Gesellschaftlicher Zusammenhalt und die Rolle der öffentlich-rechtlichen Medien

Die am 17. September in Frankfurt vorgestellte Studie „Was die Gesellschaft zusammenhält und was öffentlich-rechtliche Medien dazu beitragen“ von ARD, ZDF und Deutschlandradio hat untersucht, wie die deutsche Bevölkerung den gesellschaftlichen Zusammenhalt wahrnimmt und welche Integrationsfunktion den öffentlich-rechtlichen Medien dabei zukommt. PD Dr. Jan-Hinrik Schmidt hat die Anstalten wissenschaftlich beraten.

Studienergebnisse als pdf zum Download

BredowCast mit Jan-Hinrik Schmidt zu den Studienergebnissen

Zentrale Ergebnisse

  • Jeweils etwa zwei Drittel der Deutschen berichten von eher starkem Zugehörigkeitserleben in ihrem persönlichen Umfeld sowie von eigenen politischen Aktivitäten im vergangenen Jahr
  • Sehr deutliche Mehrheit befürwortet die Idee der Demokratie als Staatsform – aber nur ein Drittel ist mit dem aktuellen Zustand der Demokratie zufrieden
  • Mehrheit nimmt Gefährdung des Zusammenhalts wahr; soziale Ungleichheiten werden stärker problematisiert als kulturelle Unterschiede
  • Drei Viertel der Deutschen nehmen eine starke Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland wahr
  • In Ostdeutschland sowie in Kleinstädten wird signifikant häufiger eine Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts wahrgenommen
  • Öffentlich-rechtliche Medien erreichen fast alle Menschen in Deutschland unabhängig vom Alter – der Anteil des Stammpublikums ist umso höher, je älter die Befragten
  • Häufige Nutzung der öffentlich-rechtlichen Medien geht einher mit starker Einbindung im persönlichen Umfeld
  • Das ÖR-Stammpublikum ist nahezu durchgängig gesellschaftlich und politisch aktiver
  • Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland will nicht auf unterhaltende Angebote in den öffentlich-rechtlichen Medien verzichten
  • Ohne unterhaltende öffentlich-rechtliche Angebote könnten eher diejenigen Menschen als Publikum wegfallen, die schwächer eingebunden sind bzw. den Zusammenhalt in Deutschland gefährdet sehen
  • Gut jeder Zweite schreibt öffentlich-rechtlichen Medien hohen Beitrag zum Zusammenhalt in Deutschland zu – Platz 4 nach Sportvereinen, Wissenschaft und Bundesverfassungsgericht
  • Teils deutliche Mehrheiten nehmen zusammenhaltsbezogene Leistungen der öffentlich-rechtlichen Medien in Bezug auf „Synchronisierung“ wahr
  • Zwischen der Hälfte und zwei Drittel der Befragten sehen repräsentationsbezogene Leistungen der öffentlich-rechtlichen Medien als erfüllt an
  • Dialogbezogene Leistungen der öffentlich-rechtlichen Medien erhalten teilweise etwas weniger Zustimmung
  • Wahrnehmung ausgewählter Leistungen öffentlich-rechtlicher Medien: Jüngere Menschen zeigen höhere Zustimmung. Stammpublikum der Audio-und Mediatheken zeigen höchste Zustimmung.

Laut Paragraph 16, Medienstaatsvertrag haben öffentlich-rechtliche Medien die Aufgabe, „in ihren Angeboten einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Sie sollen hierdurch die internationale Verständigung, die europäische Integration, den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie den gesamtgesellschaftlichen Diskurs in Bund und Ländern [zu] fördern“. Die Erwartungen an die Umsetzung einerseits und die Wahrnehmung der tatsächlichen Leistungen andererseits wurden in der Studie in drei Dimensionen erfasst:

  1. Synchronisierung: Öffentlich-rechtliche Medien fokussieren in ihren Programmen die Aufmerksamkeit vieler Menschen gleichzeitig auf aktuell relevante Ereignisse und Themen.
  2. Repräsentation: Öffentlich-rechtliche Medien bilden unterschiedliche Lebensweisen und Positionen ab, und sie verschaffen unterschiedlichen Ansichten und Anliegen Gehör.
  3. Dialog: Öffentlich-rechtliche Medien stellen „Kommunikationsräume“ bereit, in denen unterschiedliche Positionen nicht nur nebeneinander stehen, sondern miteinander ins Gespräch kommen. Zugleich sind sie ansprechbar für Anliegen und Vorschläge der Bürger*innen.

An der repräsentativen Befragung im März und April 2025 haben 1.351 Personen ab 14 Jahren in Deutschland teilgenommen.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay.

Veröffentlicht am: 18.09.2025

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