophänomenen online verschwimmen, zeigt sich im Fall einer Jugendlichen, die von einer Situation berichtete, in der ihr Ex-Freund sie in einer Instagram-Story (halb-)öffentlich beleidigte und drohte, Nacktfotos zu veröffentlichen.
Obwohl viele der befragten Jugendlichen offen über ihre Erfahrungen sprachen, deutete sich in einigen Gesprächen an, dass sie teilweise Schwierigkeiten hatten, die Erfahrungen kognitiv und emotional einzuordnen, geschweige denn, sich gegenüber Dritten zu offenbaren. Dies spiegelt sich u. a. in der Verwendung eher unkonkreter Begriffe wie „komisch“, „suspekt“, „absurd“, „ominös“ oder „weird“ wider, die viele Jugendliche zur Beschreibung ihrer Erfahrungen nutzen. Insgesamt zeichnen sich verschiedene „Dimensionen der Sprachlosigkeit“ ab, d. h. Faktoren, die es Jugendlichen erschweren, sexuelle Grenzverletzungen zu benennen.
“Dann war irgendwie so ein ganz weirdes Ding” – Schwierigkeiten, die Situation einzuordnen
Eine Voraussetzung dafür, sexuelle Grenzverletzungen zu benennen, dagegen vorzugehen und sich – falls nötig – Hilfe und Unterstützung zu suchen, besteht darin, übergriffige Verhaltensweisen auch als solche zu erkennen. In den Gesprächen wird allerdings deutlich, dass Jugendliche teilweise unsicher sind, was sie von bestimmten Situationen halten sollen und dass es für sie nicht immer leicht zu erkennen ist, wo die Grenze zwischen einer harmlosen Kontaktaufnahme bzw. einem netten, unverfänglichen Gespräch/ Kennenlernen und unangemessener sexuell konnotierter, anzüglicher oder gar übergriffiger Kommunikation verläuft.
Ein 17-Jähriger beispielsweise erzählte von einer Situation, die er nach eigener Aussage nicht als schlimm oder belastend empfand, die ihn aber offenkundig irritierte: „Also es hat mich, vor zwei Monaten war das, glaube ich, so ein Typ random auf Instagram angeschrieben. Also war auch irgendwie ein komisches Profil. […] Und hat mich halt so sehr persönlich angeschrieben. […] Also das war schon sehr persönlich und ich glaube, habe ich auch kurz mit ihm geschrieben, irgendwas, keine Ahnung. Und ja, dann war irgendwie so ein ganz weirdes Ding. Also es war irgendwie schon abends und dann hat er noch irgendwie so ganz komisch irgendwas gute Nacht oder so, ganz komisch formuliert. Und ja, da habe ich dann/ also fand ich komisch. Habe ich einfach blockiert und dann, ja, war die Sache auch rum. Aber das fand ich ein bisschen unangenehm“ (Niklas, 17)
In ähnliche Richtung geht das Beispiel einer 17-Jährigen, die eine unangenehme Erfahrung mit einer älteren Person auf Snapchat gemacht hatte, und diese als „suspekt“ bezeichnete: „Also mich hatte auf Snapchat, ich glaube, der war fast dreißig und da war ich noch 14, und der hat das dann trotzdem weitergemacht und das war ein bisschen, ja, eklig. […] Also da war ich ja noch 14, das heißt, ich habe geantwortet. Und der hatte mich auch gefragt, wie alt ich bin. Und da habe ich ja 14 geantwortet. Da meinte er dann so: ‘Ja, ein bisschen jung, aber geht ja noch.‘ Und ob ich denn nicht ein Bild schicken könnte und so. Und ja, genau, und dann aber so/ Der hatte dann immer Snaps geschickt, also nicht, also so von seinem Gesicht und so, also ja, von seinem Gesicht. Und da habe ich dann aber nicht mehr drauf geantwortet. Also das war mir dann auch ein bisschen, ja, suspekt, nenne ich es mal (lacht)“ (Emily, 17)
Zudem kann es vorkommen, dass die Jugendlichen die Kontaktaufnahme durch fremde Erwachsene mit ehrlichem Interesse an ihrer Person verwechseln oder über sexuell konnotierte Nachrichten hinwegsehen, weil sie sich durch die Aufmerksamkeit und Komplimente ihres Gesprächspartners wertgeschätzt und geschmeichelt fühlen. Eine 17-Jährige, die eine solche Erfahrung auf Snapchat gemacht hatte, beschrieb dies folgendermaßen: „Also so mit 14, da denkt man ja noch so: ‚Oh, okay, ich kriege Aufmerksamkeit, mir schreibt jemand.‘ Und ja, dann antwortet man halt mehr […], weil man denkt: ‚Okay, jemand interessiert sich für mich, der möchte mich kennenlernen, sogar, obwohl er mich gar nicht kennt.‘ Und jetzt denke ich mir dann aber so: ‚Ja, okay, nein, eigentlich ja nicht. Der möchte dich ja eigentlich gar nicht kennenlernen‘, sondern einfach wirklich nur, ja, das ist so […] Mittel zum Zweck, sage ich jetzt mal so“ (Emily, 17).
