Durch den Aufbau eines Repositoriums, das ausschließlich Publikationen der wissenschaftlichen Politik- und Gesellschaftsberatung aus dem gesamten deutschen Wissenschaftssystem umfasst, soll eine zielgerichtete Informations- und Beratungsinfrastruktur für Akteure aus Politik, Verwaltung und weiteren gesellschaftlichen Bereichen entstehen. Das Leibniz-Institut für Medienforschung unterstützte den Aufbau durch wissenschaftliche Begleitforschung zum Prozess der Genese und Nutzung von Dokumenten zur Politik- und Gesellschaftsberatung.
Politische Entscheidungen basieren immer häufiger auf empirischen Forschungsergebnissen und Gutachten. Allerdings kann die Suche nach den entsprechenden Dokumenten mühsam und zeitaufwändig sein, da sie auf verschiedenen Websites verstreut sind und oft nicht gezielt recherchierbar sind. Aus diesem Grund wird jetzt mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) das „Repository for Policy Documents“ (REPOD) ins Leben gerufen.
Mit REPOD wird ein digitales Repositorium aufgebaut, das Beratungsdokumente disziplinenübergreifend und gezielt recherchierbar macht und eine einheitliche Qualitätssicherung gewährleistet. Das Ziel war es, bis Ende des Jahres 2023 eine Informations- und Beratungsinfrastruktur für Politik und Gesellschaft zu schaffen, die den Wissenstransfer aus der Forschung deutlich einfacher macht.
Unter Leitung des ZBW Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft besteht das Forschungskonsortium aus Wissenschaftler*innen des Alexander-von-Humboldt-Instituts für Internet und Gesellschaft (HIIG), des Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI), des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) und des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung sowie der Leibniz-Gemeinschaft als assoziierter Partner.
Nutzung von Dokumenten für Politik- und Gesellschaftsberatung
Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) übernahm einen Teil der wissenschaftlichen Begleitforschung in REPOD. In enger Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) werden die Prozesse für die Erstellung und die Nutzung von wissenschaftlichen Beratungsdokumenten erforscht, an denen ein heterogener Kreis von Akteuren aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Medien und Zivilgesellschaft beteiligt ist. Während das HBI die Perspektiven der Hersteller:innen untersucht, nimmt das IRS die Nutzer:innen solcher Beratungsdokumente in den Blick.
Um praxisnahe Erkenntnisse über die Themenfindung, die Auswahl und Übersetzung von Wissen bis hin zur Verbreitung und Evaluation von Beratungsdokumenten zu gewinnen, setzt das HBI qualitative Methoden wie ethnographische Beobachtungen, retrospektive Interviews und Inhaltsanalysen ein. Auf diese Weise werden eine Vielzahl von beteiligten Akteur:innen, deren Praktiken und Zielorientierungen in den verschiedenen Prozessschritten der Erstellung von wissenschaftlichen Beratungsdokumenten erfasst. Diese Erkenntnisse werden gespiegelt durch die Ergebnisse der vom IRS untersuchten Nutzerperspektive, um so die gesamten Handlungs- und Kommunikationsprozesse um Beratungsdokumente abzubilden. Aus den identifizierten Praktiken, Herausforderungen und Chancen werden konkrete Vorschläge für die Erstellung wissenschaftlicher Beratungsdokumente und die Gestaltung des Repositoriums abgeleitet, wie z.B. Matchmaking-, Such- und Mapping-Funktionen sowie Reputationsmechanismen (vgl. Berr et al. 2022).
Wie können Policy Papers gefunden werden?
Die wissenschaftliche Politik- und Gesellschaftsberatung hat in Deutschland stetig an Bedeutung gewonnen. Immer mehr außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Universitäten, Hochschulen, Akademien etc. sehen die wissenschaftsbasierte Beratung von Politik und Gesellschaft als ihre Aufgabe an. Policy Paper, Gutachten und Studien, die sich zumeist an einer gesellschaftlichen Problemstellung orientieren, den wissenschaftlichen Kenntnisstand hierzu in allgemeinverständlicher Sprache aufbereiten, handlungsorientiert in einen Zusammenhang setzen und Handlungsoptionen aufzeigen, bestimmen das Feld.
Das zentrale Problem, das das Projekt „Repositorium für wissenschaftliche Politik- und Gesellschaftsberatung (REPOD)“ adressiert, ist die Auffindbarkeit und Zugänglichkeit dieser Dokumente. Durch den Aufbau eines Repositoriums, das ausschließlich Publikationen der wissenschaftlichen Politik- und Gesellschaftsberatung aus dem gesamten deutschen Wissenschaftssystem umfasst, entsteht eine zielgerichtete Informations- und Beratungsinfrastruktur für Akteure aus Politik, Verwaltung und weiteren gesellschaftlichen Bereichen.
Hierbei werden existierende Daten- und Literaturbestände disziplinübergreifend erschlossen, suchbar, auffindbar und zugänglich gemacht (Arbeitspaket 1). Für diesen Zweck wird eine cloudbasierte Informationsinfrastruktur aufgebaut (Arbeitspaket 2). In der Begleitforschung (Arbeitspaket 3) werden durch Stakeholder-Workshops und Interviews mit wissenschaftlichen Akteuren verschiedener Disziplinen sowie Personen aus Politik, Verwaltung, Medien und gesellschaftlichen Einrichtungen Ansätze zur Qualitätssicherung und Kriterien für die Nutzung wissenschaftlicher Beratungsdokumente und das Repositorium entwickelt (Arbeitspaket 3.1). Qualitative Methoden geben Einblicke in die Herausforderungen und Bedürfnisse der Akteure, die an dem Prozess von der Erstellung bis zur Nutzung des Beratungsdokuments als wichtiges Instrument der wissenschaftlichen Politikberatung beteiligt sind (Arbeitspaket 3.2). Begleitet wird dies durch interaktive Austauschformate sowie Marketing- und Kommunikationskampagnen (Arbeitspaket 4).
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