Journalistische Nutzung algorithmisch geprägter Informationsumgebungen

Wie relevant die Angebote einzelner Suchmaschinen und Sozialer Medien im Arbeitsalltag von Journalist*innen sind, wurde in diesem Pilotprojekt im Bereich der Computational Social Science mithilfe von Browser-Datenspenden erfasst.

In Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg untersuchten wir in diesem Pilotprojekt die Mediennutzung von Journalist*innen. Uns interessierte, wie genau Menschen, die journalistisch arbeiten, Inhalte in personalisierten Informationsumgebungen rezipieren oder welche Rolle diesen Informationsumgebungen im journalistischen Gesamtrepertoire zukommt, beispielsweise auch zur Medienbeobachtung (Stichwort Leitmedien).

Unter Rückgriff auf Methoden der Computational Social Science wollen wir einen methodischen Ansatz entwickeln und testen, um Anteil und Art algorithmisch personalisierter Informationsangebote an einem journalistischen Arbeitsvorgang automatisiert zu erfassen und im Dialog mit Journalist*innen zu validieren.

Grundlegende Forschungsfragen des Projektes waren u. a.: Welche Journalist*innen sind unter welchen Bedingungen zu einer solchen Datenspende bereit? Welchen Anteil haben welche personalisierten Informationsumgebungen am Gesamtvolumen der beruflichen Onlinenutzung? Und wie reflektieren und begründen Journalist*innen die Relevanz dieser Informationsumgebungen in ihrer Arbeit? Im Projekt ergänzen wir die Aussagen der Interviewpartner*innen um gespendete Browsernutzungsdaten mit Hilfe des Browserplugins WebHistorian, um neben der Schwierigkeit des detaillierten Recalls in ubiquitären Medienumgebungen auch dem Problem der sozialen Erwünschtheit und professionellen Sozialisation zu begegnen.

WebHistorian ist ein universitäres Open-Source-Projekt der American University (Washington). Durch die Installation eines Browserplugins erhalten die Teilnehmer*innen auf ihren eigenen Endgeräten einfach und graphisch aufbereitet Zugriff auf die Daten ihres Browserverlaufs der vergangen 90 Tage (URLs und Zeitmarken). Sie können diese Informationen individuell “bereinigen”, bevor sie diese an einen HBI-Server weitergeben.

Titelbild: Maxwell Nelson / Unsplash

Projektdetails

Überblick

Laufzeit Beginn: 2020; Laufzeit Ende: 2021

Forschungsprogramm: FP 1 Transformation öffentlicher Kommunikation

Beteiligte Personen

Ansprechpartner

Lisa Merten

Dr. Lisa Merten

Senior Researcher Mediennutzung & digitale Kommunikation

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
Warburgstraße 30b
20354 Hamburg

Ähnliche Projekte & Publikationen

Publikation Internet Policy Review

Können Gütesiegel die Kommunikation auf Online-Plattformen verbessern?

Ein Gütesiegel für zivile Kommunikation könnte eine Maßnahme sein, um gelingende öffentliche Kommunikation auf Online-Plattformen zu fördern und gleichzeitig die Freiheiten der Nutzenden zu respektieren. Jan Rau, Jan-Ole Harfst und Dr. Tobias Mast untersuchen in dem Artikel „Platform Badges for Civic Communication" verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten für solche Siegel und bewerten ihre potenziellen Vorteile und Risiken.

Cover der Publikation Media, Telecommunication, and Internet Concentration in Germany 2019-2023
Publikation Open Access erschienen

Globale Medien- und Internetkonzentration

Der Report bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung, wirtschaftliche Bedeutung und Marktkonzentration zentraler Akteure in den Bereichen Telekommunikation, Medien, Verlagswesen und Internet in Deutschland von 2019 bis 2023. Ein besonderer Fokus liegt auf der zunehmenden Dominanz digitaler Plattformen.

Cover der Zeitschrift "Medien & Kommunikationswissenschaft" Heft 4/2025
Publikation Open Access verfügbar

Erschienen: M&K 4/2025

Heft 4/2025 M&K ist erschienen und über die neue Plattform Inlibra kostenlos herunterzuladenn, diesmal mit Artikeln zum Versuch der trimedialen Diversifizierung von BILD, zur Protestberichterstattung an den Grenzen der Demokratie, zur Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Liechtenstein und zum Vertrauen in politische Meinungsumfragen.

