Der deutsche Durchschnittsjournalist ist männlich, 45,3 Jahre alt, hat einen akademischen Abschluss, arbeitet Vollzeit im Print- oder Onlinebereich einer Zeitung oder Zeitschrift und fühlt sich oft gestresst. Die Ergebnisse unserer jüngsten Journalist*innen-Befragung gibt es nun zusammengefasst in einem Video auf YouTube.
Unser Durchschnittsjournalist ist zwar immer noch männlich, allerdings hat der Frauenanteil in der Branche in den letzten Jahren zugenommen: seit 2015 stieg er von 40 auf 44 Prozent. Traditionelle Printhäuser sind nach wie vor die wichtigsten Arbeitgeber. Etwas mehr als die Hälfte der deutschen Journalist*innen arbeitet für einen Zeitungs- oder Zeitschriftenverlag. Jeweils 17 Prozent beim Fernsehen und im Hörfunk. Wie unser Durchschnittsjournalist, arbeiten fast 90 Prozent der Befragten in Vollzeit. 80 Prozent sind festangestellt.
Diese Daten, die nun in einem Video zu zusammengefasst sind, haben unsere Forscherinnen Wiebke Loosen und Anna von Garmissen in ihrer Studie in Erfahrung bringen können. Sie haben über 1.200 Journalist*innen in Deutschland befragt, um herauszufinden, wie’s eigentlich so läuft im deutschen Journalismus. Die Befragung war repräsentativ. Mit den Daten kann also auf die gesamte Branche geschlossen werden.
Die Studie ist Teil der globalen Forschungsreihe „World of Journalism“ die an der Ludwig-Maximilians-Universität München geleitet und koordiniert wird. Das Video wurde produziert von Alma Bartels. Illustriert wurde es von Yuliia Ukrainets:
Erfahrungen mit Stress und Diskreditierung der Arbeit
Viele Journalist*innen in Deutschland stehen unter Druck. Jede zweite Person gibt an, in den vergangenen sechs Monaten „oft“ oder „sehr oft“ unter Stress bei der Arbeit gelitten zu haben. Die Mehrheit der Befragten hat in den letzten fünf Jahren zudem Monaten erniedrigende oder hasserfüllte Äußerungen erlebt. Rund 62 Prozent haben Erfahrungen mit öffentlicher Diskreditierung ihrer Arbeit gemacht.
Wie sehen Journalisten*innen in Deutschland ihre Rolle in der Gesellschaft? Zu den wichtigsten Aufgaben gehört für sie, Informationen zu vermitteln, die Menschen zur Meinungsbildung zu befähigen. Außerdem ist es ihnen sehr wichtig, Desinformation entgegenzuwirken, das aktuelle Geschehen einzuordnen und unparteiisch zu beobachten.
Journalistische Ethik und Freiheit
Die Standards ihrer Branche halten die Journalist*innen in Deutschland nach wie vor hoch. 98 Prozent der Befragten geben an, unter keinen Umständen Geld von Informationsquellen anzunehmen. Geschenkte Produkte oder oder Dienstleistungen würden 87 Prozent unter keinen Umständen annehmen.
Mehr als drei Viertel der Befragten schätzen die Meinungsfreiheit in Deutschland als „sehr“ oder „vollständig frei“ ein. Als stärkste Einflüsse auf die eigene journalistische Arbeit werden Zeitdruck und Verfügbarkeit von Ressourcen für die Berichterstattung empfunden. Den geringsten Einfluss haben in den Augen der Befragten Regierungsbeamte sowie staatliche Zensur.
Diese und weitere Ergebnisse zum deutschen Journalismus finden sich in diesem Arbeitspapier von Wiebke Loosen und Anna von Garmissen.
Illustration: Yuliia Ukrainets