Reuters Institute Digital News Report 2021 – Ergebnisse für Deutschland

Der Reuters Institute Digital News Report zur Nachrichtennutzung im internationalen Vergleich erscheint zum bereits zehnten Mal in Folge. Die hier veröffentlichte deutsche Teilstudie wurde von Dr. Sascha HöligProf. Dr. Uwe Hasebrink und Julia Behre durchgeführt.

Bericht zum Download: Hölig, S.; Hasebrink, U.; Behre, J. (2021): Reuters Institute Digital News Report 2021 – Ergebnisse für Deutschland. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut, Juni 2021 (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | Projektergebnisse Nr. 58) DOI: https://doi.org/10.21241/ssoar.73637

Cover des Arbeitspapiers Reuters-Bericht 2021Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Das Nachrichteninteresse und die Nachrichtennutzungshäufigkeit bleiben auf hohem Niveau stabil. 92 Prozent der erwachsenen Onliner in Deutschland lesen, hören oder schauen 2021 mindestens mehrmals pro Woche Nachrichten (2020: 94 %) und 67 Prozent sagen, dass sie sehr oder überaus an Nachrichten interessiert sind (2020: 71 %).

Jeder zweite erwachsene Onliner (51 %) ist im Jahr 2021 überaus oder sehr an Politik interessiert. 18 Prozent äußern kein großes oder überhaupt kein Interesse. Diese Werte sind auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr (2020: 52 %).

Nachrichten erreichen sowohl im Fernsehen als auch im Internet im Jahr 2021 jeweils 69 Prozent der erwachsenen Onliner (2020: jeweils 70 %).

In der Betrachtung der Einzelgattungen sind Nachrichten im linearen Programmfernsehen der am weitesten verbreitete Zugangsweg, um sich über das aktuelle Geschehen zu informieren. In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen haben 46 Prozent der Befragten in der vergangenen Woche Nachrichten im TV gesehen, was einem Anstieg von 4 Prozentpunkten entspricht.

Im Internet kommen 31 Prozent der erwachsenen Onliner am ehesten in sozialen Medien mit Nachrichteninhalten in Kontakt (2020: 37 %). In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sehen, lesen oder hören 52 Prozent Nachrichten in sozialen Medien (2020: 56 %).

Der Anteil der erwachsenen Internetnutzenden, der Nachrichtenangebote von Rundfunkanbietern online aufsucht, hat sich von 23 Prozent auf 27 Prozent erhöht. In allen Altersgruppen sind Anstiege zu beobachten.

Nachrichten in Zeitungen und Zeitschriften (26 %) sowie im Radio (40 %) erreichen 2021 weniger erwachsene Onliner als im Vorjahr 2020. In allen Altersgruppen sind geringere Reichweiten in diesen Gattungen feststellbar.

Mit 44 Prozent ist das Fernsehen für die Mehrheit der erwachsenen Onliner in Deutschland die wichtigste Nachrichtenquelle (2020: 42 %). In allen Altersgruppen ist der Anteil derjenigen, die das Fernsehen als ihre Hauptnachrichtenquelle betrachten, angestiegen; am deutlichsten bei den 18- bis 24-Jährigen um +5 Prozentpunkte auf 22 Prozent und bei den 25- bis 34-Jährigen um +7 Prozentpunkte auf 28 Prozent.

Für 40 Prozent ist das Internet die Hauptnachrichtenquelle (2020: 38 %). Für zehn Prozent sind soziale Medien die wichtigste Ressource (2020: 11 %). Bei den 18- bis 24-Jährigen sind sie für 25 Prozent die wichtigste Nachrichtenquelle (2020: 30 %).

Auf soziale Medien als alleinige Ressource für Nachrichten verlassen sich vier Prozent der erwachsenen Onliner (2020: 4 %); unter den 18- bis 24-Jährigen sind es acht Prozent (2020: 9 %).

53 Prozent der Befragten vertrauen im Jahr 2021 im Allgemeinen den Nachrichten in Deutschland. Das sind acht Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr (2020: 45 %). Ein Anstieg ist in allen Altersgruppen zu beobachten, am stärksten jedoch unter den 18- bis 24-Jährigen (2021: 48 %; 2020: 31 %).

62 Prozent vertrauen den Nachrichten, die sie selbst nutzen; das entspricht einem Anstieg um 3 Prozentpunkte gegenüber 2020. Nachrichten in sozialen Medien vertrauen wie im Vorjahr 14 Prozent der Onliner.

Onliner in Deutschland erwarten von Nachrichtenmedien mehrheitlich eine Berichterstattung, die eine Bandbreite unterschiedlicher Meinungen abbildet (77 %), ohne dass sich Medien für eine Ansicht einsetzen, die sie selbst für die beste halten. Dies befürworten neun Prozent.