Publikation Kapitel im Zusammenhaltsbericht

Der Klimadiskurs in sozialen Medien

Das Social Media Observatory (SMO) hat für den zweiten Zusammenhaltsbericht des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) die Dynamiken des Klimadiskurses in den sozialen Medien untersucht. Dabei stellte es fest, dass klimaskeptische Positionen und Desinformation in Social Media-Debatten häufig vorkommen. Gleichzeitig zeigt sich, dass diese Positionen in der Gesamtgesellschaft deutlich weniger verbreitet sind.

Cover des Beitrags "Fertilitätserhalt aus Patient*innensicht: Spannungsfelder und Informationsbedarfe in den sozialen Medien" in der Zeitschrift "Die Onkologie"
Publikation Beitrag in Zeitschrift "Die Onkologie"

Perspektiven von Krebspatient*innen auf fertilitätserhaltende Maßnahmen

Die Erhaltung der Fertilität stellt für Krebspatient*innen eine große Herausforderung dar. Eine qualitative Analyse von Social-Media-Beiträgen bietet Einblicke in die Erfahrungsberichte von Patient*innen und gibt Anhaltspunkte für eine bedarfsgerechte Fertilitätsberatung.

Cover der Publikation "Figurationstheoretische und empirische Annäherungen an Kommunikative KI-Systeme in der medienpädagogischen Sozialisationsforschung"
Publikation Jahrbuch Medienpädagogik 22

KI in der medienpädagogischen Sozialisationsforschung

Kommunikative KI hat bereits in verschiedenen Formen Einzug in den medialen Alltag von Kindern und Jugendlichen gehalten. Der Beitrag, basierend auf Ergebnissen der ConKids-Langzeitstudie, zeigt allerdings auch, dass die KI-Anwendungen je nach Alter und Haltung der Eltern sehr unterschiedlich in die Medienrepertoires der Kinder und Jugendlichen aufgenommen wurden.

Cover des Arbeitspapiers
Publikation Arbeitspapier zum Download

Algorithmische Kompetenz junger Menschen auf TikTok

Eine neue qualitative #UseTheNews-Studie des HBI untersucht, was Jugendliche und junge Erwachsene über die Funktionsweise des algorithmischen Empfehlungssystems von TikTok wissen, inwiefern sie damit interagieren und welche Emotionen dabei involviert sind.

Cover der Publikation "Information Ecosystems and Troubled Democracy: The State of Knowledge on News Media, AI, and Data Governance"
Publikation Open Access erschienen!

Informationssysteme und bedrohte Demokratie

Internetfreiheit sinkt seit 14 Jahren in Folge. Die Publikation befasst sich damit, wie Grundsätze für die Regulierung von Informationsökosystemen in die Praxis umgesetzt werden und mit welchen Unsicherheiten und Belastungen öffentliche Institutionen und andere Akteure konfrontiert sind, wenn sie versuchen, Falsch- und Desinformationen zu bekämpfen.

Screenshot des Beitrags von Dr. Gregor Wiedemann, AVISO, Heft Nr. 81 (Herbst 2025)
Publikation Beitrag im Aviso I Informationsdienst der DGPuK

KI und Forschung: Potenziale nutzen, Risiken kennen

In seinem Beitrag zeigt Gregor Wiedemann die Ambivalenzen auf, die aus der Verwendung von KI-Tools in kommunikationswissenschaftlichen Forschungsprozessen entstehen können und inwiefern hier eine genaue Risikoabschätzung notwendig ist.

Screenshot eines Beitrags auf dem Verfassungsblog. Titel des Beitrags: "Ein rundfunkrechtliches 'Solange'?"
Publikation Verfassungsblog-Beitrag

Ein rundfunkrechtliches „Solange“?

Im Beitrag kommentieren Tobias Mast und Wolfgang Schulz die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungsmäßigkeit des Rundfunkbeitrags. Grundlage ist die Pressemitteilung des Bundesverwaltungsgerichts vom 15. Oktober 2025 zum noch unveröffentlichten Urteil (BVerwG 6 C 5.24).

1 2 3 22

Seite 1 von 22

Newsletter

Infos über aktuelle Projekte, Veranstaltungen und Publikationen des Instituts.

Jetzt abonnieren