Welche Erfahrungen haben ältere Menschen mit digitalen Gesundheitsangeboten und wie lässt sich ihre digitale Gesundheitskompetenz verbessern? Das HBI hat dies Im Rahmen eines transdisziplinären Projekts genauer untersucht.
Elektronische Patientenakte (ePA), Video-Sprechstunden oder digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) – im Zuge der Digitalisierung wurden in den letzten Jahren verschiedene Angebote für die Gesundheitsversorgung entwickelt. Die selbstbestimmte und sichere Nutzung dieser Technologien setzt eine gewisse digitale Gesundheitskompetenz voraus. Diese umfasst u. a. die Fähigkeiten, Gesundheitsinformationen zu finden und zu bewerten, gesundheitsrelevante persönliche Daten bei Bedarf zu schützen oder freizugeben, Funktionsweisen, Ergebnisse und Folgen von digitalen Gesundheitsanwendungen einschätzen sowie Vor- und Nachteile abzuwägen und entsprechend zu handeln.
Das Projekt richtete den Blick besonders auf die Gruppe der Über-60-Jährigen. In Kooperation mit Share to Care GmbH, dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) und dem Team von TAKE-PART Media & Science GmbH wurde ein zielgruppengerechtes Konzept zur Förderung digitaler Gesundheitskompetenz entwickelt, das den Informationsbedürfnissen und -bedarfen sowie der Mediennutzung älterer Nutzerinnen und Nutzer Rechnung trägt und über analoge sowie digitale Angebote einen niedrigschwelligen Zugang zu digitalisierten Gesundheitsangeboten ermöglicht.
Das HBI führte hierzu eine Bedarfserhebung in der Gruppe der Über-60-Jährigen durch, die u. a. auch das Mediennutzungs- und Gesundheitsinformationsverhalten berücksichtigt, und evaluierte überdies das Konzept sowie die entstandenen Informationsangebote.
Für die Bedarfserhebung wurden qualitative Interviews mit Senior*innen geführt. Dabei wurden Bereiche der digitalen Gesundheitsversorgung identifiziert, in denen die Befragten einen großen Bedarf für eine Verbesserung ihres eigenen Wissens- und Organisations-Stands sehen bzw. in denen aus ihrer Sicht Kenntnisse besonders wichtig sind.
Vor dem Hintergrund der Befunde aus der Bedarfserhebung wurden analoge und digitale Angebote zur Förderung digitaler Gesundheitskompetenz für diese Zielgruppe entwickelt (u. a. ein Digital Café, Fortbildungsveranstaltungen, Flyer, eine Webseite mit textbasierten und audiovisuellen Informationen).
Nach Abschluss der Angebotsentwicklung wurde eine qualitative Befragung unter älteren Nutzer*innen durchgeführt, die den Fokus insbesondere auf Fragen des Zugangs zum Angebot, der Verständlichkeit der Materialien und der Einstellung gegenüber digitalen Gesundheitsangeboten legte.
Die Ergebnisse dienten der Überarbeitung des Online-Angebots von „Gesund-digital“, das auch nach dem Ende des Projekts verfügbar ist.
Weitere Informationen zum Projekt
„Wir müssen eine Brücke schlagen zum Alltag älterer Menschen“, Interview mit Dr. Claudia Lampert für vdek.com
Vortrag
„Bitte lasst uns erst aussterben, dann könnt ihr alles digital machen.“ Perspektiven älterer Menschen auf die digitale Transformation des Gesundheitswesens“, Vortrag von C. Lampert und C. Leppin im Rahmen der 7. Community Health Konferenz am 22. November 2024 in Bochum.
Foto von Georg Arthur Pflueger auf Unsplash