Kommunikative KI und deliberative Qualität

Welche Auswirkungen haben Social Bots, die Large Language Models (LLMs) verwenden, auf die Qualität der politischen Diskurses? Das Projekt erforscht kommunikative KI in der sozialen Domäne des politischen Diskurses mithilfe von Diskurs-Monitoring und Diskurs-Intervention und somit mit einem weitgehend experimentellen Ansatz. Als Fallstudien dienen hierbei deutschsprachige Debatten zum Thema Klimawandel auf X, Mastodon und Bluesky.

Indem die Diskurstheorie mit den jüngsten Innovationen im Bereich der LLM kombiniert wird, soll der öffentliche politische Diskurs sowohl beobachtet als auch in ihn eingegriffen werden. Dabei wird eine Gruppe öffentlicher Sprecher*innen zum Thema Klimawandel einbezogen, die ihr Einverständnis zur Teilnahme von Bots an den von ihnen initiierten Debatten geben.

Dies ermöglicht es, die Wirksamkeit von Social Bots im politischen Diskurs genau zu untersuchen, indem Diskursverläufe mit und ohne Bot-Intervention verglichen und durch begleitende Nutzer*innenbefragungen analysiert werden. Das Projekt wird geleitet von Prof. Dr. Cornelius Puschmann und Dr. Gregor Wiedemann.

Das Gesamtprojekt

Das Projekt ist Teil des Gesamtprojekts „Kommunikative KI (ComAI) – Die Automatisierung gesellschaftlicher Kommunikation„. Die Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) untersucht, welche Konsequenzen, Risiken, aber auch Potenziale mit dem tiefgreifenden Wandel der Medienumgebung durch kommunikative Künstliche Intelligenz (KI) verbunden sind. Neben dem HBI (Prof. Dr. Wiebke Loosen) und dem ZeMKI (Prof. Dr. Andreas Hepp), die die Forschungsgruppe koordinieren, sind die Universität Wien und die Universität Graz beteiligt.

Insgesamt neun Forschungsprojekte plus Koordinationsprojekt gehen der Frage nach, wie sich gesellschaftliche Kommunikation verändert, wenn kommunikative KI ein Teil von ihr wird. Beteiligt sind Spitzenforscher*innen aus den Bereichen Kommunikations- und Medienwissenschaft, Mensch-Computer-Interaktion, Wissenssoziologie, Governance-Forschung und Medienrecht. Gemeinsam verbindet sie das Ziel, die Transformation gesellschaftlicher Kommunikation unter dem Einfluss künstlicher Intelligenz systematisch zu analysieren, indem sie die Folgen ihres Einsatzes in unterschiedlichen sozialen Bereichen und den gesellschaftlichen Diskurs darüber erforschen.

Im Fokus der Forschung stehen gesellschaftliche Pionier*innen, die Entwicklung von Interfaces, der rechtliche Umgang als auch jener von Unternehmen mit kommunikativer KI, ihre Rolle im Journalismus, im öffentlichen (Online-)Diskurs, im persönlichen Alltag durch technologische Begleiter, im Gesundheitsbereich sowie beim Lernen und Lehren.

Für die Forschungsgruppe wird eine gemeinsam genutzte Forschungsumgebung der beteiligten Einrichtungen aufgebaut, um standortübergreifend eine gesteigerte Sichtbarkeit für die Erkenntnisse der Forschungsgruppe für Entscheidungsträger*innen in diversen Gesellschaftsbereichen herzustellen. Zentral ist hierbei die begleitende Ermittlung möglicher Zukunftsszenarien für die Verbreitung und Folgenabschätzung der Automatisierungsprozesse auf unterschiedlichen Ebenen gesellschaftlicher Kommunikation.

Teilprojekte am HBI

Neben dem Projekt „Politischer Diskurs: Kommunikative KI und deliberative Qualität“ werden zwei weitere Teilprojekte am HBI umgesetzt:

  1. Die Verrechtlichung von kommunikativer KI: Das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schulz untersucht die Verrechtlichung kommunikativer KI. Der Fokus liegt auf den rechtlichen Rahmenbedingungen für kommunikative Bots (insbesondere ChatGPT) und Social Bots (insbesondere X und Facebook) – zum einen aus kommunikationsrechtlicher Sicht, zum anderen aus der Sicht sich abzeichnender KI-Regulierung.
  2. Die Automatisierung der Nachrichten und journalistische Autonomie: Das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Wiebke Loosen untersucht kommunikative KI im Journalismus durch eine Analyse der damit verbundenen Herausforderungen für journalistische Autonomie auf interaktionaler, organisationaler und gesellschaftlicher Ebene.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Gesamtprojekt finden sich auf dessen Projektwebsite Comai.space.

Projektdetails

Überblick

Laufzeit Beginn: 2025; Laufzeit Ende: 2028

Forschungsprogramm: Media Research Methods Lab

Ansprechpartner

Gregor Wiedemann

Dr. Gregor Wiedemann

Senior Researcher Computational Social Sciences

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
Rothenbaumchaussee 36
20148 Hamburg

Ähnliche Projekte & Publikationen

Bild des 1600 Seiten starken Kommnatrs
Publikation Die umfangreichste HBI-Publikation ever!

DSA DMA Kommentar

Es ist die umfangreichste Publikation, die das HBI je erstellt hat: die 1600 Seiten starke Kommentierung zum Digital Services Act (DSA) und der Digital Markets Act (DMA), herausgegeben von Tobias Mast, Matthias C. Kettemann, Stephan Dreyer und Wolfgang Schulz. Neben einigen aktuellen und ehemaligen Forscher*innen des Instituts konnten knapp 30 weitere Expertinnen und Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für das Kommentarprojekt gewonnen werden.

