Vertrauen in Nachrichten stabil – KI-generierte Nachrichten stoßen auf Skepsis

Deutsche Ergebnisse des „Reuters Institute Digital News Report 2025“ zur Nachrichtennutzung im internationalen Vergleich veröffentlicht

Hamburg, 17.06.2025. Das Vertrauen in Nachrichten bleibt in Deutschland auf einem hohen Niveau. 45 Prozent der erwachsenen Online-Bevölkerung sind der Ansicht, man könne dem Großteil der Nachrichten in der Regel vertrauen. Das größte Vertrauen genießen weiterhin öffentlich-rechtliche Nachrichten sowie Lokal- und Regionalzeitungen. Gleichzeitig ist die Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass menschlich produzierte Nachrichten vertrauenswürdiger seien als Nachrichten, die hauptsächlich durch eine künstliche Intelligenz (KI) erstellt wurden. Dies sind Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Report 2025, für dessen deutsche Teilstudie das Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg verantwortlich ist. Insgesamt basiert die Studie auf fast 100.000 Befragten aus 48 Ländern auf sechs Kontinenten. Die Befragung in Deutschland wurde im Januar 2025 durchgeführt.

Fernsehen ist wichtigste Quelle für Nachrichten

Um sich über aktuelle Ereignisse zu informieren, konsumieren 66 Prozent der erwachsenen Online-Bevölkerung in Deutschland mindestens einmal pro Woche Nachrichten im Internet. Die meistgenutzte Nachrichtenquelle im Internet sind soziale Medien wie Facebook, X oder YouTube (33 %). In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen konsumiert jede zweite Person regelmäßig Nachrichten auf derartigen Plattfor-men. Für rund ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen stellen soziale Medien zugleich die wichtigste Nachrichtenquelle dar und etwa jede sechste Person (17 %) in dieser Altersgruppe kommt ausschließlich in sozialen Medien mit Nachrichteninhalten in Kontakt. Darüber hinaus schauen 61 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen in Deutschland mindestens einmal pro Woche eine Nachrichtensendung im linearen Fernsehen. In der jüngsten Altersgruppe sind es knapp ein Drittel. Für die Mehrheit der erwachsenen Online-Bevölkerung (43 %) ist das lineare Fernsehen zugleich auch die wichtigste Quelle für Nachrichten, dicht gefolgt von Nachrichtenquellen im Internet (42 %).

Generative-KI-Chatbots nur von wenigen zum Abrufen von Nachrichten genutzt

Entgegen ihrer zunehmenden Verbreitung spielen Generative-KI-Chatbots wie ChatGPT derzeit nur eine geringe Rolle im Kontext von Nachrichten. Lediglich vier Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen in Deutschland verwenden wöchentlich einen Generativen-KI-Chatbot zum Abrufen von Nachrichten. Bei Befragten im Alter unter 35 Jahren ist dieser Anteil mit neun bzw. zehn Prozent etwas höher. Darüber hinaus werden Generative-KI-Chatbots nahezu immer als Ergänzung zu anderen Nachrichtenquellen genutzt, sodass derzeit nicht zu beobachten ist, dass hierdurch herkömmliche Informationsquellen verdrängt werden.

Traditionelle Nachrichtenmedien dominieren Nutzung in sozialen Medien

Die sozialen Medien, die anteilig von den meisten Befragten verwendet werden, um Nachrichten zu suchen, zu lesen, anzuschauen, zu teilen oder um darüber zu diskutieren, sind auch im Jahr 2025 YouTube (18 %), WhatsApp (15 %) und Facebook (15 %). In der jüngsten befragten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen konsumieren 29 Prozent regelmäßig Nachrichten auf Instagram, gefolgt von YouTube (23 %) und WhatsApp (20 %). Von allen Nachrichteninhalten in sozialen Medien finden dabei die Inhalte von traditionellen Nachrichtenmedien bzw. Journalist:innen insgesamt die größte Beachtung. Das gilt sowohl für ältere als auch für jüngere Nutzer:innen. Gleichzeitig sagen 18- bis 24-Jährige anteilig etwas häufiger als ältere Befragte, dass sie den Nachrichteninhalten von politischen Akteuren sowie Nachrichten-Influencer:innen in sozialen Medien am meisten Beachtung schenken.

