Community-Datentreuhand für sensible Daten in der Kommunikationswissenschaft

Wie können Forschende sensible Social-Media Daten für die akademische Forschung datenschutzgerecht sammeln und austauschen? Antworten auf diese Frage geben Jan Rau, Moritz Fürneisen und Dr. Gregor Wiedemann in dem Working Paper „Eine Community-Datentreuhand für die gemeinsame Nutzung sensibler Daten in der Kommunikationswissenschaft“.

Gemeinsam mit Nils Jungmann, Pascal Siegers und Heidi Schulze haben sie das Konzept einer Community-Datentreuhand entwickelt, um die gemeinsame Erstellung und Nutzung sensitiver Daten zu erleichtern. Die Autor*innen zeigen am Beispiel der Forschung rechtsextremer Onlinekommunikation, wie eine Community-Datentreuhand aufgebaut sein kann, um die gemeinsame Datennutzung zu ermöglichen und die Datenqualität zu optimieren.

Cover des Papers aus der Reihe Working Papers des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD)Das Paper ist in der Reihe Working Papers des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) erschienen und online abrufbar.

Zusammenfassung des Artikels

Dieser Beitrag diskutiert das Konzept einer Community-Datentreuhand (CDT), das entwickelt wurde, um eine gemeinsame Erstellung und Nutzung sensitiver Daten in der Erforschung rechtsextremer Onlinekommunikation zu erleichtern. Die Besonderheit dieses Datentreuhandmodells ist, dass die Treuhand nicht zwischen einem Datengeber (als Monopolist) und Datennutzenden vermittelt, sondern die Nutzenden selbst in die Erstellung und Pflege des Datenbestandes eingebunden sind. Nützlich ist eine Community-Datentreuhand, wenn die Zusammenführung fragmentierter Datenbestände den wissenschaftlichen Wert der Daten erhöht. Wir zeigen am Beispiel der Forschung zur rechtsextremen Onlinekommunikation, wie eine Community-Datentreuhand aufgebaut sein kann, um die gemeinsame Datennutzung zu ermöglichen und die Datenqualität zu optimieren.

Zentraler Baustein akteursbasierter Ansätze in der politischen Onlinekommunikationsforschung sind Accountlisten einschlägiger Akteure und Netzwerke, die als Grundlage für automatisierte Datenerhebungen auf verschiedenen Online-Plattformen und Messengerdiensten genutzt werden. Die Erstellung dieser Listen ist sehr aufwändig. Durch die gemeinsame Nutzung dieser Listen können Forschende den Arbeitsaufwand erheblich verringern und die Qualität ihrer Daten verbessern. Allerdings ist das Teilen von Daten in sensiblen Bereichen aufgrund rechtlicher Unsicherheiten und begrenzter Anreize für einzelne Forschende nach wie vor die Ausnahme.

Die CDT bietet Lösungen für diese Probleme an, indem sie eine Forschungsinfrastruktur einrichtet, die Accountlisten als gemeinschaftliche Ressource verwaltet, die von der Forschungsgemeinschaft nach selbst festgelegten Regeln genutzt werden können. Die Datentreuhand fußt auf dem Prinzip der Reziprozität, das heißt, Forschende, die für eigene Forschungsprojekte auf die Listen zugreifen, müssen Datenprüfungen und ggf. Aktualisierungen vornehmen, wobei eine Online-Datenbank diesen Austausch und die gemeinsame Datenpflege technisch unterstützt. Dazu implementiert die CDT technische und organisatorische Maßnahmen für den Datenschutz und Datensicherheit und bietet eine Struktur, die (1) die gemeinsame Nutzung von Daten fördert, (2) Vertrauen und Rechtssicherheit schafft, (3) die Datenqualität verbessert und (4) die Sicherheit der Forschenden erhöht.

Nils Jungmann, Siegers, P., Rau, J. P., Fürneisen, M., Wiedemann, G. & Schulze, H. (2025). Eine Community-Datentreuhand für die gemeinsame Nutzung sensibler Daten in der Kommunikationswissenschaft. (RatSWD Working Paper 288/2025). Berlin. Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD). https://doi.org/10.17620/02671.97

Überblick

Erscheinungsdatum

03.07.2025

Art der Publikation

  • Sonstiges

Projektbezug:

Datenportal Rechtsextremismus – Weiterentwicklung des Community-Datentreuhandmodells

Forschungsprogramm:

Media Research Methods Lab

Beteiligte Personen:

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