Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) erforscht seit 2020 Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts aus unterschiedlichen Perspektiven und an elf Standorten in Deutschland. Der Hamburger FGZ-Standort am HBI untersucht, welche Rolle Medien und Kommunikation bei der Herstellung oder Gefährdung gesellschaftlichen Zusammenhalts spielen.
Im Juni 2024 ist das FGZ in seine zweite Förderphase gestartet (siehe auch die Pressemitteilung „Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt startet in 2. Förderphase„).
Das FGZ wurde 2020 als ein interdisziplinäres und dezentral organisiertes Institut vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingerichtet, um die Grundlagenforschung zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts voranzutreiben. Unter der Voraussetzung einer erfolgreichen Zwischenevaluation im Herbst 2024 wird das Institut bis 2029 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.
In der zweiten Phase will sich das FGZ in seiner Forschung und dem Wissenstransfer auf die gegenwärtigen Verflechtungen von Zusammenhalt und den gesellschaftlichen Transformationsprozessen der Gegenwart konzentrieren, einschließlich der Klimakrise, transnationalen Ver- und Entkopplungsprozessen, Krieg und Migration sowie der umkämpften Zukunft demokratischen Zusammenhalts.
An elf Standorten in Deutschland bündelt das FGZ die Expertise von rund 200 Forschenden mit dem Ziel, anwendungsorientierte Forschung zu Fragen der sozialen Kohäsion mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu verbinden und durch innovativen Wissenstransfer Impulse in den öffentlichen Diskurs zu geben.
Neben dem HBI in Hamburg gehören die Technische Universität Berlin, die Universitäten Bielefeld, Bremen, Frankfurt, Halle-Wittenberg, Hannover, Konstanz und Leipzig sowie das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen und das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena zu dem Verbund.
Weitere Informationen zum Gesamtinstitut finden sich auf der Website des FGZ.
Arbeiten am FGZ-Standort Hamburg
Der FGZ-Standort Hamburg setzt sich in der neuen Förderphase in mehreren Arbeitsschwerpunkten mit der transformativen Kraft von ineinander verschränktem Medien- und Gesellschaftswandel auseinander und schließt damit an die Arbeiten der ersten Förderphase an.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt wird aus dieser Perspektive verstanden als ein Prozess, in dem Menschen durch Kommunikation aufeinander Bezug nehmen. Dies geschieht, neben dem Austausch zwischen Einzelnen oder in kleinen Gruppen, insbesondere durch öffentliche Kommunikation. Sie lässt Menschen die gesellschaftlich relevanten Themen erkennen und vermittelt Wissen über anstehende Fragen, Entscheidungen und Ereignisse. Zugleich soll öffentliche Kommunikation in einer Demokratie auch die Vielfalt von Lebenslagen, Interessen und kulturellen Vorstellungen widerspiegeln.
Transformation der gesellschaftlichen Verständigungsordnung
Der Standort Hamburg setzt sich mit den veränderten Kommunikations-, Informations- und Teilhabepraktiken unserer Gegenwartsgesellschaft auseinander, die insbesondere von digitalen, zunehmend auch von automatisierten Medien durchdrungen sind. Diese Veränderungen erleichtern Meinungsbildung und Teilhabe an gesellschaftlich relevanten Entscheidungen. Zugleich florieren Desinformationen, Hassrede und populistische Zuspitzung. Neue Plattformen und Pioniergemeinschaften treten an die Seite etablierter journalistischer Organisationen und experimentieren mit Formaten, die das gesellschaftliche Gespräch anders organisieren.
Um die Veränderungen und ihre Folgen für den Zusammenhalt zu erforschen, verbindet das FGZ Hamburg empirische Analysen und theoretisch-konzeptionelle Arbeiten. Dies geschieht sowohl unter Rückgriff auf empirische Daten aus dem Qualitativen Panel und dem (Social) Media Observatory (SMO) als auch durch theoretisch-konzeptionelle Synthesen. Ziel ist es, die Entwicklungen in einem Konzept zur Transformation der gesellschaftlichen Verständigungsordnung zu erfassen.
(Social) Media Observatory
Die in der ersten Förderphase des FGZ (2020-2024) aufgebaute Monitoring-Infrastruktur des (Social) Media Observatory (SMO) wird konsolidiert und erweitert. Das SMO ist eine zentrale organisatorische Einheit des FGZ und ermöglicht die systematische und kontinuierliche Beobachtung von publizistisch-journalistischer und sozialmedialer Öffentlichkeit. Dadurch lassen sich Debatten in sozialen Medien erfassen, analysieren und visualisieren.
Darüber hinaus wird das SMO in Kooperation mit anderen FGZ Standorten zu Fragen der Polarisierungsdynamiken in digitalen Öffentlichkeiten und zu Geschlechterdiskursen in sozialen Medien arbeiten.
Zur detaillierten Beschreibung des (Social) Media Observatory
Transfer
Über seine Transferaktivitäten schlägt das FGZ Hamburg Brücken zwischen wissenschaftlicher Forschung und interessierten außerakademischen Zielgruppen. Es baut dazu auf unterschiedliche Formate der Wissenschaftskommunikation, darunter die „Leibniz Media Lectures“ und „Leibniz Media Lunch Talks“, die Salon-Reihe „Context Collapse“ sowie der BredowCast und Media Research Blog.
Die Forschenden stellen regelmäßig ihr Wissen der Gesellschaft zur Verfügung, u.a. durch Hintergrundgespräche mit Medienschaffenden und Interviews oder durch transferorientierte Vorträge für gesellschaftliche Gruppen, Bildungseinrichtungen und Medienorganisationen. Zudem beteiligen sie sich an Beratungen und Anhörungen, um das wissenschaftliche Wissen in politische Debatten und Entscheidungen einzubringen. In Workshops und Tagungen kommen Forschende aus dem FGZ mit Multiplikator*innen aus der Wissenschaftskommunikation und der Medienpraxis zusammen.
Informationen zur 1. Förderphase
In der 1. Förderphase von 2020 bis 2024 erarbeiteten Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen mit empirischen Untersuchungen und großangelegten Vergleichen praxisrelevante Vorschläge, die dazu beitragen, gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Sie decken Aspekte wie Identitäten und regionale Erfahrungswelten, Ungleichheiten und Solidarität, Medien und Konfliktkultur, Polarisierung und Populismus, aber auch Antisemitismus und Hasskriminalität ab und erforschen diese im europäischen Vergleich und darüber hinaus.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hatte in einem wissenschaftsgeleiteten Wettbewerb elf Einrichtungen aus zehn Bundesländern ausgewählt, wodurch auch die regionale Vielfalt gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland in den Blick genommen werden kann.
Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut war am FGZ-Standort Hamburg in der 1. Förderphase mit den folgenden fünf Projekten beteiligt:
- Mediennutzung und gesellschaftlicher Zusammenhalt
- Was Journalisten wollen und sollen – Die Transformation der Journalismus /Publikum-Beziehung und ihre Bedeutung für gesellschaftlichen Zusammenhalt
- Integrationsaufgabe und Integrationsfunktion von Public Service Medien
- (Social) Media Observatory
- Transferstelle „Medien und gesellschaftlicher Zusammenhalt“