Zwischen Neugier und Skepsis: Nutzung und Wahrnehmung generativer KI zur Informationssuche in Deutschland

In welchem Ausmaß, für welche Zwecke und aus welchen Gründen die deutsche Bevölkerung generative künstliche Intelligenz in Anwendungen wie ChatGPT oder Google Gemini nutzt, hat das Forschungsprojekt “Generative künstliche Intelligenz für die Informationsnavigation”, gefördert vom BMBF, untersucht. Im Arbeitspapier sind die Ergebnisse zum Download verfügbar.

Cover des Arbeitspapiers Nr. 76Reiss, Michael V.; Knor, Eva Luise; Stöwing, Ezra; Merten, Lisa; Möller, Judith (2025): Zwischen Neugier und Skepsis: Nutzung und Wahrnehmung generativer KI zur Informationssuche in Deutschland. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut, März 2025 (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | Projektergebnisse Nr. 76), https://doi.org/10.21241/ssoar.100907

Studienüberblick und Zusammenfassung

Die rasante Verbreitung generativer künstlicher Intelligenz (KI) durch Anwendungen wie ChatGPT oder Google Gemini verändert die Medien- und Informationslandschaft grundlegend. Dabei wird die Technologie wegen ihrer Anfälligkeit für Fehler im Kontext der Informationsbeschaffung vielfach kritisch diskutiert. Besonders problematisch ist, dass auch falsche Antworten häufig plausibel erscheinen und dadurch von Menschen ohne tiefgreifende Expertise in dem jeweils betroffenen Themenkomplex kaum als fehlerhaft erkannt werden können.

Da bisher jedoch weitgehend unklar ist, in welchem Ausmaß, für welche Zwecke und aus welchen Gründen die deutsche Bevölkerung generative KI nutzt, ist es auch schwierig, die Relevanz der Problematik einzuschätzen. Hier setzt das Forschungsprojekt “Generative künstliche Intelligenz für die Informationsnavigation” an, dessen Ziel es ist, die Verbreitung, Nutzung und Akzeptanz generativer KI in Deutschland besser zu verstehen. Neben allgemeinen Nutzungsmotiven und Einstellungen lag ein besonderer Fokus auf der Frage, ob und wie generative KI im Kontext der Europawahlen 2024 zu politischen Informationszwecken oder als Nachrichtenersatz genutzt wird, da fehlerhafte Informationen in diesem Kontext besonders problematisch sind.

An der repräsentativen Befragung haben 1.461 Personen in Deutschland im Mai und Juni 2024 teilgenommen.

Zentrale Ergebnisse

  • Generative KI wird bereits von knapp 44 Prozent der Onlinebevölkerung genutzt. Die Nutzung hängt stark mit dem Alter zusammen. In der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen nutzen bereits knapp 96 Prozent generative KI. Bei Menschen im Alter von 60- bis 69 Jahren sind es gut 18 Prozent.
  • Die Mehrheit der Nutzenden verwendet generative KI bisher selten; die Technologie ist bisher meist nicht in den Alltag integriert. Das gilt jedoch nicht für junge Menschen im Bildungskontext. Hier wird generative KI von einer Mehrheit bereits häufig genutzt – was eine verstärkte Beobachtung der Risiken und Chancen dieser Nutzung erforderlich macht.
  • Der wichtigste Grund, generative KI nicht zu nutzen, ist ein fehlender persönlicher Bedarf. Daneben sind insbesondere für ältere Menschen Verständnisprobleme, wie nicht zu wissen, wo oder wie generative
    KI genutzt werden kann, relevant. Wenn man generative KI für alle Menschen zugänglich machen möchte, sollten diese Hürden gezielt abgebaut werden.
  • Die Nutzung generativer KI für politische Informationen oder als Nachrichtenersatz ist derzeit kaum verbreitet. Personen, die generative KI für solche Zwecke verwenden, nutzen auch klassische Nachrichtenmedien überdurchschnittlich oft, was Befürchtungen relativiert, dass generative KI den Journalismus verdrängen könnte.

Angesichts der dynamischen Entwicklung und zunehmenden Integration generativer KI in verschiedenen Lebensbereichen ist eine Beobachtung der Nutzung dieser Technologie weiterhin erforderlich, um Chancen und Risiken auch in Zukunft realistisch einschätzen zu können.

Die wichtigsten Ergebnisse sind zudem in zwei Videos sowie einem Podcast zu finden.

Überblick

Erscheinungsdatum

20.03.2025

Art der Publikation

  • Arbeitspapier

Projektbezug:

Generative künstliche Intelligenz für die Informations­navigation

Forschungsprogramm:

FP 1 Transformation öffentlicher Kommunikation

Beteiligte Personen:

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