Ein anderer Jugendlicher berichtete, erst mit zeitlichem Abstand verstanden zu haben, dass es sich bei einem vermeintlichen Freund möglicherweise um einen Pädophilen gehandelt hatte. Die Frage, ob er sich im Rückblick vorstellen könnte, den Mann anzuzeigen, verneinte er und erklärte dies damit, dass der Mann selbst auch Bedenken angesichts des großen Altersunterschieds geäußert hatte und in ihn verliebt gewesen wäre.
Ein weiterer Aspekt, der die Wahrnehmung und Einordnung sexuell konnotierter Online-Erfahrungen zu beeinflussen scheint, ist die sich abzeichnende Tendenz der Gewöhnung bzw. Abstumpfung. Eine 16-Jährige beispielsweise erklärte, die wiederholte Konfrontation mit Dick Pics habe bei ihr zu einer Art Gewöhnungseffekt geführt, sodass sie diese nicht mehr als besonders schlimm oder verstörend wahrnehme: „Also, ich habe es ehrlich gesagt schon häufiger gesehen. Man ist da mittlerweile gegen abgehärtet in dem Sinne. Man blockiert dann halt, oder entfernt, oder was weiß ich. Und denkt nicht mehr weiter drüber nach“ (Sina, 16).
Generell zeigte sich in den Interviews, dass sich die Einschätzung und Bewertung einer Situation aus dem komplexen Zusammenspiel verschiedener situativer und personenbezogener Faktoren ergibt (vgl. Thiel, Lampert 2023). Im Fall sexueller Online-Kommunikation sind es u. a. fehlendes Einvernehmen, das Alter des Gesprächspartners und sein Wissen über den Altersunterschied (z. B. wenn eine 14-Jährige von einem 30-Jährigen angeschrieben wird, obwohl in ihrem Profil das Alter angegeben ist), Unvorhersehbarkeit und Unmittelbarkeit (z. B. wenn sexuelle Nachrichten quasi “aus dem Nichts” kommen), die dazu beitragen, dass Jugendliche eine Situation als problematisch, unangenehm oder schlimm wahrnehmen. Allerdings zeigt sich auch, dass hierfür ein gewisses Problembewusstsein vorhanden sein muss, beispielsweise, dass den Jugendlichen klar sein muss, dass es nicht normal ist, wenn Erwachsene Minderjährige kontaktieren.
