Hamburg, 20.03.2025. Künstliche Intelligenz in Anwendungen wie ChatGPT oder Google Gemini, sogenannte generative KI, wird bereits von knapp 44 Prozent der Onlinebevölkerung genutzt. Die Nutzung hängt stark mit dem Alter zusammen. In der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen nutzen bereits knapp 96 Prozent generative KI. Bei Menschen im Alter von 60 bis 69 Jahren sind es gut 18 Prozent. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die das Hamburger Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) im Projekt “Generative künstliche Intelligenz für die Informationsnavigation”, gefördert vom BMBF, durchgeführt hat. Die Ergebnisse werden in zwei Videos sowie einem Bericht und einem Podcast präsentiert.
Neben allgemeinen Nutzungsmotiven und Einstellungen lag ein besonderer Fokus auf der Frage, ob und wie generative KI im Kontext der Europawahlen 2024 zu politischen Informationszwecken oder als Nachrichtenersatz genutzt wird, da fehlerhafte Informationen in diesem Kontext besonders problematisch sind.
Generative KI vor allem in der Bildung genutzt
Die Mehrheit der Nutzenden verwendet generative KI bisher selten; die Technologie ist bisher meist nicht in den Alltag integriert. Das gilt jedoch nicht für junge Menschen im Bildungskontext. Hier wird generative KI von einer Mehrheit bereits häufig genutzt – was eine verstärkte Beobachtung der Risiken und Chancen dieser Nutzung erforderlich macht.
Nichtnutzung aus Unkenntnis
Der wichtigste Grund, generative KI nicht zu nutzen, ist ein fehlender persönlicher Bedarf. Daneben sind insbesondere für ältere Menschen Verständnisprobleme, wie nicht zu wissen, wo oder wie generative KI genutzt werden kann, relevant. Wenn man generative KI für alle Menschen zugänglich machen möchte, sollten diese Hürden gezielt abgebaut werden.
KI wird kaum zur politischen Informationssuche verwendet
Die Nutzung generativer KI für politische Informationen oder als Nachrichtenersatz ist derzeit kaum verbreitet. Personen, die generative KI für solche Zwecke verwenden, nutzen auch klassische Nachrichtenmedien überdurchschnittlich oft, was Befürchtungen relativiert, dass generative KI den Journalismus verdrängen könnte.
Zum Projekt
Das HBI hat untersucht, in welchem Ausmaß, für welche Zwecke und aus welchen Gründen die deutsche Bevölkerung generative künstliche Intelligenz in Anwendungen wie ChatGPT oder Google Gemini nutzt. An der Befragung haben 1.461 Personen in Deutschland im Mai und Juni 2024 teilgenommen. Mehr zum Projekt
Projektergebnisse
- Teil 1 des Videos Nutzung generativer KI in Deutschland auf YouTube
- Teil 2 des Videos Nutzung generativer KI für politische Informationen auf YouTube
- Der vollständige Bericht zum Forschungsprojekt ist hier zu finden: Reiss, Michael V.; Knor, Eva Luise; Stöwing, Ezra; Merten, Lisa; Möller, Judith (2025): Zwischen Neugier und Skepsis: Nutzung und Wahrnehmung generativer KI zur Informationssuche in Deutschland. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut, März 2025 (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | Projektergebnisse Nr. 76), https://doi.org/10.21241/ssoar.100907
- Und wer lieber einen Podcast zum Thema hören möchte: Im BredowCast #97 „Verbreitung, Nutzung und Akzeptanz generativer KI-Systeme in der deutschen Bevölkerung“ erläutern Eva Knor und Michael Reiss ihre Forschungsergebnisse und erklären, warum es einen Unterschied macht, ob ich eine generative KI frage, wie lange ein Ei kochen muss oder welche Partei wofür steht, warum ChatGPT „weiß“, dass eine Ampel rot, gelb und grün ist und nicht blau, und warum eine Google-Suche manchmal der bessere Ratgeber ist.