Plattform Demokratie: Plattformräte als Instrument der demokratischen Rückbindung hybrider Online-Ordnungen

Wie könnten „Plattformräte“ oder andere Institutionen zur Integration öffentlicher Interessen in die Regelsetzungsprozesse von Plattformen dafür sorgen, dass öffentliche Interessen und demokratische Werte berücksichtigt werden? Ein neues Projekt hat sich auf die Suche nach weltweiten Best-Practice-Modellen begeben.

Wie ist es heute um unsere Teilhabe an kommunikationsbezogenen Entscheidungen auf digitalen Plattformen bestellt, in die sich signifikante Teile unserer öffentlichen Diskurse verlagert haben? Erprobte demokratische Prinzipien lassen sich nicht ohne Weiteres übersetzen, um die Teilhabe der Nutzer*innen an der Gestaltung privater Selektionsalgorithmen und Moderationspraktiken zu ermöglichen. Die Plattformen selbst sind zum Regelsetzer, Regeldurchsetzer und zum Richter über ihre Entscheidungen geworden. Gewaltenteilung und -trennung sieht anders aus.

Ziel des Projektes war es herauszufinden, wie die Diskursregeln auf Plattformen auf öffentliche Werte ausgerichtet werden können. Sind Formen wie Plattformräte dazu geeignet?

Das Projekt zielte ab auf die Analyse und Synthese der institutionellen Rahmenbedingungen erfolgreicher gesellschaftlicher Reaktionen auf hybride Governance-Regime. Dies geschah durch eine globale Sichtung von Best Practice-Modellen der Rückbindung öffentlicher Interessen in private (und öffentliche) Regime, wie sie etwa im Bereich des öffentlichen Rundfunks oder des Jugendschutzes in verschiedenen Ländern in unterschiedlicher Ausprägung bestehen oder bestanden.

Research Clinics

In vier regionalen Research Clinics in den Regionen Asien/Australien, Amerikas, Afrika und Europa wurden die Möglichkeitsräume institutionalisierter gesellschaftlicher Rückkopplungsmechanismen privater Machtausübung interdisziplinär erforscht und normativ bewertet. Die Teilnehmenden erarbeiteten mit ihren individuellen Hintergründen und institutionellen Erfahrungen Vorschläge, wie Online-Kommunikationsräume demokratisiert und ihre Regeln und Praxen sozial-nachhaltiger werden können. Ein abschließendes, hochkarätig besetztes Abschlussevent nahm eine vergleichende Sichtung der regionalen Best Practices vor; ein Synthesepapier fasst die Projektergebnisse zusammen.

  • Europe Research Clinic (Leitung: Prof. Matthias C. Kettemann, HBI), weitere Informationen
  • Asia Research Clinic (Leitung: Setu Upadhyay, HIIG)
  • Africa Research Clinic (Leitung: Anriette Esterhuysen, Association for Progressive Communication)
  • Americas Research Clinic (Leitung: Dr. Heidi Tworek, University of British Columbia)

Photo by Conny Schneider on Unsplash

Projektdetails

Überblick

Laufzeit Beginn: 2022; Laufzeit Ende: 2023

Forschungsprogramm: FP 2 Regelungsstrukturen und Regelbildung in digitalen Kommunikationsräumen

Drittmittelgeber

Stiftung Mercator

Ansprechpartner

Portrait Matthias C. Kettemann

Prof. Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard)

Senior Researcher "Regelungsstrukturen und Regelbildung in digitalen Kommunikationsräumen"

Wir sind nicht mehr in der Rothenbaumchaussee 36, sondern vorübergehend unter folgender Postadresse zu erreichen:

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut
c/o betahaus | Gänsemarkt
Gänsemarkt 43
20354 Hamburg

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