An Deck der MS Wissenschaft haben wir im Rahmen einer öffentlichen Gesprächsveranstaltung über drei fundamentale Werte als Eckpfeiler unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens gesprochen: Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und Wissenschaftsfreiheit. Wie steht es um diese Freiheiten in Deutschland und weltweit? Wo und wodurch sind sie bedroht? Wie unterscheiden und wie beeinflussen sie sich gegenseitig? Moderiert wurde das Gespräch von Korinna Hennig, Teamleiterin im Ressort Wissenschaft, NDR.
Pressefreiheit unter Druck
Prof. Dr. Wiebke Loosen, Senior Researcher am HBI und stellvertretende Leiterin des Hamburger Standort des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), gab Einblicke in die deutsche Teilstudie „Worlds of Journalism“: Journalist*innen in Deutschland lassen sich nicht einschüchtern und bleiben ihrem beruflichen Selbstverständnis treu. Ihre wichtigsten Aufgaben sind Informationen zu vermitteln, um die Menschen zur Meinungsbildung befähigen und Desinformation entgegenzuwirken. Allerdings gehören Übergriffe, Stress und finanzielle Sorgen zum Berufsalltag von Journalist*innen und bedrohen die innere Pressefreiheit.
Dies bestätigt auch Malte Werner, Journalist und Projektleiter bei Netzwerk Recherche e.V. Dort leitet er das Projekt „Helpline“ – ein Unterstützungsangebot für Journalist*innen mit psychosozialen Problemen, das einen hohen Zulauf erlebt. Bemerkenswert ist außerdem, so Malte Werner, die Suche nach neuen Erlösstrukturen für einen gemeinwohlorientierten Journalismus. Dies geschehe beispielsweise vermehrt im ländlichen Raum, wo traditionelle Medienhäuser Lücken hinterlassen, die u.a. stiftungs- oder spendenfinanzierte Medien-Start-ups versuchen zu füllen.
Wissenschaftsfreiheit weltweit schlechter geschützt
Dass die Wissenschaftsfreiheit weltweit immer schlechter geschützt ist, erläuterte Dr. Lars Lott, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politische Wissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, anhand von Daten des Academic Freedom Index. Obwohl Deutschland laut den neuesten Daten des Indexes Platz 11 belegt und die Wissenschaftsfreiheit in der Verfassung geschützt ist, geraten auch hierzulande Wissenschaftler*innen vermehrt unter Druck. Lars Lott verwies mit Blick auf aktuelle Debatten nachdrücklich darauf, dass nicht alles, was Wissenschaftler*innen äußern von der Wissenschaftsfreiheit geschützt ist und Forschende in öffentlichen Debatten deutlicher machen sollten, was eine persönliche Meinungsäußerung ist und welche Aspekte wissenschaftlich hergeleitet sind. Denn auch durch eine solche Positionierung werde die Wissenschaftsfreiheit vor Missbrauch geschützt.
Freiheit navigieren war eine gemeinsame Veranstaltung des HBI, des Hamburger Standorts des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS und der MS Wissenschaft.
Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit
Die MS Wissenschaft ist ein durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt im Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit und tourt vom 14. Mai bis zum 15. September 2024 durch Deutschland. Realisiert wird die Ausstellung von Wissenschaft im Dialog (WiD). Kinder ab zwölf Jahren, Jugendliche und Erwachsene werden dabei zu Forschenden und erleben Wissenschaft hautnah. Die Exponate stammen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und verdeutlichen, wie facettenreich die Forschung rund um das Thema Freiheit ist. Ergänzend zur Ausstellung gibt es in vielen Tour-Orten ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm mit Diskussionsveranstaltungen, Lesungen sowie Workshops für Schulklassen.
Foto: Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)/Christiane Matzen; v.l.: Dr. Lars Lott, Prof. Dr. Wiebke Loosen, Korinna Hennig, Malte Werner