Sorge über Falschmeldungen vor allem auf TikTok

Das vergleichsweise hohe Vertrauen der erwachsenen Online-Bevölkerung in die Nachrichtenmedien in Deutschland spiegelt sich auch in deren Einschätzungen wider, welche Quellen ein hohes Risiko für die Verbreitung von falschen oder irreführenden Informationen im Internet darstellen. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht in Online-Influencer:innen bzw. Online-Persönlichkeiten eine große Gefahr im Zusammenhang mit Des- und Misinformation. Weitere 47 Prozent sind der Meinung, dass von Aktivist:innen sowie von ausländischen Regierungen, Politiker:innen oder Parteien eine große Gefahr ausgeht, und 40 Prozent denken dies in Bezug auf Politiker:innen und Parteien aus Deutschland. Im Verhältnis dazu werden Nachrichtenmedien und Journalist:innen als weniger bedrohlich wahrgenommen (24 %).

Im Vergleich verschiedener Kanäle und Plattformen wird TikTok als besonders gefährlich eingeschätzt (57 %), dicht gefolgt von X (53 %) und Facebook (50 %). Lediglich 14 Prozent sind der Meinung, dass Nachrichten-Websites eine große Gefahr im Zusammenhang mit falschen oder irreführenden Informationen im Internet darstellen. Zur Überprüfung von potenziell falschen oder irreführenden Informationen würde die Mehrheit der Befragten (40%) eine Nachrichtenquelle ihres Vertrauens aufsuchen.

Skepsis gegenüber automatisiert erstellten Nachrichten

Dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus wird überwiegend mit Skepsis begegnet.  54 Prozent der Befragten fühlen sich bei der Nutzung von Nachrichten, die hauptsächlich durch KI produziert wurden, eher oder sehr unwohl. Etwas größer ist die Akzeptanz, wenn Nachrichten lediglich mit etwas Hilfe von KI, aber hauptsächlich von menschlichen Journalist:innen produziert wurden (34 %).

Auch das Interesse der Befragten an der Nutzung von spezifischen Nachrichtenangeboten, die mithilfe von KI an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst werden, ist eher gering. Das größte Interesse an derartig personalisierten Nachrichtenangeboten zeigt die jüngste Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Das gilt insbesondere für den Einsatz von KI für Zusammenfassungen, Übersetzungen oder vereinfachte Formulierungen von Nachrichtenartikeln.

Abwärtstrend des Nachrichteninteresses gestoppt, aber aktive Nachrichtenvermeidung nimmt zu

Das allgemeine Interesse an Nachrichten ist im Jahr 2025 stabil geblieben. Wie bereits im Vorjahr sagen 55 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen in Deutschland, dass sie überaus oder sehr an Nachrichten interessiert sind. Auch die allgemeine Reichweite von Nachrichten bleibt auf einem hohen Niveau: 91 Prozent konsumieren mehr als einmal pro Woche Nachrichten (2024: 89 %).

Gleichzeitig haben mit 71 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen so viele wie noch nie zuvor angegeben, dass sie mindestens gelegentlich aktiv die Nachrichten vermeiden (2024: 69 %). Der mit Abstand wichtigste Grund der Nachrichtenvermeidung sind die negativen Auswirkungen der Nachrichten auf die eigene Stimmung (48 %). Zudem geben jeweils 39 Prozent der Nachrichtenvermeider:innen an, dass zu viel über Kriege und Konflikte berichtet wird und dass sie von der Menge an Nachrichten erschöpft sind. Während ältere Teilgruppen ab 55 Jahren häufiger als Grund für Nachrichtenvermeidung angeben, dass zu viel über Kriege und Konflikte berichtet wird (49 %), sagen 18- bis 24-Jährige anteilig etwas häufiger, dass sie von der Menge an Nachrichten erschöpft sind (43 %), dass die Nachrichten für ihr Leben nicht relevant zu sein scheinen, und sie das Gefühl haben, mit den Informationen nichts anfangen zu können (jeweils 19 %).

