Für den Reuters Institute Digital News Report 2025 zur Nachrichtennutzung im internationalen Vergleich wurden zeitgleich Befragungen in 48 Ländern realisiert, um generelle Trends, aber auch nationale Besonderheiten erkennen zu können. Das HBI ist verantwortlich für die deutsche Teilstudie; es wird dabei von den Landesmedienanstalten und dem ZDF unterstützt.
Behre, Julia; Hölig, Sascha; Stöwing, Ezra; Möller, Judith (2025): Reuters Institute Digital News Report 2025 – Ergebnisse für Deutschland. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut, Juni 2025 (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | Projektergebnisse Nr. 77), https://doi.org/10.21241/ssoar.102887
Überblick über die wichtigsten Ergebnisse
66 Prozent der erwachsenen Online-Bevölkerung in Deutschland konsumieren mindestens einmal pro Woche Nachrichten im Internet. Die meistgenutzte Nachrichtenquelle im Internet sind soziale Medien wie Facebook, X oder YouTube (33 %). In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen konsumiert jede zweite Person regelmäßig Nachrichten auf derartigen Plattformen. Für rund ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen stellen soziale Medien zugleich die wichtigste Nachrichtenquelle dar und etwa jede sechste Person (17 %) in dieser Altersgruppe kommt ausschließlich in sozialen Medien mit Nachrichteninhalten in Kontakt.
Darüber hinaus schauen 61 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen in Deutschland mindestens einmal pro Woche eine Nachrichtensendung im linearen Fernsehen. In der jüngsten Altersgruppe sind es knapp ein Drittel. Für die Mehrheit der erwachsenen Online-Bevölkerung (43 %) ist das lineare Fernsehen zugleich auch die wichtigste Quelle für Nachrichten, dicht gefolgt von Nachrichtenquellen im Internet (42 %).
Entgegen ihrer zunehmenden Verbreitung spielen Generative-KI-Chatbots wie ChatGPT, Gemini oder Perplexity nur eine sehr geringe Rolle im Kontext von Nachrichten. Lediglich vier Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen in Deutschland verwenden wöchentlich einen generativen KI-Chatbot zum Abrufen von Nachrichten. Bei Befragten im Alter unter 35 Jahren ist dieser Anteil mit neun bzw. zehn Prozent etwas höher.
Um bestimmte Artikel oder Berichte online zu finden, greifen die meisten erwachsenen Internetnutzer:innen direkt auf eine Website oder die App eines Nachrichtenangebots zu (35 %) oder geben den Namen einer bestimmten Website in eine Suchmaschine ein (24 %). Weitere häufig genutzte Zugangswege zu Online-Nachrichten stellen soziale Medien sowie die Eingabe eines Nachrichtenthemas in eine Suchmaschine dar (jeweils 24 %). Mehr als ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen stoßen sogar hauptsächlich in den sozialen Medien auf Nachrichten.
Die sozialen Medien, die anteilig von den meisten Befragten verwendet werden, um Nachrichten zu suchen, zu lesen, anzuschauen, zu teilen oder um darüber zu diskutieren, sind auch im Jahr 2025 YouTube (18 %), WhatsApp (15 %) und Facebook (15 %). In der jüngsten befragten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen konsumieren 29 Prozent regelmäßig Nachrichten auf Instagram, gefolgt von YouTube (23 %) und WhatsApp (20 %). Von allen Nachrichteninhalten in sozialen Medien finden dabei die Inhalte von traditionellen Nachrichtenmedien bzw. Journalist:innen insgesamt die größte Beachtung. Das gilt sowohl für ältere als auch für jüngere Nutzer:innen. Gleichzeitig sagen 18- bis 24-Jährige anteilig etwas häufiger als ältere Befragte, dass sie den Nachrichteninhalten von politischen Akteuren sowie Nachrichten-Influencer:innen in sozialen Medien am meisten Beachtung schenken.
Das allgemeine Interesse an Nachrichten im Jahr 2025 bleibt stabil. Wie bereits im Vorjahr sagen 55 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen in Deutschland, dass sie überaus oder sehr an Nachrichten interessiert sind. Auch die allgemeine Reichweite von Nachrichten bleibt auf einem hohen Niveau: 91 Prozent konsumieren mehr als einmal pro Woche Nachrichten (2024: 89 %). Gleichzeitig haben 71 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen angegeben, dass sie mindestens gelegentlich aktiv die Nachrichten vermeiden (2024: 69 %). 13 Prozent versuchen dies sogar oft (2024: 14 %). Der mit Abstand wichtigste Grund der Nachrichtenvermeidung sind die negativen Auswirkungen der Nachrichten auf die eigene Stimmung (48 %). Zudem geben jeweils 39 Prozent der Nachrichtenvermeider:innen an, dass zu viel über Kriege und Konflikte berichtet wird und dass sie von der Menge an Nachrichten erschöpft sind. Während ältere Teilgruppen ab 55 Jahren häufiger als Grund für Nachrichtenvermeidung angeben, dass zu viel über Kriege und Konflikte berichtet wird (49 %), sagen 18- bis 24-Jährige anteilig etwas häufiger, dass sie von der Menge an Nachrichten erschöpft sind (43 %), dass es für ihr Leben nicht relevant zu sein scheint und sie das Gefühl haben, mit den Informationen nichts anfangen zu können (jeweils 19 %).
