Fertilität und Ethik in der Onkologie – eine Analyse ausgewählter Medien- und Kommunikationsformate

Für Krebspatient*innen mit Kinderwunsch sind mediale Angebote wie Webseiten, Gesundheitsportale und Soziale Medien neben Ärzt*innen wichtige Informationsquellen. Welche Inhalte Krebspatient*innen zum Fertilitätserhalt begegnen und welche ethischen sowie medizinischen Fragen dabei adressiert werden, haben Claudia Lampert und Christina Leppin untersucht und in einem Arbeitspapier veröffentlicht.

Cover des ArbeitspapiersZum Download (pdf): Lampert, Claudia; Leppin, Christina; Weis Joachim (2025): Fertilität und Ethik in der Onkologie. Eine Analyse ausgewählter Medienformate. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut, Juni 2025 (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | Projektergebnisse Nr. 78), https://doi.org//10.21241/ssoar.XXXX

Das Arbeitspapier dokumentiert Ergebnisse, die im Kooperationsprojekt „Fertilitätserhaltende Maßnahmen bei jungen Patient*innen mit Krebserkrankung – ethische und psychosoziale Aspekte von Aufklärung und Einwilligung” (2021-2025) entstanden sind. Das Projekt wurde von der Deutschen Krebshilfe (DKH) im Rahmen des Förderschwerpunkt „Ethische Aspekte in der modernen Krebsmedizin“ gefördert.

Zusammenfassung der Ergebnisse

  • Die Informationsangebote zum Thema Fertilitätserhalt im onkologischen Kontext sind vielfältig: Betroffenen stehen umfassende und gut verständliche Informationen zu medizinischen, rechtlichen und organisatorischen Aspekten in Form von Ratgebern zur Verfügung. Ethische Fragestellungen werden allerdings nur am Rande behandelt.
  • Die Qualität von Online-Informationen variiert deutlich: Bei der Online-Recherche stoßen Suchende auf Angebote von Gesundheitsportalen und medizinischen Informationsseiten sowie von kommerziellen Anbietern. Viele Beiträge sind teils veraltet und variieren hinsichtlich der Information und der praktischen Orientierung. Zudem finden sich nur wenige Informationen für männliche Krebspatienten.
  • Beratungsstellen zu fertilitätserhaltenden Möglichkeiten werden oft erwähnt, aber die konkreten Verfahrensschritte bleiben unklar: Am häufigsten wird das Fertiprotekt-Netzwerk als Anlaufstelle genannt, insgesamt sind die Informationen zu Beratungsstellen jedoch uneinheitlich und wenig übersichtlich.
  • In einzelnen Foren der Krebs-Selbsthilfe tauschen sich Betroffen über fertilitätserhaltende Maßnahmen aus, wobei organisatorische Aspekte (z. B. Kosten, Beratungsmöglichkeiten) im Vordergrund stehen. Ethische Fragen werden ebenfalls angesprochen, insbesondere das Risiko der eigenen Wiedererkrankung und einer Vererbung genetischer Risikofaktoren an die Kinder, die Bedeutung des Kinderwunsches für die eigene Lebensplanung sowie Fragen nach der Natürlichkeit medizinisch assistierter Fortpflanzung.
  • Auf Instagram finden sich vielfältige Beiträge zum Thema „Kinderwunsch“, allerdings kaum im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung: Auffällig ist die z. T. umständliche und fehlende Benennung des Themas sowie das Fehlen eines Hashtags zu dieser Thematik, was eine zielgerichtete Suche nach relevanten Posts erschwert.
  • Die Ergebnisse der Analyse geben wichtige Hinweise auf die Informationslage zum Thema Fertilität und Ethik in der Onkologie sowie auf die Informations- und Unterstützungsbedarfe der Betroffenen: Insbesondere bei der Analyse der Sozialen Medien wird ein großes Bedürfnis nach einem sozialen Austausch – auch über ethische Fragen – und gegenseitiger Unterstützung deutlich. Auch vor dem Hintergrund der individuellen Voraussetzungen erscheint eine ärztliche Beratung unerlässlich.
  • Auf Grundlage der Ergebnisse lassen sich verschiedene Optionen zur Verbesserung der Fertilitätsberatung bei onkologischen Patient*innen ableiten: Empfehlungen werden u. a. in Bezug auf den Zeitpunkt der Beratung, das Beratungssetting, die zielgruppenspezifischen Informationsbedarfe sowie die Begleitung durch weitere bedarfsorientierte Informationsangebote formuliert.

Überblick

Erscheinungsdatum

27.06.2025

Art der Publikation

  • Arbeitspapier

Projektbezug:

Fertilität und Ethik in der Onkologie

Forschungsprogramm:

FP 3 Wissen für die Mediengesellschaft

Kompetenzbereich:

Kompetenzbereich Gesundheitskommunikation

Beteiligte Personen:

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