Gründungsgeschichte: Wie das Institut zu seinem Namen kam

Vor 75 Jahren, am 30. Mai 1950, wurde das Hans-Bredow-Institut vom damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (dem Vorläufer von NDR und WDR) sowie der Universität Hamburg gegründet. Dieser Blog-Beitrag schildert die Gründungsgeschichte und erläutert, wie das Institut zu seinem Namen kam.

von Hans-Ulrich Wagner

Das Protokoll ist kurz und knapp. Professor Emil Dovifat, Doyen der Zeitungsforschung seit den 1930er Jahren und Vorreiter einer Fachdisziplin Publizistik, bringt am 13. August 1948 den Namen „Hans Bredow“ ins Spiel – in seiner Eigenschaft als Fachwissenschaftler an der Berliner Universität und in seiner Funktion als Mitglied des Verwaltungsrats des soeben aus der Taufe gehobenen öffentlich-rechtlichen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR).

Die Namensgebung für das geplante „Institut für Rundfunkforschung“ in Hamburg ist von Anfang an unstrittig. Hans Bredow (1879-1959), der bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten die Organisation des Rundfunks entscheidend geprägt hatte, wird in den Nachkriegsjahren als „Vater des Rundfunks“ gefeiert. Im Oktober 1923 war der Rundfunkprogrammbetrieb in Deutschland gestartet, 1948 feiert man mit großem Aufwand das 25-jährige Jubiläum und hofiert den von den NS-Machthabern aus dem Amt gedrängten ehemaligen Staatssekretär als den „Schrittmacher des Deutschen Rundfunks“.

Strittig sind hingegen so gut wie alle anderen Fragen. Vieles ist noch zu klären, bevor das Hans-Bredow-Institut im Mai 1950 als Stiftung des öffentlichen Rechts von Universität Hamburg und NWDR gegründet werden kann. Denn zunächst stehen sich die beiden Organisationen mit unterschiedlichen Interessen gegenüber. Die Universität Hamburg hatte zum Wintersemester 1945/46 ihre Pforten wieder geöffnet. Die Kontinuität zu einem zeitungswissenschaftlichen Institut während des „Dritten Reichs“ war gekappt. Hans Wenke, ein umtriebiger Professor der Erziehungswissenschaften, im Frühjahr 1947 an die Philosophische Fakultät berufen, schickt sich an, das Themengebiet Medien zu besetzen Er referiert über „Akademischer Nachwuchs und akademische Ausbildung für den Rundfunk“ vor dem  kulturpolitischen Ausschuss des Zonenbeirats und bietet seine an der Universität bereits aus der Taufe gehobene „Rundfunk-Arbeitsgemeinschaft an der Universität Hamburg“ an.

Der Nordwestdeutsche Rundfunk, der als zentraler Sender in der britischen Besatzungszone immer größer werdende Programmaufgaben meistert, hat zunächst  unterschiedliche Interessen. Nach dem Ende der „NWDR-Rundfunkschule“ steht die Frage nach der weiteren akademischen Ausbildung für den journalistischen Nachwuchs an. Darüber hinaus möchten die Programmverantwortlichen das Angebot des NWDR auf der Basis von Forschungsergebnissen aufbauen. Bislang gab es nur zögernde Versuche einer systematischen Hörerforschung, und die Fragen eines möglichen Fernsehprogramms drängen sich bereits auf.

Viele Monate lang wird über die finanzielle Ausstattung, die Zusammensetzung und den Vorsitz des Kuratoriums verhandelt. Denn obwohl der NWDR die wirtschaftlichen
Grundlagen schafft, will die Universität Hamburg den entscheidenden Einfluss auf das „An-Institut“ ausüben. Erst in der 23. Sitzung im Februar 1950 wird der Weg frei: „Der Verwaltungsrat nimmt zustimmend Kenntnis von dem nunmehr aus 7 Mitgliedern bestehenden Kuratorium des Bredow-Instituts, von denen 3 Vertreter des NWDR sind, 3 Vertreter der Universität, darunter der Rektor als Vorsitzender, und 1 Vertreter der Hochschulabteilung der Schulverwaltung.“ Am 30. Mai 1950 wird die rechtsfähige Stiftung begründet in „der Absicht, die wissenschaftliche Forschung der Probleme des Rundfunks und des Fernsehens zu fördern. Unter § 1, Absatz 1, wird in der Satzung festgehalten: „Um den Wegbereiter des deutschen Rundfunks zu ehren, führt die Stiftung den Namen „Hans-Bredow-Institut für Rundfunk und Fernsehen an der Universität Hamburg“.

Bild: Staatssekretär a. D. Dr. h. c. Hans Bredow (Mitte) mit Dr. Werner Nestel, dem technischen Direktor des NWDR (links) und Professor Dr. Hans Wenke, Universität Hamburg (rechts) kurz vor einem Vortrag Hans Bredows vor der Arbeitsgemeinschaft für Rundfunkkunde an der Universität Hamburg 1948. (Foto: DPD)

Letzte Aktualisierung: 29.05.2025

Forschungsprogramm:

FP 3 Wissen für die Mediengesellschaft

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