Was bedeutet die Nutzung kommunikativer KI im Journalismus? Das Projekt im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe „Kommunikative KI (ComAI) – Die Automatisierung der gesellschaftlichen Kommunikation“ untersucht kommunikative KI im Journalismus durch eine Analyse der damit verbundenen Herausforderungen für journalistische Autonomie auf interaktionaler, organisationaler und gesellschaftlicher Ebene.
Die Forschung basiert auf der Annahme, dass Mensch/Maschine-Beziehungen und gesellschaftliche Kommunikation im Journalismus in einem besonderen Wechselverhältnis stehen und dass dies auch für journalistische Selbstreflexion und Formen der Aneignung von kommunikativer KI im Journalismus relevant ist. Das Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Wiebke Loosen ist von vier Fragen geleitet:
- Wie interagieren Journalist*innen und andere professionelle Akteure im Journalismus mit kommunikativer KI und wie konstruieren sie dabei Agency?
- Welche Muster der Einbettung von kommunikativer KI in journalistischen Organisationen lassen sich identifizieren und welche Formen hybrider Agency ergeben sich hieraus?
- Wie verhält sich kommunikative KI zu Konzeptionen von Nachrichten und Objektivität, journalistischen Rollen und Publikumsbeziehungen und welche Imaginationen zukünftiger Entwicklungen von kommunikativer KI im Journalismus lassen sich ausmachen?
- In welcher Weise fordert der Einsatz von kommunikativer KI im Journalismus journalistische Autonomie heraus?
Bearbeitet werden diese Fragen mithilfe eines Mehrmethodendesigns, das aus Ethnografien in verschiedenen Typen von Medienorganisationen in Deutschland, Österreich und Großbritannien sowie aus Interviews, Gruppendiskussionen und Ethnografien auf Events besteht.
Das Gesamtprojekt
Das Projekt ist Teil des Gesamtprojekts „Kommunikative KI (ComAI) – Die Automatisierung gesellschaftlicher Kommunikation„. Die Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) untersucht, welche Konsequenzen, Risiken, aber auch Potenziale mit dem tiefgreifenden Wandel der Medienumgebung durch kommunikative Künstliche Intelligenz (KI) verbunden sind. Neben dem HBI (Prof. Dr. Wiebke Loosen) und dem ZeMKI (Prof. Dr. Andreas Hepp), die die Forschungsgruppe koordinieren, sind die Universität Wien und die Universität Graz beteiligt.
Insgesamt neun Forschungsprojekte plus Koordinationsprojekt gehen der Frage nach, wie sich gesellschaftliche Kommunikation verändert, wenn kommunikative KI ein Teil von ihr wird. Beteiligt sind Spitzenforscher*innen aus den Bereichen Kommunikations- und Medienwissenschaft, Mensch-Computer-Interaktion, Wissenssoziologie, Governance-Forschung und Medienrecht. Gemeinsam verbindet sie das Ziel, die Transformation gesellschaftlicher Kommunikation unter dem Einfluss künstlicher Intelligenz systematisch zu analysieren, indem sie die Folgen ihres Einsatzes in unterschiedlichen sozialen Bereichen und den gesellschaftlichen Diskurs darüber erforschen.
Im Fokus der Forschung stehen gesellschaftliche Pionier*innen, die Entwicklung von Interfaces, der rechtliche Umgang als auch jener von Unternehmen mit kommunikativer KI, ihre Rolle im Journalismus, im öffentlichen (Online-)Diskurs, im persönlichen Alltag durch technologische Begleiter, im Gesundheitsbereich sowie beim Lernen und Lehren.
Für die Forschungsgruppe wird eine gemeinsam genutzte Forschungsumgebung der beteiligten Einrichtungen aufgebaut, um standortübergreifend eine gesteigerte Sichtbarkeit für die Erkenntnisse der Forschungsgruppe für Entscheidungsträger*innen in diversen Gesellschaftsbereichen herzustellen. Zentral ist hierbei die begleitende Ermittlung möglicher Zukunftsszenarien für die Verbreitung und Folgenabschätzung der Automatisierungsprozesse auf unterschiedlichen Ebenen gesellschaftlicher Kommunikation.
Teilprojekte am HBI
Neben dem Projekt „Journalismus: Die Automatisierung der Nachrichten und journalistische Autonomie“ werden zwei weitere Teilprojekte am HBI umgesetzt:
- Die Verrechtlichung kommunikativer künstlicher Intelligenz: Das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schulz untersucht die Verrechtlichung kommunikativer KI. Der Fokus liegt auf den rechtlichen Rahmenbedingungen für kommunikative Bots (insbesondere ChatGPT) und Social Bots (insbesondere X und Facebook) – zum einen aus kommunikationsrechtlicher Sicht, zum anderen aus der Sicht sich abzeichnender KI-Regulierung.
- Politischer Diskurs: Kommunikative KI und deliberative Qualität: Das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Cornelius Puschmann und Dr. Gregor Wiedemann erforscht kommunikative KI in der sozialen Domäne des politischen Diskurses mithilfe von Diskurs-Monitoring und Diskurs-Intervention. Mit einem weitgehend experimentellen Ansatz werden die Auswirkungen von Social Bots, die Large Language Models (LLMs) verwenden, auf die Qualität der Deliberation untersucht. Als Fallstudien dienen hierbei deutschsprachige Debatten zum Thema Klimawandel auf X, Mastodon und Bluesky.
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen zum Gesamtprojekt finden sich auf dessen Website comai.space.