Der Ton online wird immer hasserfüllter und aggressiver, einige Soziale Netzwerke müssen ihre Inhalte mittlerweile stark moderieren. Es wäre aber trügerisch, von den Zuständen auf Social Media auf die Stimmung in der Gesellschaft allgemein zu schließen. „Aus Mediennutzungsstudien wissen wir, dass die aktive Nutzung von Social Media, also Liken, Sharen, aber eben auch das Kommentieren, alles andere als gleichverteilt in der Bevölkerung ist“, sagt Jan Rau. Grundsätzlich wird ein Großteil der Aktivität von sogenannten „Heavy User“ erzeugt, die im Durchschnitt eher radikalere Ansichten haben und diese laut im Internet präsentieren.
Gregor Wiedemann hält es für falsch anzunehmen, dass die Onlinegesellschaft ein repräsentatives Abbild der Bevölkerung darstellt. Es sei momentan unmöglich, online in einen fairen Austausch miteinander zu treten. Das liege nicht nur an soziopsychologischen Faktoren, auch die Plattformen selbst seien für den aktuellen Zustand verantwortlich. Die Algorithmen sind so konzipiert und trainiert, dass sie emotionalisierte und extreme Inhalte prominenter platzieren und Interaktionen belohnen.
Soziale Medien beeinflussen auch das Wahlverhalten, wie aktuelle Umfragen zeigen. Gerade sehr junge Wähler*innen wählen immer öfter die AfD. „Das hat auch etwas mit Sozialen Medien zu tun“, sagt Wiedemann. Rechte Kräfte wie die AfD machen sich die Algorithmen zunutze und spielen strategisch Content auf Tiktok und anderen Plattformen aus, um junge Menschen zu erreichen.
Was ist also gegen all diesen Hass, die Bots und Fehlinformation zu tun? Die beiden Kommunikationswissenschaftler raten zu mehreren Strategien: einerseits zur Gegenrede, „um Mitlesenden zu signalisieren, dass extrem rechte Positionen keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erheben können“, andererseits, bei besonders radikalen Kommentaren, Nutzer*innen zu blockieren oder vom Diskurs auszuschließen.