Am 30. Mai 1950 gründeten der damalige Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) und die Universität Hamburg eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts namens „Hans-Bredow-Institut für Rundfunk und Fernsehen„. Benannt wurde das Institut nach dem Staatssekretär und Rundfunk-Kommissar im Reichspostministerium der Weimarer Republik, Hans Bredow (1879-1959). Dieser hatte sich in der Weimarer Republik als Pionier der technischen Rundfunkentwicklung einen Namen gemacht. 1954 erhielt er für seine Verdienste beim Aufbau der Organisationsstrukturen des Rundfunks in der Bundesrepublik das Bundesverdienstkreuz.
Zweck der eigenständigen gemeinnützigen Stiftung Hans-Bredow-Institut ist es, Medienforschung, insbesondere auf dem Gebiet des Hörfunks und des Fernsehens sowie anderer elektronischer Medien, in interdisziplinärer Weise zu betreiben und die Ergebnisse der Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Die ersten Jahre
Die Anfänge waren bescheiden: Im Keller des Hauptgebäudes der Universität Hamburg fing alles an, später folgte ein Umzug in die Rothenbaumchaussee und dann in die Heimhuder Straße 21, wo das Institut und seine Bibliothek lange Jahre zu finden waren. Zeitweilig residierte ein Teil des gewachsenen Instituts auch in der Warburgstraße. Im August 2013 zog das Institut zurück in die Rothenbaumchaussee, jetzt in die Nr. 36.
Für den Bereich der Publikationen wurde der Verlag Hans-Bredow-Institut gegründet. Darin erschien sehr bald die Vierteljahresschrift „Rundfunk und Fernsehen“ (heute: Medien & Kommunikationswissenschaft), eine wissenschaftliche Schriftenreihe, das „Internationale Handbuch für Hörfunk und Fernsehen“ (später: Internationales Handbuch Medien) und die „Hörwerke der Zeit“, literarisch bedeutsame Hörspiele. Schon früh wurde auch die Bibliothek für Studenten und andere Interessierte geöffnet.
Der Aufbau eines Instituts „für Rundfunk und Fernsehen“ erfolgte damals ohne Vorbilder; der Bedarf nach wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich des Hörfunks und des Fernsehens wuchs jedoch rasch. So war das Institut beteiligt am Aufbau der NWDR-Hörerforschung und später an der Kritik und Analyse von Fernsehsendungen. Die Mitarbeiter lehrten an der Universität und übertrugen die amerikanische empirische Hörer- und Zuschauerforschung erstmalig nach Deutschland.
Als erstes größeres empirisches Projekt wurde 1968 die Studie „Fernsehen im Leben der Erwachsenen“ publiziert. In den 70ern standen dann vor allem die Nachrichten und die lokale Kommunikation im Mittelpunkt der Arbeit. Großes öffentliches Interesse fand außerdem die Begleituntersuchung zur „Sesamstraße“.
Seit den 80er Jahre: Mehr Medien, höhere Relevanz der Medienforschung
Mit dem medienpolitischen Umbruch in den 80er Jahren und der Einführung des privaten Rundfunks wuchs die Bedeutung der Medienforschung. Das Hans-Bredow-Institut war vor allem aufgrund seiner interdisziplinären Kompetenz gefragt, aufgrund der Kombination rechts- und sozialwissenschaftlicher Forschung, die seit 1979 durch den Direktor Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann-Riem gefördert wurde.
Die internationalen Kontakte wurden ausgebaut, und Besucher aus aller Welt und Einladungen in alle Welt dokumentieren, dass das Institut auch international zur Kenntnis genommen und als Kommunikationspartner gesucht wurde.
Die 90er erweiterten dann mit den Neuen Medien Computer, Online-Medien und Internet den Gegenstandsbereich der Forschung des Instituts. Den Anspruch, öffentliche Kommunikation in Bezug auf alle Medien zu untersuchen, bekräftigte das Institut auch durch eine Namensänderung. Aus dem Institut „für Rundfunk und Fernsehen“ wurde das Hans-Bredow-Institut für Medienforschung, aus der Zeitschrift „Rundfunk und Fernsehen“ wurde mit dem Jahr 2000 „Medien & Kommunikationswissenschaft“.
2019 Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft
Seit Jahresbeginn 2019 ist das Institut Mitglied der renommierten Leibniz-Gemeinschaft und zeigt dies auch mit seinem neuen Namen: Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI). Die Aufnahme hatte die Mitgliederversammlung der Leibniz-Gemeinschaft Ende November 2018 in Berlin beschlossen.
Der Aufnahme des Instituts gingen Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft hinsichtlich der institutionellen Passfähigkeit sowie des Wissenschaftsrats zur wissenschaftlichen Qualität des Hans-Bredow-Instituts, seiner überregionalen Bedeutung und seiner strukturellen Relevanz für das Wissenschaftssystem insgesamt voraus. Der Rat bewertet die wissenschaftliche Qualität des Hans-Bredow-Instituts und seine strukturelle Relevanz für das Wissenschaftssystem als „sehr gut”, seine überregionale Bedeutung als „exzellent”.
Auf Grundlage der Empfehlungen hatte die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz am 13. April 2018 die Aufnahme in die Bund-Länder-Förderung beschlossen. Von den staatlichen Zuwendungen für das Institut, die das Sitzland Hamburg bislang alleine trug, übernimmt der Bund nun 50 Prozent, Hamburg nur noch rund 38 Prozent, den Rest zahlen die anderen Bundesländer.
Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) ist Mitglied in Sektion B der Leibniz-Institute, die die wirtschafts-, sozial- und raumwissenschaftlichen Institutionen versammelt. Vielerlei Verbindungen ergeben sich aber auch mit Instituten in „Sektion A – Geisteswissenschaften und Bildungsforschung“, weshalb das Institut in Sektion A als assoziiertes Mitglied geführt wird.
Interdisziplinäre Perspektive als Teil der Institutsgeschichte
Die interdisziplinäre Ausrichtung der vom Institut betriebenen Medienforschung hat ihren Ausdruck immer auch in der fachlichen Orientierung der jeweiligen Direktoren gefunden. Von 1950-1967 war mit Egmont Zechlin ein Historiker, von 1968-1970 mit Hans Wenke ein Erziehungswissenschaftler, von 1971-1979 mit Janpeter Kob ein Soziologe Leiter des Instituts. Von 1979-1995 wurde das Institut von dem Rechtswissenschaftler Wolfgang Hoffmann-Riem geleitet, von 1995-1998 von dem Politik- und Publizistikwissenschaftler Otfried Jarren.
Ab Sommer 1998 lag die wissenschaftliche Leitung und Verwaltung des Instituts bei einem Direktorium, in dem die beiden Hauptsäulen der Institutsarbeit, die kommunikations- und die rechtswissenschaftliche Medienforschung, vertreten waren. Diesem gehörten zunächst Wolfgang Hoffmann-Riem (bis Dezember 1999) und Otfried Jarren (bis Juli 2001), danach der Rechtswissenschaftler Wolfgang Schulz und der Kommunikationswissenschaftler Uwe Hasebrink (bis Oktober 2021) an.
Seit Oktober 2021 besteht der Vorstand aus Wolfgang Schulz (Vorsitz) und der kaufmännischen Geschäftsführerin Kristina Hein.