Mit Expert*innen aus Journalismus, Wissenschaft, Integrationsarbeit und NGOs hat eine Forschungsgruppe des HBI die Rolle des Journalismus im gesellschaftlichen Zusammenhalt diskutiert. Die Ergebnisse haben Prof. Dr. Wiebke Loosen, Julius Reimer und Verena Albert in diesem Impulspapier zusammengetragen
Impulspapier zum Download: Loosen, Wiebke; Reimer, Julius; & Albert, Verena (2021): Zusammenhaltssensibler Journalismus. Hamburg: Hans-Bredow-Institut, Oktober 2021 (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | FGZ Resultate Nr. 60) DOI: https://doi.org/10.21241/ssoar.75462
Abstract
In vielen Bereichen der Gesellschaft wird über gesellschaftlichen Zusammenhalt diskutiert: in der Politik ebenso wie in der Wissenschaft, aber auch in der breiteren Öffentlichkeit. Eine der virulenten Fragen ist in diesem Zusammenhang immer wieder die Rolle des Journalismus und die gängige Vorstellung, dass Journalismus (aus demokratietheoretischer Sicht) zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen sollte – und auch, dass er diesen stärken oder schwächen könne. Ein geteiltes Verständnis darüber, ob und wie Zusammenhalt durch Journalismus bzw. journalistische Berichterstattung beeinflusst wird und ob und in welcher Weise Journalismus überhaupt dafür zuständig ist, den Zusammenhalt einer Gesellschaft zu stärken, gibt es jedoch nicht.
Aus diesem Grund hat die vorliegende Studie des FGZ-Teilinstituts Hamburg hieraus eine empirische Frage gemacht und verschiedene Akteur*innen innerhalb und außerhalb des Journalismus zu ihrem Verständnis vom Zusammenhang von sozialem Zusammenhalt und Journalismus befragt. Zu diesem Zweck wurden vier Online-Gruppendiskussionen mit je fünf bis sechs Expert*innen aus den Bereichen Journalismus, Wissenschaft und Zusammenhaltspraxis durchgeführt.
Deutlich wird, dass die Befragten gesellschaftlichen Zusammenhalt zwar als einen wünschenswerten Zustand erachten, zu dem Journalismus beitragen könne, jedoch keine Einigkeit darüber besteht, ob dies auch ein explizites Ziel von Journalismus sein sollte. Die in den Gruppendiskussionen identifizierten Herausforderungen, denen sich ein „zusammenhaltssensibler Journalismus“ gegenüber sieht, werden entlang der Dimensionen Erreichbarkeit, Abbildbarkeit und Dialogfähigkeit der Gesellschaft systematisiert. Das Impulspapier zeigt die vielfältigen Facetten des Verhältnisses „gesellschaftlicher Zusammenhalt und Journalismus“ auf, sensibilisiert für die damit verbundenen Spannungsfelder und Herausforderungen, bündelt die in den Gruppendiskussionen genannten praktischen Beispiele und Quellen zum Thema und entwickelt praktische Implikationen und Empfehlungen für Journalist*innen und andere Interessierte.