„Ich habe mich auch irgendwie unwohl gefühlt“ – Schwierigkeiten, die eigene Gefühlswelt in Worte zu fassen
Bei der Deutung und Einordnung von Situationen und Erlebnissen helfen Emotionen. Diese haben zudem eine handlungsvorbereitende Funktion, d. h. sie können dazu führen, ein Problem aktiv anzugehen und sich Hilfe zu suchen. Entsprechend wichtig ist es, einen Zugang zur eigenen Gefühlswelt zu haben und Emotionen verbalisieren zu können. In den Interviews deutete sich an, dass den befragten Jugendlichen dies nicht immer leicht fällt und sie z. T. – mitunter etwas unbeholfen – auf unpassend wirkende Ausdrücke, wie z. B. „komisch“, „lustig“ oder „weird“ zurückgreifen. Eine Teilnehmende beispielsweise sagte, sie habe den Erhalt sexueller Fotos und Nachrichten als „sehr komisch“ empfunden. Auf Nachfrage, was sie genau damit meine, fügte sie hinzu: „Ich habe mich auch irgendwie unwohl gefühlt. Also das ist, glaube ich, mein ‚Komisch‘“ (Pia, 17). Eine andere Teilnehmende, die von einer herabwürdigenden Instagram-Story ihres Ex-Freundes erzählte, fand diese nach eigener Aussage „lustig“ und bewertete sie deshalb als überhaupt nicht schlimm. Auch in Bezug auf den Erhalt von Dick Pics sagten ein paar Mädchen, diese mittlerweile lustig zu finden. Fraglich ist an dieser Stelle, ob diese Äußerungen wirklich das emotionale Erleben der Jugendlichen wiedergeben oder ob es sich dabei nicht um eine Form kognitiver Umdeutung und Distanzierung handelt.
Zudem zeigte sich in den Interviews, dass einige Jugendliche auf die Frage, wie sie sich in einer Situation gefühlt haben, ihre Gedanken statt ihrer Gefühle beschrieben. Eine 17-Jährige beispielsweise antwortete auf die Frage, wie sie sich nach dem unerwünschten Erhalt eines Nacktfotos fühlte: „Ich finde es eigentlich, ich weiß nicht, das/ Also du findest es einfach nur peinlich von der Person, dass die Person sowas macht halt“ (Emily, 17).
„Über so etwas redet man nicht gerne mit Eltern“ – Scheu vor Offenbarung
Nicht nur Schwierigkeiten bei der Einordnung, ein fehlendes Problembewusstsein oder Probleme bei der Wahrnehmung und Artikulation der eigenen Gefühle können es Jugendlichen erschweren, über sexuelle Grenzverletzungen (mit Erwachsenen) zu sprechen.
Einerseits ist anzunehmen, dass das sensible Thema „Sexualität“ in der Altersgruppe allgemein häufig schambesetzt ist. Zusätzlich schwierig kann ein Gespräch darüber sein, wenn – wie beispielsweise in Forschungskontexten – fremde Erwachsene als Gesprächspartner*innen fungieren, zu denen in der Regel kein enges Vertrauensverhältnis gegeben ist.
Doch auch mit engen Bezugspersonen wie den eigenen Eltern darüber zu sprechen, ist nicht für alle Jugendlichen eine Option. Als Gründe hierfür nannten sie u. a. die Sorge, dass eine Offenbarung mit negativen Konsequenzen einhergehen könnte, z. B. die Plattform nicht mehr nutzen zu dürfen oder dass das Problem aufgebauscht wird. Zudem äußerten einige Jugendliche das Problem, dass ihre Eltern sich mit den Plattformen nicht wirklich auskennen. Mit Blick auf seelsorgerische Angebote oder psychologische Unterstützung äußerten ein paar Jugendliche Bedenken, dort an eine*n Berater*in zu geraten, mit der*dem die Chemie nicht stimmt, bedrängt zu werden oder „auf Krampf“ Tipps zu bekommen. Sich mit ihren „Internet-Problemen“ an die Polizei zu wenden, lehnten einige Jugendliche ebenfalls ab – vor allem, weil sie fürchteten, dort nicht ernst genommen zu werden. Generell fiel auf, dass Jugendliche in der Regel keine Vorstellung davon haben bzw. ihnen nicht klar ist, welche Grenzverletzungen online strafrechtlich relevant sind.
Let’s talk about it – Aber wie?
