Für das „Datenportal für die Rassismus- und Rechtsextremismusforschung“ entwickelt das Leibniz-Institut für Medienforschung eine Forschungsdateninfrastruktur, die einen sicheren und datenschutzgerechten Austausch von Social-Media-Akteursverzeichnissen erlauben soll.
Das „Datenportal für die Rassismus- und Rechtsextremismusforschung“ stellt Forschenden eine Forschungsdateninfrastruktur zur Zusammenarbeit bei der Erstellung von Social-Media-Akteursverzeichnissen über eine “Datentreuhand” zur Verfügung. Die Datentreuhand fungiert als Vermittlungsinstanz zwischen den beteiligten Wissenschaftler*innen in ihren Rollen als Datenerhebende und Datennutzende, indem einerseits der sichere Austausch sensibler Daten ermöglicht und andererseits die Beachtung ethischer und datenschutzrechtlicher Standards gewährleistet wird. Dazu geben sich die Forschenden im Rahmen eines Community-Modells Regeln für die gemeinsame Verwaltung und Zugangskontrolle zu den Daten.
Nach der Entwicklung des Datenportals wird nun in dem im November 2023 gestarteten Projekt das Organisations- und Betriebsmodell der „Community-Datentreuhand“ weiterentwickelt, mit dem die gemeinschaftliche Erstellung, Nutzung und Pflege des Datenbestandes verbessert werden soll.
In diesem Fortsetzungprojekt, gefördert vom Bundestministerium für Bildung und Forschung und der Europäischen Union – NextGenerationEU, steht die Auseinandersetzung mit der Weiterentwicklung des Partizipationsmodells zur systematischen und kontinuierlichen Einbindung der Forschungscommunity in die Gestaltung der Anreiz- und Regulierungsstrukturen des Datentreuhänders im Fokus. Es werden Fragen bearbeitet wie:
- Wie können Daten am effektivsten gemeinschaftlich gesammelt werden?
- Welchen Forschenden soll Zugriff auf welche sensiblen Daten gegeben werden?
- Und, wie können die Möglichkeiten für die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen über die Datentreuhand verbessert werden?
Darüber hinaus werden verschiedene Ansätze zur Steigerung der Datenqualität, zum Beispiel durch automatische Prüfungen der Aktualität des Datenbestandes, erforscht. Projektpartner ist das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften e.V.
Gesamtprojekt
Ziel des Gesamtprojektes mit dem Leibniz Institut für Sozialwissenschaften GESIS war der Aufbau und Betrieb eines Datenportals zur Unterstützung der Erforschung von Rassismus und Rechtsextremismus. Das Portal erleichtert die Suche nach und den Zugang zu existierenden Datenbeständen und hilft Forschenden dabei, die eigenen Forschungsdaten zu teilen.
Im Rahmen dieses Gesamtprojekts wurde am Leibniz-Institut für Medienforschung das Teilvorhaben „Treuhandstelle Verzeichnis rechtsextremer Akteur*innen und Netzwerke“ umgesetzt. Es erstellte eine Forschungsdateninfrastruktur zum sicheren und datenschutzgerechten Austausch von Social-Media-Akteursverzeichnissen. Das Projekt klärte mit Hilfe externer Beratung die rechtlichen Rahmenbedingungen und Anforderungen an einen Datenaustauschprozess über eine Treuhandstelle, die beim Leibniz Institut für Sozialwissenschaften GESIS eingerichtet wurde. Dieser Datenaustauschprozess wurde technisch implementiert. Zudem wurden Vorlagen für die Rechtsdokumente zur Teilnahme am Datenaustausch erstellt.
Über Workshops wurde sichergestellt, dass die Anforderungen der wissenschaftlichen Community in der Entwicklung des Datenaustauschprozesses Eingang finden und die Arbeit mit der erstellten Forschungsinfrastruktur zur Teilnahme am Datenaustausch praktisch erlernt werden kann.
Die gleichberechtigte politische und soziale Partizipation religiöser und ethnischer Minderheiten ist seit der Einwanderungswelle von 2015/2016 wieder verstärkt als politische Konfliktlinie sichtbar geworden. Relevant wird diese Konfliktlinie, weil der Rechtsstaat gefordert ist, die Diskriminierung ethnischer und religiöser Minderheiten zu verhindern.
Die sozialwissenschaftliche Forschung ist gefordert, ihre Forschung zu Ursachen und Wirkungen von Rassismus und Extremismus zu intensivieren, um die Entwicklung wirksamer Interventionsprogramme empirisch zu fundieren.
Forschungsdateninfrastrukturen können die Effizienz des Forschungsprozesses erhöhen, indem Daten und Instrumente in der Forschungsgemeinschaft geteilt werden. So werden redundante Erhebungen vermieden und Zugang zu besonders wichtigen Datenquellen ermöglicht.
Titelbild von Manuel Geissinger auf Pexels