Von „irgendwas mit Medien“ zu „irgendwas mit Computern“

Ohne Informatik geht es auch in der Medienforschung nicht mehr, denn jeden Tag entstehen bei der Mediennutzung riesige Mengen an Datenspuren, die wir untersuchen wollen. Die Computational Social Science sind daher heute ein wichtiger Bestandteil im Methodenmix des HBI.

Ein Beitrag von Gregor Wiedemann

Fragt man Jugendliche nach ihren Berufswünschen, hört man nicht selten ein vages „Irgendwas mit Medien“. Vielleicht käme da eine Wissenschaftskarriere am HBI in Frage? Wer jedoch einen Blick in die HBI-Stellenausschreibungen der letzten Jahre wirft, stößt immer öfter auf Begriffe wie Social Network Analysis, Command Line Interface, Cloud Computing oder Natural Language Processing.

Der wilde Denglisch-Mix in den Auflistungen der Anforderungen an neue Bewerber*innen spiegelt anschaulich die Erweiterung der klassischen Medien- und Kommunikationsforschung hin zu einer Computational Social Science (CSS) wider. Mit der Digitalisierung unserer Kommunikation, die heute vor allem über das Internet und mobile Geräte stattfindet, entstehen täglich enorme Mengen digitaler Datenspuren. Wer diese Spuren analysieren will, um gesellschaftliche Entwicklungen zu verstehen, muss sich nicht nur mit klassischen Methoden der Sozialforschung auskennen, sondern auch mit Programmiersprachen, Datenbanken und statistischen Modellen.

Oder anders ausgedrückt: Kommunikationsforschung ist inzwischen auch Big-Data-Forschung. Der Hochleistungscomputer und die Cloud-basierte Datenbank werden zum unverzichtbaren Werkzeug, um die Muster in der Interaktion von Millionen smarter Geräte zu entdecken, welche die typischen Nutzungsweisen, inhaltlichen Interessen und sozialen Netzwerke ihrer menschlichen Bediener preisgeben.

„Irgendwas mit Medien“ bedeutet daher heute immer öfter auch „irgendwas mit Computern“.

Die Informatik als neben der Kommunikations- und Rechtswissenschaft dritte disziplinäre Säule des HBI erhält ihr Fundament im Jahr 2016 mit der Einrichtung des Postdoc-Netzwerks „Algorithmed Public Spheres“. Unter der Leitung von Cornelius Puschmann entsteht ein Forum für Nachwuchswissenschaftler*innen, die sich mutig in die Tiefen der digitalen Datenfluten stürzen, um die brennenden kommunikationswissenschaftlichen Fragen unserer Zeit zu beantworten.

Als Cornelius Puschmann 2019 zum Professor an die Universität Bremen berufen wird, richtet das HBI mit dem Media Research Methods Lab ein neues Forschungsprogramm ein, dass sich fortan der Etablierung der CSS am Institut widmen soll. Unter der Leitung von Gregor Wiedemann forschen seitdem Sozialwissenschaftler*innen Seite an Seite mit Informatiker*innen daran, wie sich Desinformation über verschiedene Social-Media-Plattformen hinweg ausbreitet, wie sich automatisch  Argumente in Nachrichten finden lassen, um Meinungsvielfalt messbar zu machen, oder darüber, ob die Moderation mit künstlicher Intelligenz die Debattenqualität in sozialen Medien steigern kann.

Foto: Das Postdoc-Netzwerk „Algorithmed Public Spheres“ im Januar 2018, v. l.: Juhi Kulshrestha, Jannick Kirk Sørensen, Jing Zeng, Cornelius Puschmann und Cédric Courtois ().

Letzte Aktualisierung: 08.06.2025

Forschungsprogramm:

Media Research Methods Lab

Beteiligte Personen:

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