Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt startet in die zweite Förderphase

Hamburg, 20.09.2024. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) setzt die Förderung des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) mit seinen elf Standorten fort. Der Hamburger FGZ-Standort am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut analysiert in mehreren Projekten das Wechselspiel von Medien- und Gesellschaftswandel.

Im Herbst 2024 hatte ein vom BMBF einberufenes wissenschaftliches Gremium den Fortsetzungsantrag begutachtet und das FGZ zur Weiterförderung empfohlen. Unter der Voraussetzung einer erfolgreichen Zwischenevaluation wird das Institut nun bis 2029 vom BMBF weiterfinanziert. In der neuen Förderphase wird sich das FGZ in seiner Forschung und im Wissenstransfer auf die gegenwärtigen Verflechtungen von Zusammenhalt und gesellschaftlichen Transformationsprozessen konzentrieren. Das BMBF stellt dem FGZ eine jährliche Förderung von insgesamt bis zu zehn Millionen Euro in Aussicht, um neue Erkenntnisse über den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Angesicht von Klimakrise, transnationalen Ver- und Entkopplungsprozessen, Krieg und Migration zu gewinnen.

Projekte am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)

Der FGZ-Standort Hamburg setzt sich in der neuen Förderphase in mehreren Arbeitsschwerpunkten mit der transformativen Kraft von ineinander verschränktem Medien- und Gesellschaftswandel auseinander und schließt damit an die Projekte der ersten Förderphase von 2020-2024 an. Die übergeordnete Frage des Hamburger FGZ-Standorts ist, welche Rolle Medien und Kommunikation bei der Herstellung oder Gefährdung gesellschaftlichen Zusammenhalts spielen.

PD Dr. Jan-Hinrik Schmidt, Leiter des Hamburger FGZ-Standorts: „Die Veränderungen der Medienlandschaft erleichtern Meinungsbildung und Teilhabe an gesellschaftlich relevanten Entscheidungen. Gleichzeitig nehmen Desinformationen, Hassrede und populistische Zuspitzung zu. Neue Plattformen und Pioniergemeinschaften treten an die Seite etablierter journalistischer Organisationen und experimentieren mit Formaten, die das gesellschaftliche Gespräch anders organisieren. Am Hamburger FGZ-Standort verbinden wir empirische Analysen und theoretisch-konzeptionelle Arbeiten, um diese Veränderungen der gesellschaftlichen Verständigungsordnung und ihre Folgen für den Zusammenhalt zu erforschen.“

Die in der ersten Förderphase des FGZ am Hamburger Standort aufgebaute Infrastruktur des “Social Media Observatory” (SMO) wird in den kommenden Jahren erweitert. Das SMO ermöglicht die systematische und kontinuierliche Beobachtung von publizistisch-journalistischer und sozialmedialer Öffentlichkeit. Es stellt dazu eine Monitoring- und Dateninfrastruktur zur Verfügung, mit der sich Debatten in den sozialen Medien erfassen, analysieren und visualisieren lassen.

„Die Fortsetzung der Förderung durch das BMBF ist ein großer Vertrauensbeweis in unsere Arbeit. Wir haben es in den vergangenen vier Jahren im FGZ geschafft, die Expertise von knapp 200 Forschenden an elf Standorten unter einem gemeinsamen Dach interdisziplinär zu vernetzen,“ so Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg, geschäftsführender Sprecher des FGZ. „Daraus sind zahlreiche wichtige Publikationen und Denkanstöße zur Zusammenhaltsforschung entstanden. Zudem ist es uns gelungen, eine einzigartige Dateninfrastruktur aufzubauen, aus der sich künftig wichtige Erkenntnisse zur sozialen Kohäsion in Deutschland und Europa ziehen lassen. Und nicht zuletzt haben wir innovative Formate der Wissenschaftskommunikation etabliert, mit vielfältigen Wissensangeboten für Zivilgesellschaft und Politik, aber auch dialogischen Transferprojekten, durch die wir Erkenntnisse aus der Alltagswelt unserer Praxispartner wiederum in unsere eigene Forschung aufnehmen konnten.“

Mehr zu den Arbeiten am HBI

Über das FGZ

Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt wurde 2020 als interdisziplinäres und dezentral organisiertes Institut vom BMBF eingerichtet. Es vereint die Expertise von etwa 200 Forschenden an elf Standorten in Deutschland. Ziel ist es, die Grundlagenforschung zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts voranzutreiben und durch innovativen Wissenstransfer den öffentlichen Diskurs zu bereichern. In seiner ersten Förderphase hat das FGZ bereits eine einzigartige Dateninfrastruktur aufgebaut, aus der sich wichtige Erkenntnisse zur sozialen Kohäsion in Deutschland und Europa ziehen lassen. Neben dem HBI in Hamburg gehören die Technische Universität Berlin, die Universitäten Bielefeld, Bremen, Frankfurt, Halle-Wittenberg, Hannover, Konstanz und Leipzig sowie das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen und das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena zu dem Verbund.

Das Gesamtinstitut wird sich in der zweiten Förderphase auf vier große Themenfelder fokussieren:

  1. Politische Institutionen und Prozesse: Analyse des Zusammenhangs zwischen politischen Institutionen und Prozessen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, mit besonderem Augenmerk auf die Herausforderungen durch politische Radikalisierung und Polarisierung.
  2. Wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten: Untersuchung der Auswirkungen von Ungleichheiten auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, insbesondere hinsichtlich der Legitimität der Status- und Verteilungsordnung sowie politischer und kultureller Konflikte.
  3. Öffentliche Güter und Infrastrukturen: Erforschung der Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit öffentlicher Güter und Infrastrukturen angesichts globaler Herausforderungen wie der Pandemie, Digitalisierung und Klimakrise.
  4. Kulturelle Aspekte und symbolische Praktiken: Analyse der Erzählungen, Praktiken und Wissensbestände, die zur Inklusion oder Exklusion innerhalb der Gesellschaft beitragen.

Kontakt

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut
Dr. Wiebke Schoon
Wissenschaftskommunikation
E-Mail: w.schoon@leibniz-hbi.de

Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)
Kristin Voigtländer
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49 341 97-37762
E-Mail: presse@fgz-risc.de 
www.fgz-risc.de

Letzte Aktualisierung: 07.10.2024

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