Die Rolle von Prominenten in Desinformations­kampagnen

Dieses Projekt untersucht die Kommunikation von „Promis“ in sozialen Medien, um ihre Rolle in Desinformationskampagnen besser zu verstehen.

In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kooperationsprojekt „Plattform-übergreifende Identifikation, Überwachung und Modellierung von Verbreitungsmustern von Desinformation“ (NOTORIOUS) wird in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) und dem Institute for Strategic Dialogue gGmbH, Berlin erforscht, welche Rolle Prominente in der politischen Kommunikation und beim Verbreiten von Desinformation in sozialen Medien spielen.

Als Arbeitsgrundlage dient die Beobachtung, dass Prominente in der Regel auf mehreren digitalen Plattformen vertreten sind und somit sehr gut als Marker für die Verbreitung von Desinformation über Plattformen hinweg genutzt werden können. Durch eine wissenschaftliche Feinanalyse der von ihnen ausgehenden Verbreitungswege von Desinformation sollen die dahinterliegenden Verbreitungsmuster erforscht und systematisch analysiert werden.

In einem Video auf der Website des BMBF werden die zentralen Überlegungen des Projekts erklärt.

Motivation

Desinformation wird digital auf verschiedenen Social-Media-Kanälen und Online-Plattformen geteilt. Da die bekannten sozialen Plattformen und Dienste für geteilte Inhalte vermehrt strengere Regeln einführen, werden für gezielte Desinformation zunehmend weniger bekannte oder speziell hierfür eingerichtete Nischenkanäle genutzt. Diese Verlagerung auf spezifische Plattformen ist problematisch, da in diesen zumeist kaum Widerstand gegen oder Korrektur von Desinformation stattfindet. Sie entwickeln sich so zu digitalen Rückzugsräumen beispielsweise für Extremist*innen oder für Anhängende von Verschwörungstheorien – Desinformation kann dort nahezu ungehindert verbreitet werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei Persönlichkeiten mit hohem Bekanntheitsgrad, die in den sozialen Medien eine hohe Reichweite haben. Die Wirkung der „Promi“-Kommunikation entfaltet sich oft unscheinbar auf emotionaler und spiritueller Ebene und nicht über Fakten und Sachargumente. Wie sich Desinformation mittels Prominenten genau verbreitet und wie diese vom Publikum aufgenommen wird, ist wissenschaftlich bisher nicht ausreichend untersucht.

Innovationen und Perspektiven

Die Verbreitung von Desinformation durch „Promi“-Kommunikation entwertet die Torwächter-Funktion des professionellen Journalismus innerhalb der digitalen, sozialen Medien zunehmend. Die im Rahmen des Projekts erlangten Erkenntnisse zu den dahinterliegenden Mechanismen sollen dabei helfen, die Rolle von Prominenten in Desinformationskampagnen besser zu verstehen. Dieses Verständnis kann dann wiederum genutzt werden, um wirksamere Gegenmaßnahmen im Sinne einer faktenbasierten und demokratiestützenden Informationsverbreitung zu entwickeln und umzusetzen, die für eine demokratische Gesellschaft angesichts der allgemeinen Zunahme von Desinformation immer wichtiger werden.

Logo "Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung"

Titelbild: Charles Deluvio / unsplash

Projektdetails

Überblick

Laufzeit Beginn: 2021; Laufzeit Ende: 2024

Ansprechpartner

Gregor Wiedemann

Dr. Gregor Wiedemann

Senior Researcher Computational Social Sciences

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
Warburgstraße 30b
20354 Hamburg

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