Unabhängig davon, wie belastend die Jugendlichen die Online-Erfahrung wahrnehmen, wurde in den Interviews deutlich, dass es Räume und Möglichkeiten braucht, um Online-Erfahrungen einordnen und reflektieren zu können. Allerdings zeigt sich auch, dass der Austausch über negative Online-Erfahrungen für die Jugendlichen auch ein sehr sensibles, oftmals schambesetztes Thema berührt, über das es ihnen schwerfällt zu sprechen.
Es braucht daher neben einem vertrauensvollen Kontext einen sensiblen Zugang, um den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich jemandem anzuvertrauen und sich zu öffnen. Ein geeigneter Zugang kann über hypothetische Szenarien erfolgen. Im Rahmen des Projekts wurden die Jugendlichen daher nicht nur nach ihren eigenen Erfahrungen gefragt, sondern ihnen wurden als Gesprächsanlass auch ausgewählte Szenarien zu verschiedenen Risikophänomenen, wie u.a. Dick Pics und Cybergrooming vorgelegt.
Ezra (15) wurde auf Snapchat von jemandem geaddet, den sie nicht kennt und hat den Kontakt aus Neugier angenommen. Kurz darauf schickt dieser Kontakt ihr einen Snap. Als Ezra den Snap öffnet, sieht sie, dass es ein Nacktfoto ist. Klara (13) wurde vor einiger Zeit von einer Person, die sich als Tom (13) vorgestellt hat, über Instagram angeschrieben. Am Anfang haben sie sich vor allem über Hobbys und Schule ausgetauscht. Irgendwann wollte Tom nur noch auf WhatsApp mit ihr chatten, das war OK für Klara. Jetzt fragt er sie ständig, welche Klamotten sie beim Schlafen trägt, macht ihr viele Komplimente und möchte sich mit ihr treffen.
Die Szenarien boten den Jugendlichen die Möglichkeit, einerseits verschiedene Online-Risiken zu reflektieren und gleichzeitig ihre eigenen Erfahrungen einzuordnen (z. B. wenn jemand Ähnliches oder Schlimmeres erlebt hat).
Derartige Szenarien eignen sich auch, um Heranwachsende zu vermitteln, dass bestimmte Online-Verhaltensweisen unangemessen sind und nicht als unvermeidbares Risiko oder Nebenwirkung der Nutzung sozialer Medien hingenommen werden müssen und dass es verschiedene Angebote gibt, die psychologisch oder auch rechtlich unterstützen können. In verschiedenen Gesprächen mit Jugendlichen hat sich dabei gezeigt, dass einige Angebote durchaus bekannt sind, dass es aber an Transparenz fehlt, welche Folgen die Offenbarung gegenüber Dritten, die Meldung eines Vorfalls oder eines Täters beim Anbieter der Online-Plattform oder bei der Polizei (z.B. Stellung von Strafanzeige) nach sich ziehen könnte. Darüber hinaus fehlt den Minderjährigen auch das Bewusstsein dahingehend, welche Verhaltensweisen möglicherweise strafbar sind und zu Ermittlungsverfahren durch die Staatsanwaltschaft und Polizei führen können. Der Umstand, dass (jedenfalls derzeit) sowohl in straf- wie in zivilrechtlichen Verfahren die Erziehungsberechtigten von Minderjährigen einzubeziehen sind, kann mitunter betroffene Jugendliche davon abhalten, belastende Vorfälle bei entsprechenden Stellen zu melden. Er unterstreicht zugleich die zentrale Rolle von Eltern im Erziehungsalltag. Gespräche über Sexualiät, Pornografie, sexuelle Grenzverletzung im Netz, aber auch andere gesellschaftlich tabuisierte Themen, sind aber für viele Jugendlichen unvorstellbar. Das Recht kann dabei nicht helfen, aber Initiativen wie der Safer Internet Day bieten einen guten Anlass, diesen Themen einen Raum und Rahmen zu geben, um darüber ins Gespräch zu kommen.
Weiterführende Hinweise und Materialien unter https://www.klicksafe.de/pornografie
Bild: Collage Claudia Lampert /canvas
Letzte Aktualisierung: 08.08.2024