Das Media Research Methods Lab bündelt die methodische Expertise des HBI in einer organisatorischen Einheit. Sie verknüpft etablierte sozialwissenschaftliche Methoden mit neuartigen digitalen Verfahren.
Das Media Research Methods Lab (MRML) ist als methodenorientiertes Lab konzipiert, welches themen- und disziplinübergreifend auf die Verknüpfung etablierter sozialwissenschaftlicher Methoden (Befragung, Beobachtung, Inhaltsanalyse, Experiment) mit neuartigen digitalen Verfahren aus dem Bereich der Computational Social Science (z.B. automatisierte Inhaltsanalyse, Netzwerkanalyse, Logdatenanalyse, Experience Sampling) ausgerichtet ist. Die Integration etablierter und neuer Verfahren und Datenquellen verspricht die besten Ergebnisse für die empirische Untersuchung aktueller Herausforderungen und Entwicklungen des Medienwandels.
Die Verfügbarkeit von Kommunikationsdaten sowie die Möglichkeiten computergestützter Analyse, Simulation und Visualisierung von komplexen Interaktionssystemen nehmen zu. Dies äußert sich beispielsweise in dem erleichterten Zugriff auf digital hinterlassene Spuren und in einfach zu erstellenden Online-Umfragen. Die durch griffige Zahlen und Visualisierungen suggerierte „Wahrheit“ wird insbesondere in Politik und journalistischer Berichterstattung oft dankbar aufgegriffen, ohne zu hinterfragen, wie die Daten entstanden, erhoben und ausgewertet worden sind und welche Belastbarkeit mit ihnen verbunden ist.
Das Einordnen und Korrigieren irreführender oder falsch verstandener Resultate ist mühsam und erreicht meist nicht die gleiche öffentliche Aufmerksamkeit. Doch erst wissenschaftliche Methodik unterscheidet gesicherte Erkenntnisse von unsystematischen Alltagsbehauptungen. Das macht die Sicherstellung von Qualität in Datenerhebung und Analyse auch in der Kommunikationswissenschaft essentiell.
Ziele
Konkret verfolgt das MRML drei miteinander verbundene Ziele:
Methodenentwicklung der Medienforschung vorantreiben
Das MRML treibt die Methodenentwicklung durch eigene Forschung voran. Den Bezugsrahmen bilden die kommunikationswissenschaftlichen und regulierungswissenschaftlichen Kernkompetenzen des Instituts. Ein zentrales Projekt des MRML im Zeitraum von 2020-2024 wird der Aufbau und die Betreuung des (Social) Media Observatory (SMO) innerhalb des Forschungsinstituts gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) sein.
Im Rahmen des SMO beschäftigt sich das MRML nicht nur mit der Sammlung von Daten aus publizistischen und sozialen Medien, sondern auch mit der Exploration und Entwicklung sowie des Transfers innovativer Methoden zu deren Analyse.
Das von der DFG geförderte Projekt A Framework for Argument Mining and Evaluation (FAME) untersucht zusammen mit Forscher*innen des Fachbereichs Informatik an der Universität Leipzig, wie Argument Mining im Bereich der natürlichen Sprachverarbeitung mit der formalen Argumentauswertung im Bereich der Logik für empirische Analysen von Argumentgebrauchsmustern fruchtbar integriert werden kann.
Institutsinterne methodische Unterstützung
Das MRML bündelt die am Institut vorhandene methodische Expertise, um die Integration von klassischen und neuartigen Methoden der Datenerhebung und Verarbeitung zu fördern. Das MRML unterstützt andere Projekte und Programmbereiche des HBI durch Beratung und methodische Infrastruktur, etwa im Bereich der Analyse digitaler Spuren. Zudem baut das MRML die Methodenkompetenz am Institut durch regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter*innen aus.
Reflektion und Impulse für Scientific Community und nicht-wissenschaftliche Akteure
Das MRML möchte zum einen Diskussionsimpulse für die Scientific Community setzen und so mehr Aufmerksamkeit für methodische Aspekte generieren. Zum anderen möchte es sich in öffentliche Diskussionen zu aktuellen Studien einbringen und insbesondere nicht-wissenschaftliche Akteure adressieren, die an einer methodischen Einordnung interessiert sind.
Einen inhaltlichen Schwerpunkt der Arbeit des MRML bildet die Erforschung digitaler, sozialer Medien zu Fragestellungen der Ausbreitung von Desinformation. Auch die Entwicklung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie die argumentative und deliberative Debattenqualität werden untersucht.
Sprecher: Dr. Sascha Hölig, Dr. Gregor Wiedemann