Forschungsfinanzierung und Projekttypen

Grundlagenforschung „höchster Qualität“ (etwa DFG-finanziert) und die praxisorientierte Erarbeitung von Wissensgrundlagen für die Regulierung existieren am HBI als unterschiedliche Projekttypen nebeneinander, erläutert dieser Blogbeitrag.

Von Wolfgang Schulz

Der Neujahrstag 1984 wird oft als Zeitpunkt eines medialen „Urknalls““ beschrieben. Mit Kabelpilotprojekten begann die Zeit des privaten Rundfunks, der sich anschickte, den davor allein Rundfunk betreibenden öffentlich-rechtlichen Anstalten publizistische Konkurrenz zu machen. Da schon damals die Mission des Instituts darin bestand, die jeweils aktuellen medialen Entwicklungen besser zu verstehen, begann für
das Institut eine Phase mit neuen Themen, aber auch mit neuen Projekttypen und neuer Projektfinanzierung.

Die für die Aufsicht privaten Rundfunks geschaffenen Landesmedienanstalten begannen früh, Forschungsaufträge zu vergeben, und es entstand nicht nur eine neue potenzielle Quelle für Projektmittel, sondern auch eine neue Projektgattung, nämlich Forschung, die explizit darauf zielte, Wissensgrundlagen für Regulierung zu schaffen.

So tauschten Forschende des HBI kurzzeitig den Elbstrand mit dem Rheinischen Schiefergebirge und fanden sich in Gesprächen mit Lokalpolitiker*innen in Siegen-Wittgenstein wieder, um das Lokalfunkmodell in Nordrhein-Westfalen besser zu verstehen. Die Landesmedienanstalten beteiligten sich eine Zeit lang sogar institutionell an der Finanzierung des Instituts.

Der regulierungsbezogene Projekttyp spielt bis heute eine Rolle im Portfolio des Instituts, allerdings als ein Typ unter vielen anderen. Und die Zahl derer, die hier regulatorisch tätig sind, hat sich vermehrt und zum Teil haben sich die Aktivitäten
auf die europäische Ebene verlagert. Schon 2003 hielt die damalige EU-Kommissarin Viviane Reding einen Vortrag am Institut und erweckte in einer charmanten Übertreibung den Eindruck, die Europäische Kommission sei ohne die Expertise
des HBI faktisch handlungsunfähig.

Mit der Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft und der damit verbundenen Evaluation, die sich neben Transfer von Erkenntnissen vor allem an wissenschaftlicher Exzellenz orientiert, wurden für das Institut Projekte relevanter, die auf der Grundlage von wissenschaftlichen Peer-Reviews vergeben werden, wie etwa bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Und die Arbeitsformen werden noch vielfältiger: von bis zu achtjährigen Forschungsgruppen bis hin zu Research Clinics, die in wenigen Tagen interdisziplinärer Arbeit problemlösende Erkenntnisse zu Tage fördern sollen.

Als mit sicherer Bund-Länder-Förderung ausgestattetes Leibniz-Institut kann das HBI die Art von Drittmittel-Projekten weitgehend frei wählen, je nach Erkenntnisinteressen und programmatischen Zielen.

Foto: Plakat zur Ankündigung einer Bürgerstunde mit Rudolf Mühlfenzel über die Kabelpilotprojekte am 14. November 1983 in München

Letzte Aktualisierung: 08.06.2025

Beteiligte Personen:

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