Digitale Strategien, rechte Reichweite im Netz und demokratische Herausforderungen im Bundestagswahljahr

Im Bundestagswahlkampf 2025 hat sich erneut gezeigt, wie stark die digitale Aufmerksamkeitsökonomie die mediale Sichtbarkeit politischer Parteien beeinflusst – besonders zugunsten der radikalen Rechten. Vier Beiträge, die im Blog des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt erschienen sind, werfen einen Blick auf die Mechanismen, Strategien und Plattformdynamiken, mit denen die radikale Rechte medialen Raum gewinnt – und was dem entgegengesetzt werden kann. Ein besonderer Fokus liegt bei den Analysen auf der Plattform TikTok. Ergänzend wird die Umsetzung des Digital Services Act (DSA) kritisch bewertet, insbesondere im Hinblick auf den eingeschränkten Zugang zu Forschungsdaten. 

Im Beitrag „Flood the Zone with Shit« – Elon Musk, die AfD und das Agenda-Setting der radikalen Rechten im Bundestagswahlkampf 2025“ erläutern Jan Rau, Christoph Richter und Daniel Wehrend, wie die kommunikativen Interventionen von US- Milliardär Elon Musk die mediale Präsenz von Weidel und der AfD erhöht haben und wie diese Dynamiken von Mechanismen der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie getrieben werden. Die Verknüpfung internationaler Akteure mit sozialen Netzwerken und traditionellen Medien schafft neue Dynamiken im politischen Diskurs.  

Zwei weitere Beiträge fokussieren auf die Plattform TikTok, wo die AfD besonders effektiv junge Zielgruppen anspricht. Während alle Bundestagsparteien mittlerweile auf der Plattform präsent sind, zeigt sich: Die AfD dominiert nach wie vor – nicht zuletzt durch emotionale Kurzvideos und ein aktives Unterstützerumfeld. Dr. Gregor Wiedemann und Philipp Kessling analysieren dies im Beitrag Bundestagswahl 2025 auf TikTok anhand eigener Daten aus dem Social Media Observatory. Daran anknüpfend wird im Beitrag „Wahlkampf im Takt des Algorithmus“ erläutert, warum die AfD auf TikTok nach wie vor erfolgreich ist und wie es den anderen Parteien gelingen kann, demokratische Öffentlichkeiten auf der Plattform zu stärken. Die Autoren zeigen, dass SPD, Grüne und Die Linke zwar gegen Ende des Wahlkampfs Reichweitengewinne verzeichnen konnten, betonen aber, dass dies demokratische Parteien TikTok nicht nur taktisch im Wahlkampf, sondern strategisch und dauerhaft als Raum demokratischer Öffentlichkeit begreifen sollten. Aktuelle Analysen zeigen jedoch, dass das Engagement der demokratischen Parteien nach der Bundestagswahl bereits wieder zurückgegangen ist.

Im Beitrag Art. 40 DSA und Zugang zu Forschungsdaten bei den Bundestagswahlen thematisieren Jan Rau, Philipp Kessling, Gregor Wiedemann und Felix Victor Münch die Umsetzung des Digital Services Act: Obwohl der DSA mehr Transparenz bei Plattformdaten vorsieht, berichten die Autoren von eingeschränktem Zugang, technischen Problemen und fehlender Kooperation. Die Analyse digitaler Risiken im Wahlkontext bleibt dadurch erschwert. 

Die Beiträge verdeutlichen, wie stark soziale Plattformen politische Sichtbarkeit beeinflussen. Sie zeigen aber auch, dass demokratische Parteien unter geeigneten Bedingungen Reichweite gewinnen können – vorausgesetzt, sie nutzen die digitalen Kanäle strategisch und langfristig. Zugleich besteht Regelungsbedarf, um Forschung und Debattenqualität zu sichern.

Illustration: Ditho Design GmbH

Letzte Aktualisierung: 27.05.2025

Newsletter

Infos über aktuelle Projekte, Veranstaltungen und Publikationen des Instituts.

Jetzt abonnieren