Cover des Kurzgutachtens
Publikation Kurzstellungnahme

Staatsvertrag zur Reform des Verfahrens zur Festsetzung des Rundfunkbeitrags

In einem Kurzgutachten nehmen Wolfgang Schulz und Tobias Mast Stellung zum Staatsvertrag zur Reform des Verfahrens zur Festsetzung des Rundfunkbeitrags (RFinÄStV). Die Länder hatten sich Ende 2024 entschieden, die Säulen der Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu trennen und zunächst den sogenannten Reformstaatsvertrag zu verabschieden und den Prozess der Reform des Verfahrens zur Festsetzung des Rundfunkbeitrags davon losgelöst zu betreiben.

Cover des ersten Bandes der Schriftenreiher zur EU-Verordnung der Medienbehörde Österreich
Publikation KommAustria-Studie

Der Schutz der Meinungsäußerungsfreiheit im Digital Services Act

Die Publikation "Der Schutz der Meinungsäußerungsfreiheit im Digital Services Act", an der Matthias C. Kettemann maßgeblich beteiligt war, bildet den Auftakt einer Schriftenreihe der österreichischen Kommunikationsbehörde (KommAustria) zum DSA, die eine Grundlage für das Verständnis des DSA schaffen und zu einer differenzierten Diskussion beitragen soll.

Cover des Arbeitspapiers Nr. 76
Publikation Projektergebnisse zum Download

Zwischen Neugier und Skepsis: Nutzung und Wahrnehmung generativer KI zur Informationssuche in Deutschland

In welchem Ausmaß, für welche Zwecke und aus welchen Gründen die deutsche Bevölkerung generative künstliche Intelligenz in Anwendungen wie ChatGPT oder Google Gemini nutzt, hat das Forschungsprojekt “Generative künstliche Intelligenz für die Informationsnavigation”, gefördert vom BMBF, untersucht. Im Arbeitspapier sind die Ergebnisse zum Download verfügbar.

Cover der Ausgabe 6/2025 der Neuen Zeitschrift für Verwaltungsrecht.
Publikation Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht

Vertrauenswürdige Hinweisgeber sind keine Beliehenen!

In der aktuellen Ausgabe der Neuen Zeitschrift für Verwaltungsrecht wendet sich Tobias Mast gegen die zunehmend prominente Ansicht im rechtswissenschaftlichen Schrifttum, wonach Vertrauenswürdige Hinweisgeber (trusted flagger) nach Art. 22 des Digital Services Act (DSA) Beliehene und damit funktional betrachtet Behörden im Sinne des deutschen Verwaltungsrechts sind.

Cover der Publikation "Die Bildungsfunktion des ZDF aus der Sicht der Bevölkerung", erschienen in Media Perspektiven
Publikation Bildungsstudie in Media Perspektiven

Die Bildungsfunktion des ZDF aus der Sicht der Bevölkerung

Eine Studie zum Bildungsauftrag des ZDF hat erstmal erhoben, welche bildungsbezogenen Erwartungen und Wahrnehmungen die Bevölkerung hat. Jan-Hinrik Schmidt, Uwe Hasebrink und Dieter Storll waren beratend an Konzeption und Auswertung beteiligt und haben die Kernbefunde ausführlich in einem Beitrag aufbereitet.

Auf schwarz-weißem Schachbrett stehen sich weiße und schwarze Figuren gegenüber
Projekt DAAD-Kooperationsprojekt

Polarisierte Öffentlichkeiten?

Wie wird über polarisierende Themen in Deutschland und Australien berichtet – und trägt diese Berichterstattung zur Polarisierung politischer Einstellungen bei? Das Projekt untersucht, wie stark sich Nachrichteninhalte in beiden Ländern in ihrer Berichterstattung über gesellschaftlich umstrittene Themen unterscheiden – und ob diese Berichterstattung potenziell polarisierende Elemente enthält.

Cover des Handbuchs Digitaler Journalismus
Publikation Frisch erschienen

Handbuch zu Digitalem Journalismus

Die zweite Auflage des "Routledge Companion to Digital Journalism Studies" bietet eine Sammmlung von 54 Aufsätzen, die sich mit aktuellen Themen und Debatten im Bereich der digitalen Journalismusstudien befassen, darunter zwei Artikel von Julius Reimer / Wiebke Loosen sowie von Lisa Merten.

Cover der Zeitschrift Computational Communication Research
Publikation Open Access verfügbar

Datenspenden aus dem Journalismus

Unter dem Titel "I Really Thought I Would Use More Than Just Google: Investigating Professional Journalistic Online Use with Browser History Donations" beschreiben Lisa Merten, Felix Victor Münch und Maren Schuster in der Zeitschrift Computational Communication Research, wie die Methode der Datenspende zur Untersuchung der professionellen Mediennutzung im Journalismus genutzt werden kann.

Cover von Heft 1/2025 der Zeitschrift M&K
Publikation Open Access verfügbar

Heft 1/2025 M&K erschienen

Heft 1/2025 enthält u. a. Beiträge zum Journalismus in Deutschland 2023, zur Rolle von Googe und YouTube bei der Verbreitung von Verschwörungstheorien sowie zu journalistischen Rollenerwartungen und Idealen des gesellschaftlichen Zusammenlebens in der deutschen Bevölkerung. Alle Inhalte könnten frei über die Nomos-eLibrary heruntergeladen werden.

1 2 3 17

Seite 1 von 17

Newsletter

Infos über aktuelle Projekte, Veranstaltungen und Publikationen des Instituts.

Jetzt abonnieren