Informationen zur Studie

Seit 2012 untersucht der Reuters Institute Digital News Survey jährlich über Repräsentativbefragungen in mittlerweile 48 Ländern generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung. Die Studie wird unter Koordination des in Oxford (UK) ansässigen Reuters Institute for the Study of Journalism zeitgleich in Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chile, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Hongkong, Indien[1], Indonesien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kenia, Kolumbien, Kroatien, Malaysia, Marokko1, Mexiko, Niederlande, Nigeria1, Norwegen, Österreich, Peru1, Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Serbien (2025 neu hinzugekommen), Singapur, Slowakei, Spanien, Südafrika1, Südkorea, Taiwan, Thailand1, Tschechien, Türkei, Ungarn und in den USA realisiert. Pro Land wurden 2025 rund 2.000 Personen befragt. Insgesamt basiert die Studie in der 13. Wiederholung auf den Antworten von fast 100.000 Befragten aus 48 Ländern auf sechs Kontinenten.

Die Feldarbeit in Deutschland wurde zwischen dem 16. und dem 30. Januar 2025 vom Umfrageinstitut YouGov durchgeführt, das auf der Basis von Online-Access-Panels Stichproben zog, die für Internetnutzer:innen  der beteiligten Länder ab 18 Jahren repräsentativ sind. Repräsentativ meint, dass die Stichprobe ein strukturgleiches Abbild der internetnutzenden Bevölkerung hinsichtlich der Variablen Alter, Geschlecht, Region und Bildung darstellt bzw. dementsprechend gewichtet wurde. Generell ist bei der Interpretation der Ergebnisse stets zu berücksichtigen, dass es bei der Stichprobenziehung aus Online-Access-Panels zu Resultaten kommen kann, die Aspekte der Internetaffinität und die Nutzung des Social Web etwas überschätzen. Der Standardfehler der angegebenen Werte bewegt sich in der Regel in einem Bereich zwischen einem und drei Prozent.

Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut ist seit 2013 als Kooperationspartner für die deutsche Teilstudie verantwortlich; die Erhebung im Jahr 2025 wurde dabei von den Landesmedienanstalten und dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) unterstützt.

Die deutsche Teilstudie kann ab 17. Juni 2025 hier heruntergeladen werden: https://doi.org/10.21241/ssoar.102887

Der internationale, englischsprachige Report kann unter http://www.digitalnewsreport.org/2025 abgerufen werden.

Kontakt

Julia Behre, j.behre@leibniz-hbi.de

Information zum Reuters Institute for the Study of Journalism

Das Institut wurde 2006 von der Thomson Reuters Foundation gegründet; es ist angesiedelt am Department of Politics and International Relations an der University of Oxford. Das Institut ist ein international aktives Forschungszentrum für vergleichende Journalismusforschung, das in seiner Forschung eine globale Perspektive verfolgt und Forschern unterschiedlichster Disziplinen ein Forum bietet, um mit Journalisten aus aller Welt zusammenzukommen. Mehr unter http://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/.

Information zum Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)

Seit 75 Jahren erforscht das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut den Medienwandel und die damit verbundenen strukturellen Veränderungen öffentlicher Kommunikation. Medienübergreifend, interdisziplinär und unabhängig verbindet es Grundlagenwissenschaft und Transferforschung und schafft so problemrelevantes Wissen für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Im Jahr 2019 wurde das Institut in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen. Mehr unter www.leibniz-hbi.de.

[1] Eingeschränkte Repräsentativität der Stichprobe.

Letzte Aktualisierung: 17.06.2025

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