„Wer, wie was? Wieso, weshalb, warum?“ Medienforschung zeigt Wirkung

Mediennutzungsforschung spielt eine bedeutende Rolle am Institut. Als eine der ersten großen Studien in diesem Bereich wurde ab 1973 die Nutzung der deutschen Fassung der Sesame Street von einer Forschungsgruppe am HBI untersucht. Wie dies zur auch zur Verbesserung der Bildungsangebote für Vorschulkinder beitrug, schildert dieser Blog-Beitrag.

von Claudia Lampert

Die rhythmische Reihung, die ein wenig an die Lasswell-Formel erinnert, verweist auf eine der wohl bekanntesten Kindersendungen, die zugleich ein bedeutendes Kapitel in der Institutsgeschichte und in der Nutzungs-, Wirkungs- und Bildungsforschung markiert: die Sesamstraße.

Als die Sesamstraße 1973 in Deutschland als erstes Bildungsprogramm für Vorschulkinder auf Sendung ging, markierte dies nicht nur einen wichtigen Meilenstein für das Bildungsfernsehen, sondern auch für die Mediennutzungs- und Wirkungsforschung am HBI – und darüber hinaus. Das Institut übernahm die Begleitforschung zu diesem besonderen Fernsehexperiment – mit innovativen Methoden und weitreichenden Folgen.

Das Team um Margot Berghaus, Janpeter Kob, Helga Marencic und Gerhard Vowinckel kombinierte Sendungsanalysen, Beobachtungen, Interviews, Verhaltens-, Fertigkeiten- und Informationstests, Eltern- und Erzieher*innenbefragungen und Repräsentativerhebungen. Mit diesem aufwändigen Multimethoden-Ansatz wurde erstmalig und umfänglich untersucht, wie Vorschulkinder Fernsehinhalte verstehen und verarbeiten.

Es konnte nachgewiesen werden, dass ein gut gemachtes Unterhaltungsangebot durchaus Bildungspotenzial hat. Es wurde jedoch auch festgestellt, dass Kinder mit mehr elterlicher Begleitung und eher aus der Mittelschicht stärker vom Angebot profitierten als Kinder aus Familien mit weniger elterlicher Begleitung und mit eher niedrigerem sozialökonomischen Hintergrund. Eine Testung von US-amerikanischen und deutschen Episoden war zudem für die Sendung selbst folgenreich: Die amerikanischen Straßenszenen wurden durch ein anderes Setting ersetzt und der Riesenvogel Bibo und der etwas mürrische (aber ungemein liebenswerte) Oskar mussten Platz machen für einen tollpatschigen Bären, einen neunmalklugen Vogel und ein affektiertes Meerschweinchen.

Und die Moral von der Geschicht? Eine gut gemachte Nutzungs- und Wirkungsforschung kann nicht nur Wirkungen und Bedeutungszuschreibungen erfassen, sondern auch
(formativ-begleitend) einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von Bildungsangeboten leisten. Ob allerdings Oskar und Bibo den (Bildungs-)Erfolg der Sendung wirklich geschmälert hätten? Ein Restzweifel bleibt.

Bild: Figuren aus der Sesamstraße, © NDR/Childrens Television Workshop/Richard Termine/CTW

Letzte Aktualisierung: 29.05.2025

Projektbezug:

Sozialisation in einer sich wandelnden Medienumgebung

Forschungsprogramm:

FP 3 Wissen für die Mediengesellschaft

Kompetenzbereich:

Kompetenzbereich Aufwachsen in digitalen Medienumgebungen

Beteiligte Personen:

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