Wer Medien nutzt, vertraut ihnen auch – aber nicht uneingeschränkt

„Vertrauen in etablierte Nachrichtenquellen“: eine Sonderauswertung von Daten des Reuters Institute Digital News Survey mit Ergebnissen als Bericht und in drei kurzen Videos.

Hamburg, 26.03.2024. In Deutschland kann Vertrauen in etablierte Nachrichtenquellen am besten durch das Alter erklärt werden: Ältere Internetnutzende schenken den Nachrichten tendenziell mehr Vertrauen als jüngere. Unterschiede ergeben sich auch mit Blick auf die politische Orientierung: Befragte, die ihre politische Orientierung als rechts bzw. konservativ einordnen, stehen den Nachrichten im Allgemeinen skeptischer gegenüber als jene, die sich am linken äußeren Spektrum oder in der politischen Mitte einordnen. Darüber hinaus geht ein höherer formaler Bildungsabschluss tendenziell mit einem höheren Vertrauen in die Nachrichten einher. Wer konkrete Nachrichtenmarken nutzt, vertraut diesen erwartungsgemäß auch, allerdings nicht uneingeschränkt. Wer innerhalb einer Woche keine Nachrichten genutzt oder diese nur in sozialen Medien erhalten hat, hat am wenigsten Vertrauen. Dies sind Ergebnisse einer Sonderauswertung von Daten des Reuters Institute Digital News Survey 2023, die das Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg vorgenommen hat. Die Ergebnisse sind in drei kurzen Videos und als Arbeitspapier verfügbar.

Mit 43 Prozent der erwachsenen Internetnutzenden in Deutschland waren 2023 so wenige wie nie zuvor der Ansicht, man könne dem Großteil der Nachrichten in Deutschland meist vertrauen. Im Vergleich mit den anderen 45 Ländern, die am Reuters Institute Digital News Survey teilnehmen, belegt Deutschland den 14. Platz. Damit befindet sich das Nachrichtenvertrauen hierzulande zwar auf einem vergleichsweise hohen Niveau, es sinkt jedoch seit 2015. Das Vertrauen in diejenigen Nachrichten, die die Befragten tatsächlich nutzen, weist in der Langzeitbetrachtung eine stabilere Entwicklung auf; erst in jüngsten Jahren zeichnen sich auch hier leichte Verluste ab.

Insgesamt haben die individuellen Faktoren Alter, Geschlecht, formale Bildung und politische Orientierung jedoch nur einen sehr geringen Einfluss auf das allgemeine Nachrichtenvertrauen. Zudem unterscheiden sich die gefundenen Zusammenhänge im Hinblick auf das „Vertrauen in Nachrichten im Allgemeinen“ und das „Vertrauen in die genutzten Nachrichten“ kaum.

Ein Vergleich zwischen Deutschland, Finnland, Italien, Griechenland und den USA – fünf Ländern mit unterschiedlichen Ausprägungen im Nachrichtenvertrauen und unterschiedlichen Mediensystemen – zeigt, dass das Nachrichtenvertrauen im Corona-Jahr 2021 fast überall gestiegen ist. Dieser Vertrauenszuwachs konnte sich in den Folgejahren allerdings nur in Finnland verfestigen, das 2023 zugleich das größte Nachrichtenvertrauen unter den 46 Reuters-Ländern aufwies.

Informationen zur Studie „Vertrauen in etablierte Nachrichtenquellen“

Wie informiert sich die Bevölkerung und welche Voraussetzungen sind damit für die gesellschaftliche Meinungs- und Willensbildung gegeben? Das Projekt „Vertrauen in etablierte Nachrichtenquellen“, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), untersucht die Zusammenhänge zwischen genutzten Nachrichtenquellen und dem entgegengebrachten Vertrauen in Nachrichten. Die Daten für die Analyse stammen aus dem Reuters Institute Digital News Survey, einer umfangreichen Befragung, die – koordiniert vom Reuters Institute for the Study of Journalism in Oxford – seit 2012 in inzwischen 46 Ländern durchgeführt wird. Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) ist seit 2013 als Kooperations­partner verantwortlich für die deutsche Teilstudie; es wird dabei von den Landesmedienanstalten und dem ZDF unterstützt.

Studie zum Download

Behre, Julia; Möller, Judith; Hölig, Sascha (2024): Vertrauen in etablierte Nachrichtenquellen. Eine Studie basierend auf dem Reuters Institute Digital News Survey. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut, März 2024 (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | Projektergebnisse Nr. 71), DOI: https://doi.org/10.21241/ssoar.93328, ISBN 978-3-87296-185-3 (Open Access, lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz CC BY 4.0).

Die Hefte der Schriftenreihe „Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts“ finden sich zum Download auf der Website des Instituts unter https://leibniz-hbi.de/arbeitspapiere/.

Videos

Drei kurze Videos präsentieren Kernergebnisse der Studie auf YouTube unter https://www.youtube.com/playlist?list=PLZSH7kxkJhP19Kynp0CcOoqmVLelUeY_M.

Die Autorinnen und Autoren

Julia Behre, M.A., ist Junior Researcher am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) in Hamburg, Prof. Dr. Judith Möller ist Inhaberin der gemeinsamen Professur für empirische Kommunikationsforschung an der Universität Hamburg und dem HBI, Dr. Sascha Hölig ist Senior Researcher am HBI.

Kontakt
Julia Behre, j.behre@leibniz-hbi.de

Informationen zum Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)

Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut erforscht den Medienwandel und die damit verbundenen strukturellen Veränderungen öffentlicher Kommunikation. Medienübergreifend, interdisziplinär und unabhängig verbindet es Grundlagenwissenschaft und Transferforschung und schafft so problemrelevantes Wissen für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Im Jahr 2019 wurde das Institut in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen. Mehr unter https://leibniz-hbi.de.

Letzte Aktualisierung: 09.08.2024

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