Das Vertrauen in Nachrichten bleibt auf einem stabilen Niveau. 45 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen in Deutschland sind der Ansicht, man könne dem Großteil der Nachrichten in der Regel vertrauen. Auch das Vertrauen in die Nachrichten, die die Befragten selbst nutzen, ist mit 57 Prozent unverändert hoch. Dabei sind die beiden Hauptnachrichten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erneut die beiden Angebote mit den höchsten Vertrauenswerten unter den abgefragten Marken, die den Befragten bekannt sind, gefolgt von regionalen bzw. lokalen Tageszeitungen.
Das vergleichsweise hohe Vertrauen der erwachsenen Online-Bevölkerung in die Nachrichtenmedien in Deutschland spiegelt sich auch in deren Einschätzungen wider, welche Quellen ein hohes Risiko für die Verbreitung von falschen oder irreführenden Informationen im Internet darstellen. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht in Online-Influencer:innen bzw. Online-Persönlichkeiten eine große Gefahr im Zusammenhang mit Des- und Misinformation. Weitere 47 Prozent sind der Meinung, dass von Aktivist:innen sowie von ausländischen Regierungen, Politiker:innen oder Parteien eine große Gefahr ausgeht, und 40 Prozent denken dies in Bezug auf Politiker:innen und Parteien aus Deutschland. Im Verhältnis dazu werden Nachrichtenmedien und Journalist:innen als weniger bedrohlich wahrgenommen (24 %). Im Vergleich verschiedener Kanäle und Plattformen wird TikTok als besonders gefährlich eingeschätzt (57 %), dicht gefolgt von X (53 %) und Facebook (50 %). Lediglich 14 Prozent sind der Meinung, dass Nachrichten-Websites eine große Gefahr im Zusammenhang mit falschen oder irreführenden Informationen im Internet darstellen.
Trotz der zunehmenden Verbreitung von künstlicher Intelligenz (KI) wird ihrem Einsatz bei der Nachrichtenproduktion weiterhin mit Skepsis begegnet. 54 Prozent fühlen sich bei der Nutzung von Nachrichten, die hauptsächlich durch KI produziert wurden, eher oder sehr unwohl. Etwas größer ist die Akzeptanz, wenn Nachrichten lediglich mit etwas Hilfe von KI, aber hauptsächlich von menschlichen Journalist:innen produziert wurden (34 %). Den größten Vorteil von hauptsächlich durch KI produzierten Nachrichten gegenüber menschlich produzierten Nachrichten sehen die Befragten in der kostengünstigeren Produktion. Im Hinblick auf die Vertrauenswürdigkeit von Nachrichten erwarten die Befragten jedoch mehrheitlich, dass diese von menschlich produzierten Nachrichten besser erfüllt wird als von einer künstlichen Intelligenz.
Jede dritte befragte Person fühlt sich bei der Nutzung von personalisierten Nachrichten-Websites oder -Apps eher oder sehr wohl. 38 Prozent sind dahingehend unentschieden und 18 Prozent fühlen sich dabei unwohl. Etwas höher ist die Akzeptanz von personalisierten Online-Inhalten im Bereich Wetter, Musik sowie Filme und Serien. Auch das Interesse der Befragten an der Nutzung von spezifischen Nachrichtenangeboten, die mithilfe von KI an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst werden, ist eher gering. Das größte Interesse an derartig personalisierten Nachrichtenangeboten zeigt die jüngste Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Das gilt vor allem für den Einsatz von KI für Zusammenfassungen (27 %), Übersetzungen (24 %) oder vereinfachte Formulierungen (24 %) von Nachrichtenartikeln.
Lokale Nachrichten stoßen nach wir vor auf großes Interesse. Insgesamt sind 84 Prozent der Befragten mindestens etwas an aktuellen Informationen, die sich auf die eigene Gegend beziehen, interessiert. Gut die Hälfte der Befragten nutzt innerhalb einer Woche lokale Nachrichten; bei den 18- bis 24-Jährigen ist es jede dritte Person (34 %) und bei den über 55-Jährigen 61 Prozent. Im Vergleich verschiedener Informationsquellen werden lokale Zeitungen, Radio- und Fernsehsender weitestgehend als beste Informationsquelle zu verschiedenen Themen erachtet. Das gilt insbesondere für Informationen zu lokalen Nachrichten, Lokalpolitik und lokalen Bekanntmachungen.