37 Prozent der erwachsenen Onliner äußern Bedenken, eventuelle Falschmeldungen nicht von Fakten unterscheiden zu können. Mit 46 Prozent hat fast die Hälfte der Befragten innerhalb einer Woche falsche oder irreführende Informationen zu Covid-19 gesehen. Die größten Sorgen, auf Falschinformationen zu treffen, bestehen gegenüber Facebook (28 %) und Messenger-Apps (14 %) sowie gegenüber Aktivistinnen und Aktivisten als Absender (31 %).

Der Umfang der Nachrichtenberichterstattung zu verschiedenen Themen wird von den meisten erwachsenen Internetnutzenden in Deutschland als genau richtig eingeschätzt. Als nicht ausreichend wird er am ehesten mit Blick auf „Menschen meines Alters“ (27 %) empfunden, insbesondere unter den 18- bis 24-Jährigen (42 %), und bzgl. des „eigenen Wohnorts“ (25 %).

Inhaltlich empfinden die meisten Befragten die Berichterstattung hinsichtlich verschiedener Themen als angemessen. Mit 46 Prozent trifft dies am wenigsten auf die Inhalte zu „den eigenen politischen Ansichten“ und mit 50 Prozent auf jene zur „eigenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schicht“ zu.

Junge Onliner im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sind nicht nur mit dem Umfang der Berichterstattung über ihre Altersgruppe am unzufriedensten, sondern halten auch die Inhalte über Menschen ihres Alters am ehesten für nicht angemessen (37 %).

Um Nachrichten im Internet zu lesen, zu hören oder anzuschauen, verwenden 61 Prozent der Befragten regelmäßig ein Smartphone (2020: 58 %).

Die Nutzerschaft von Podcasts wächst nicht mehr so schnell wie in den vorhergehenden Jahren. 25 Prozent der erwachsenen Onliner in Deutschland hören 2021 mindestens einmal einen Podcast pro Monat (2020: 24 %).

Die wöchentliche Nutzung von Nachrichten auf WhatsApp (17 %) und YouTube (16 %) steigt im Trend leicht an, während Facebook (18 %) Anteile verliert. Auf Instagram sehen in der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen im Jahr 2021 25 Prozent der Onliner regelmäßig Nachrichteninhalte; im Vorjahr 2020 waren es 20 Prozent.

Die Hauptgründe für die nachrichtenbezogene Nutzung sozialer Medien sind individuell sehr unterschiedlich. Für Facebook lautet die mit 31 Prozent am häufigsten genannte Antwort, Nachrichten überwiegend zu sehen, während man aus anderen Gründen dort unterwegs ist. Unter den Verwenderinnen und Verwendern von Instagram stellen Nachrichten am ehesten eine kurzweilige und unterhaltsame Möglichkeit des Zeitvertreibs dar (23 %), und Twitter-Nutzerinnen und -Nutzern gefallen die Diskussionen und Kommentare zu Nachrichten am besten (24 %).

Nach wie vor beteiligt sich nur ein vergleichsweise geringer Anteil aktiv an der Nachrichtenberichterstattung in sozialen Medien. Zwölf Prozent der erwachsenen Internetnutzenden liken regelmäßig Nachrichtenbeiträge in sozialen Medien, acht Prozent kommentieren und sieben Prozent teilen sie dort. Es zeigt sich erneut, dass Onliner, die sich selbst im linken oder rechten Teil des politischen Spektrums verorten, anteilig Artikel eher teilen und kommentieren als Nutzende in der politischen Mitte.

Der Anteil der erwachsenen Onliner in Deutschland, die für Nachrichtenangebote im Internet Geld ausgegeben haben, bleibt im Jahr 2021 mit neun Prozent stabil (2020: 10 %). Unter denjenigen, die im vergangenen Jahr nicht für Online-Nachrichten bezahlt haben, halten es elf Prozent für wahrscheinlich, dass sie ihr Verhalten in den nächsten zwölf Monaten ändern. Am größten ist die zukünftige Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten in der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen (19 %).

Das Thema, mit welchem sich 2021 die meisten Menschen auch auf lokaler Ebene beschäftigt haben, ist die COVID-19-Pandemie. 59 Prozent der erwachsenen Onliner haben sich mit Informationen zu Corona und anderen gesundheitsbezogenen Lokalnachrichten befasst. Die Nachrichtenquelle, die aus Sicht der an dem Thema Interessierten die besten Informationen zur Verfügung stellen kann, sind die On- und Offline-Angebote regionaler Zeitungen (32 %). Die Informationen regionaler Fernsehsender werden von 17 Prozent als am besten geeignet eingeschätzt.

Überblick

Erscheinungsdatum

15.02.2021

Art der Publikation

  • Arbeitspapier
  • Nachrichtennutzung
  • Reuters Digital News Report

Projektbezug:

Reuters Institute Digital News Report

Forschungsprogramm:

FP 3 Wissen für die Mediengesellschaft

Beteiligte Personen:

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