Zum internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November veröffentlicht das Verbundprojekt „Sicherheit von Kindern in der digitalen Welt“ (SIKID) einen Kompass. Dieser bietet konkrete Handlungsfelder und -optionen, um die Sicherheit von Kindern im digitalen Raum zu stärken.
Im Fokus des im September 2021 gestarteten SIKID-Projekts standen Kommunikations- und Interaktionsrisiken, denen Kinder und Jugendliche bei der Onlinenutzung begegnen, darunter Cybermobbing, Hassrede, Cybergrooming und sexuelle Grenzverletzungen.
Aus kommunikationswissenschaftlicher und medienpädagogischer Perspektive hat das Vorhaben über die von Kindern und Jugendlichen genutzten Coping-Strategien während und nach belastenden Situationen Aufschluss geforscht, um Aussagen über die Resilienz und über von jungen Betroffenen als effektiv empfundenen Hilfsinstrumente und Gegenmaßnahmen treffen zu können.
Aus rechtswissenschaftlicher Perspektive wurde der bestehende Rechtsrahmen solcher Risiken analysiert, Schutzlücken identifiziert und im interdisziplinären Verbund Ansätze ihrer Schließung erarbeitet.
Zentrale Erkenntnis
Eine zentrale Erkenntnis ist, dass Kommunikations- und Interaktionsrisiken strukturell neuartige Gefährdungsphänomene sind, die der bestehende Rechtsrahmen erst seit kurzem und mit ersten Schritten aufgreift. Für die effektive Befähigung und den angemessenen Schutz von Kindern und Jugendlichen sind bei solchen Risiken eine Reihe von Akteuren nötig, da hier befähigende und präventive Ansätze in Zusammenklang mit repressiven Instrumenten treten müssen. Akteursbezogene Untersuchungen konnten zeigen, dass hier zwischen vielen der relevanten Akteure bereits Verbindungen bestehen. Ein nachhaltiges und systematisches Akteursnetzwerk im Bereich der Kommunikations- und Interaktionsrisiken ist aber noch nicht etabliert. Das Projekt SIKID zeigt vor diesem Hintergrund Handlungsoptionen zur Verzahnung von Akteuren und Maßnahmen im Jugendmedienschutz auf.
Die Bedeutung von Akteursnetzwerken
„Das alte Sprichwort ‘It takes a village to raise a child’ gilt auch für Maßnahmen zur Verringerung von Online-Interaktionsrisiken für Kinder“, sagt Dr. Stephan Dreyer, der das SIKID-Teilprojekt am HBI leitet. „Wir brauchen gemeinsame bereichsübergreifende Anstrengungen, um Kindern und Jugendlichen eine selbstbewusste, positive und unbeschwerte Online-Nutzung zu ermöglichen. Dafür sind umfassende Kooperationen von Akteuren aus Medienpädagogik, Industrie, Aufsicht, Strafverfolgung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft nötig.“
Download des Kompasses
Der Kompass ist open access als Kurzversion und als Langversion verfügbar.
Das SIKID-Projekt läuft seit September 2021 und endet am 31. Dezember 2024. Es ist ein Verbundprojekt der Universität Tübingen, der TU Berlin und des Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut. Am HBI sind an SIKID beteiligt: Dr. Stephan Dreyer, Dr. Claudia Lampert, Sünje Andresen, Kira Thiel und Neda Wysocki.
Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.